Tatjana
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Swetlana Telukha (im Nachstehenden S.T.): Guten Tag, heute ist der 29. Juni 2017, wir befinden uns im Gebäude “Sojus Tschernobyl”, ich, Swetlana Teluha, mache ein Interview mit ….., stellen Sie sich, bitte, vor.
Tatjana Sementschuk (im Nachstehenden T.S.): Ich bin Tatjana Sementschuk.
S.T.: Erzählen Sie bitte die Geschichte Ihres Lebens.
T.S.: Nun, beginnen wir vielleicht damit, dass ich am 21. April 1964 in solcher schönen Siedlung wie Wiltscha in der Oblast Kiew, in einem grünen Wald, geboren bin. Im Ganzen war alles bei uns in Ordnung. Wie gewöhnlich bin ich zur Schule gegangen und habe sie sehr gut abgeschlossen, ich hatte nur drei Zweien. Nun ist das Leben seinen Gang gegangen. Nach dem Schulabschluss bin ich nach Kirowohrad weggefahren, dort habe ich Berufsfachschule für Gastronomie beendet. Zwar war es immer mein Traum, Arzt zu werden, nach solcher Katastrophe, die ich dort gesehen habe, hat mich etwas vielleicht aufmerksamer oder verschrocken gemacht. Dort habe ich einen so schlechten, fürchterlichen Unfall gesehen, deshalb hat sich alles in meinem Leben verworren verändert. Ich sage Ihnen, ich war niemals eine Begeisterte und ließ mich an dieser Berufsfachschule für Gastronomie in Kirowohrad immatrikulieren, habe sie mit Auszeichnung abgeschlossen, als Meister-Konditorin fünfter Klasse. Und 1985 bin ich umgezogen, habe geheiratet, bin nach Pripjat umgezogen. Es war eine schöne grüne Stadt, wo mein Mann damals schon gearbeitet hat. Und wir haben angefangen, in Pripjat zu wohnen. Ich habe gearbeitet… an der Fabrik, dort war sozusagen eine Küche, an der Haltestelle „Janow“, eine riesige Küche-Fabrik, wo eine Konditorabteilung war. Dort in dieser Konditorabteilung habe ich auch vor der Tschernobyl-Katastrophe gearbeitet.
T.S.: Damals, am 26. April hat es sich mir eingeprägt, dass ich die Schicht gewechselt habe, gerade haben wir dort je 3 Tage gearbeitet. Und ich musste zu den Eltern meines Manns nach Weißrussland fahren, weil es Ostern, ein großer Feiertag, war. Ich war im vierten Monate schwanger. Und wir haben uns vorbereitet, ins Dorf Linow des Rajons Naroulja im Oblast Homel zu fahren. Am Morgen, selbstverständlich, früh am Morgen, sind wir um 3:30 aufgewacht. In Pripjat sind dann keine Busse, keine elektrische Vorortzüge gefahren. Und um 3:30 haben wir das Haus verlassen, um zum Busbahnhof zu gehen, um zu den Eltern meines Manns zu fahren. Was hat mich gewundert, wissen Sie, ich habe sogar nichts gewusst und gedacht, einfach hat es mich überrascht, dass mein Mann gesagt hat: „Na bitte! Du sagst immer wieder, dass du sie brauchst – frische Luft, frische Luft. Atme, siehst du, der Asphalt abgespritzt ist, er ist sogar feucht“. Die ganze Nacht hat man abgespritzt. Und wir sind so zum Busbahnhof gegangen. Als wir gekommen sind, waren sehr viele Leute schon dort. Na ja, natürlich, Feiertage, wer irgendwohin wollte, wer wegfahren musste. Damit ich in einen dumpfen Raum nicht eintrete, sagt er: „Ich gehe dorthin und löse die Fahrkarte, und du…“. Er hat mir auf die Fensterbank des Bahnhofs hinaufgeholfen. Und ich habe auf der Fensterbank herumgesessen. Aber als ich meinen Kopf seitwärts gedreht habe, dort, nun ja, ganz in der Nähe war das Kernkraftwerk. Man nennt es „von Tschernobyl“, aber das ist ja „von Pripjat“, in Wirklichkeit war das in der Stadt Pripjat. Und als ich meinen Kopf seitwärts gedreht habe, habe ich, wissen Sie, keinen Rauch… ne, keinen Rauch, sondern so einen wie Dampf, große Dampfkugeln gesehen. Es war, ja, es war etwa 3:30 am Morgen. Und dann wurde ich aufmerksamer, denke ich, dass etwas geschehen ist, weil ich Sirenen der Notfallwagen hörte. Es sind Feuerwehr- und Notfallwagen gefahren. Niemand hat ja etwas gewusst, wir waren überhaupt im Unklaren. Ich habe herumgesessen, mein Mann ist dort gegangen… Ich habe sehr lange gesessen. Die Fahrkartenschalter waren alle abgeschlossen, wissen Sie, dort gab es, wie früher, solche hölzerne, na, der Schalter und ein hölzernes Brettchen darin. Und was hat mich gewundert, erinnere ich mich, als ob Trommelschlägel an dieses Brett geschlagen hätten. Aber wahrscheinlich hat man an den Fahrkartenschalter geklopft. Ich denke, vielleicht hat jemand sich verspätet, nun, vielleicht sind die Schalter aus irgendeinem Grund geschlossen, vielleicht sind die Fahrkarten aus. Und ich sitze.
Dann kommt mein Mann und sagt: „Ein Menschenandrang am Busbahnhof“. Ich sage: „Was ist los? Wir können schon seit 2,5 Stunden nicht wegfahren“. Und er sagt: „Weißt du, so viele Leute haben sich angesammelt, überallhin, verschiedene Richtungen“. Einer ruft: „Ich muss nach Krasnojarsk fliegen, ich muss aus Boryspol, aus dem Flughafen ausfahren, die Zeit drängt schon, weil ich eine Flugkarte habe“. Andere sprechen, bringen Argumente vor. Aber es war schon… Panik und Chaos, nicht weil die Leute etwas wussten, sondern weil sie nicht wegfahren und Fahrkarte lösen konnten. Vielleicht damals war es am wichtigsten, eine Karte zu lösen und einfach wegzufahren, ohne was zu wissen, was passiert ist.
S.T.: Aha.
T.S.: Und dann, während ich auf der Fensterbank gesessen habe, ist ein Auto gekommen. Ein solider Mann ist daraus ausgestiegen und in den Busbahnhof gegangen. Aber dann tritt mein Mann heraus, und ich sage: „Was ist los?“ Und er sagt: „Also es ist ein Mann gekommen, alle Fahrkartenschalter sind geschlossen, keiner arbeitet, und er hat gesagt, dass es eine Explosion am Kernkraftwerk war und eine Evakuierung möglich ist“. Was hat es uns gesagt? Tatsächlich nichts, überhaupt. Nun, eine Explosion, ja, eine Explosion. Nun, eine Evakuierung. Alle waren ziemlich ruhig… Wer hat nicht gewusst, nicht verstanden, und wir haben es nicht verstanden. Alle haben sich ruhig verhalten. Dann warten wir ja am Bahnhof, stehen hartnäckig. Man sagt uns, dass wir nirgendwohin fahren würden. Trotzdem stehen die Leute und versuchen zu sagen, dass sie wegfahren wollen, Gehör finden wollen. Und dann, vielleicht eine Stunde später habe ich schon diesen Mann auf der Straße erblickt. Ein anderer Mann und vier Menschen sind aus einem anderen Wolga ausgestiegen, nun ich verstehe, dass er jemand von der Verwaltung ist. Und wann mein Mann heraustritt, sagt er: „Nun, hat dieser Mann gesagt, dass es Übungen in der Stadt gibt und man die Busse braucht“. Es zu vergleichen… Jetzt kann ich doch etwas irgendwie analysieren. Er hat etwas gesagt und Schluss. Im Ganzen haben wir lang und hartnäckig gewartet. Und dann war überhaupt ein großes Chaos. Denn es stellt sich heraus, dass Leute mit dem elektrischen Vorortzug nicht mehr fahren dürfen, nun, im Ganzen, hat man in diesen Zug niemanden hineingelassen. Und was den vorherigen betrifft, im Allgemeinen, ist eine Menge einfach wütender Leute davon gekommen und sie sagen: „Wir müssen dringend wegfahren!“ Dort haben sie sowohl den Leiter als auch alle Kassierer aufgefordert. Sie mögen uns sogar Ihre eigenen Verkehrsmittel bereitstellen, so haben sie geschrien, wir müssen wegfahren. Nun erfahren wir, dass man sagt, es gebe Übungen, und wir konnten nicht wegfahren. Und als diese Leute herbeigelaufen sind, gruppieren sich Mengen schon und sprechen nur darüber, dass sie in den Vorortzug nicht eingestiegen sind, und wem es gelungen ist, ist auf das Dach hinaufgekrochen. Für uns war es überhaupt ein seltsamer Schock. Abtreten und Schluss. Wir haben lang und vergeblich gewartet. Wir haben bis zum Mittagessen gewartet aber nichts. Ich habe auf der Fensterbank gesessen, frische Luft geatmet, ließ die Beine baumeln.
S.T.: Aha.
T.S.: Kurz und gut gingen wir missgelaunt, weil wir nicht wegfahren können. Wir gehen nach Hause. Und es fällt uns ein, nach einem Auto vielleicht irgendeiner Bekannten zu suchen, um wegzufahren. Wir denken nicht daran, dass es eine Tragödie, ein Unfall, ist, dass es so viel Strahlung hier gibt, dass… die Feder sich sträubt, verstehen Sie. Ich atme Luft ein und denke, sammle meine Gedanken, muss wegfahren. Nun gehen wir den Weg, der in Prypjat war, also, die Eisenbahn, die Haltestelle „Janow“, die Küche-Fabrik, und wir gehen vom Busbahnhof. Nun natürlich gehen wir zum Markt. Ich musste bequeme Schuhe kaufen. Ich war im vierten Monate schwanger, deshalb brauchte ich irgendwas… Nun sagt mein Mann: „Gehen wir, kaufen wir dir einen bequemen Schuh“. Also gehen wir den Weg, begegnen unseren Mädchen. Und sie waren unsere jungen unverheirateten Spezialistinnen aus der Westukraine. Und wir sagten ihnen zuerst, dass Mädchen, wie man uns gesagt hat, nicht fahren sollten… „Und warum so?“ – „Denn es ist unmöglich, wegzufahren. Womit sollen wir wegfahren? Keine Verkehrsmittel fahren. Man sagt etwas, einige über Übungen, andere über eine Explosion am Kernkraftwerk“. – „Tanja, was hast du ausgedacht? Geh und kauf dir bequeme Schuhe, Tomaten und Gurken, und geh nach Hause, kau, denke, wie fährst du zu Ostern weg“.
Genau so haben wir es gemacht. Wir sind zum Markt gegangen. Er hat mit Volldampf gearbeitet, es war schon Frühling… Ostern hat vor der Tür gestanden… Man hat darüber nachgedacht, etwas Leckeres zu kaufen. Wir waren auf dem Markt, haben eingekauft, sind nach Hause gegangen. Und alles ist sehr ruhig weitergegangen. Wir sind nicht durch die Straßen gegangen, um es zu hören… Nun kommen die Nachbarn und sagen, im Flur oder Windfang, dass so etwas Ernstes dort passiert ist. Und was im Fernsehen? Und im Fernsehen war gerade nichts „Ernstes“ bei uns. Nun hatte ich noch große Wäsche, die Klappfenster waren auf, wie es sich gehört, wir atmen, ich habe gewaschen und sage: „Da es schon ein Fest ist, such ein Verkehrsmittel“. Er ist gegangen, und hat dort danach gesucht. Es gab keine Mobil-, nur Haustelefone, und es war unklar, ob jener ist weggefahren ist und ein anderer nicht.
Es war am 26., und erst am 27. früh am Morgen hat unser Radio, nämlich ich weiß nicht genau, zu welcher Zeit, aber was habe ich gehört… Ich habe es gehört nach 10, etwa zur 11 Uhr. Der Radioansager hat im vollen Gang gesprochen, dass es eine Evakuierung der Stadt gibt, keine Panik, und jeder… neben… jeder Bus wird neben jedem Haus warten. Also an den Häusern. Nun hat sich eine solche Reihe aufgestellt, es war einfach unbeschreiblich. Und dann sage ich: „Weißt du, Walera, das sind vielleicht… Das sind vielleicht die Busse, die man uns gestern nicht gegeben hat. Und warum hat man uns sie gestern nicht gegeben? Und nämlich erst am 27.04 waren sie da? Vielleicht war es nötig. Sowohl die grünen Busse, als auch die gelben, aber im Wesentlichen jetzt sehe ich die gelben vor mir. Und auch hat man per Radio gesagt: „Eine Evakuierung der Stadt für 3 Tage, nehmen Sie nur Ihre Unterlagen mit“. Nun, wir waren aber sehr klug, 22 Jahre alt, in der Art von Erwachsenen. Und ich sage: „Und wozu suchst du deinen Pass in den Unterlagen, ich nehme meinen und Schluss damit. Du brauchst ihn nicht. Habe ich doch? – Ja“. Wir fahren, nun aber wohin fahren wir – nun dorthin, wohin wir evakuiert werden. Nun denke ich, näher zu Wiltscha, wir werden meine Eltern erreichen. Nicht nach Weißrussland, sondern in der Ukraine, zu meinen Eltern. Und zu meinen Eltern, nach Wiltscha, von der Station „Janow“, nämlich von Prypjat, ist ein Vorortzug gefahren. Man hat vielleicht nur etwa 35 bis 40 Minuten gebraucht, um die Siedlung mit dem Vorortzug zu erreichen.
Also nehmen wir ihn, meinen Pass, und es ist alles, eine gelbe Tasche über die Schulter und wir fahren irgendwohin in die Richtung zu meinen Eltern. Kein Geld, nichts, keine Unterlagen mehr und wir haben nicht einmal gedacht jenen Pass mitzunehmen. Die Evakuierung der Stadt war natürlich schrecklich, nun hinsichtlich… der Tiere. Die Tiere – diese Kätzchen miauen, einige tragen sie unter Jacken, Hündchen laufen hinterher, und es wurde aber alles verboten.
Nämlich dürfen keine Hunde in den Bus – lassen Sie Essen für 3 Tage stehen, besser lassen Sie sie laufen. Wer hat die großen Tiere aus der Wohnungen laufen lassen, wer … hat Tiere mitgenommen – nur das Miauen unter den Jacken war im Bus hörbar. Es war still. Jemand hat über die Evakuierung gesprochen, aber wer kann wissen, wer was zu jener Zeit gewusst hat? Aber nichts, man hat nur über Alltagsprobleme gesprochen, wohin man fährt und wir möchten schneller zurückkehren, weil die Eltern es brauchen, und jene – ihre Eltern brauchen es zu wissen, aber der Mann war auf einer Dienstreise. Denn am Kernkraftwerk haben die Leute im Wesentlichen gearbeitet, die nun immer auf den Dienstreisen waren. Wir hatten sehr viele solcher Bekannten, die immer wegfuhren und zurückkehrten.
Also sind wir eingestiegen und angekommen. In der Siedlung Wiltscha bin ich ausgestiegen. Viele Leute sind auch aus dem Bus ausgestiegen und, wie ich später erfahren habe, sie waren sowohl aus unserem Bus, als auch aus anderen. Kurz und gut, eine Menge Menschen, die von den Einwohnern von Wiltscha sehr gut empfangen und angesiedelt wurden. Nun sind wir angekommen, dort hat jemand Kartoffeln angebaut, so sind noch Leute vom Bus hingegangen, und haben mit geholfen. Wir sagen, dass es eine Explosion am Kernkraftwerk gab, und eine Evakuierung. „Tanja, was hast du Dir ausgedacht? Was hast du Dir ausgedacht, wir müssen schnell Kartoffeln anbauen und an diesem Tagen gärtnern“.
Da sind wir bei den Verwandten angekommen. Nun, die Eltern waren natürlich sehr froh, aber sie konnten auch nichts begreifen, was dort passiert ist. Nun in drei Tage fahren wir weg, was auch geschehen möge. Gerade drei Tage dauert meine Schicht, ich habe gewechselt, ich habe drei freie Tage, deshalb fühle ich mich ruhig. Und da es so über „die Evakuierung der Stadt“ gesagt wurde, muss der Mann zur Arbeit nicht gehen, alles ist gut. Da sind wir bei den Eltern. Und dann hat Wiltscha angefangen sich zu füllen. Meine Mutter hat im Kindergarten gearbeitet und der Vater war der Vorsitzende der Bezirkskonsumgenossenschaft. Und dann waren auch andere Arbeiten.
Nun, was möchte ich sagen, dass alles, was geschehen ist, unsere Straße, Aleksejewska, sie war nicht im Zentrum von Wiltscha, von der Siedlung, sondern ein bisschen weiter, neben der Eisenbahn. Und nun hat, meiner Meinung nach, natürlich das Schrecklichste begonnen. Es war das Schrecklichste, dass die Technik, die an den ersten Tagen im Kernkraftwerk war, war kontaminiert, sie wurde auf dieser Eisenbahn herumgefahren, wo wir gehen mussten. Es gab keinen Fußweg, alle Leute sind diese Eisenbahngleise entlang gegangen. Und nun sind wir diese Eisenbahngleise entlanggegangen, ließen uns im Siedlungsrat unbedingt eintragen, dass wir aus Prypjat angekommen sind, aber es war schon einige Tage später. Und was denn? Ich fühle mich sehr gut bei meiner Mutter, mein Mann erholt sich auch. Und nun ist eine umfangreichere Information angekommen. Wir sehen schon, wie diese gepanzerten, die dann den Panzern oder Schützenpanzerwagen ähnlich waren, wurden ständig auf der Eisenbahn hin und her gefahren. Eine schwere Technik mit beglasten Kabinen fährt durch unsere Straßen. Ich denke, dass sogar Wiltscha mehr, die Strahlung dort war hoch, weil sie mit der Technik kam, nun denke ich so. Nun, ich… und andere meinen natürlich auch so.
Und hier war unsere Niederlassung, also, die Niederlassung für mehrere Bezirke. Es gab viele Betriebe, mehr als 18. Es gab Holzbearbeitungswerke, Forstwirtschaft, und nun das, wo man Pestizide ablagert, und eine Kleiderfabrik. Nun, kurz und gut, war die Siedlung so dicht, sehr schön. Dann musste man eine neue Schule ba… nun hat man begonnen, sie zu bauen. Es gab zwei Schulen bei uns, eine Grundschule und eine allgemeinbildende Schule. Es gab Kindergärten, zuerst ein, später ein weiterer. Nun, kurz und gut, war es sehr schön. Leute, viele junge Spezialisten wurden aus der Westukraine gesendet. Und so im Allgemeinen aus anderen Städten, die abgeschlossen haben… Insbesondere am Holzbearbeitungswerk, dort waren sehr, sehr viele Leute.
Und kurz und gut bin ich zu Hause und höre, dass ein Notfallwagen fährt und Arzneien verteilt. Ich verstehe, dass es Jod ist, ich habe es so verstanden. Aber ich erinnere mich an den Namen nicht, ich weiß nur, dass sie verteilt wurden. Und ich habe ihnen gesagt, dass ich schwanger bin, und sie sagen: „Das ist gerade der Fall“. Erst mehrere Jahre später, als ich in der radiologischen Fürsorgestelle in Minsk ärztlich betreut wurde, hat man mir gesagt, dass ich diese Arzneien im keinen Fall einnehmen durfte… Dann habe ich den Namen genannt, aber jetzt kann ich mich daran nicht erinnern.
Nun war alles gut, bis ich krank wurde. Nach Wiltscha wurden Kinder und schwangere Mütter abtransportiert. Im vollen Gang hat man angefangen die Schwangeren abzutreiben. Mein Mann hat das rundweg abgelehnt, wir haben daran gar nicht gedacht! Wir haben an die Auswirkungen nicht gedacht… Jetzt würde ich natürlich zweifeln, ob ich richtig gehandelt habe, ich weiß nicht. Vielleicht jedoch durchaus richtig, weil ich jetzt zwei Töchter habe. Also habe ich mir eine Erkältungserkrankung zugezogen. Und Mutti ist ins Ambulatorium gelaufen. Eine Ärztin ist hergelaufen und sagt: „Für wen brauchst du die Arzneien?“. Sie sagt: „Für Tanja“. Natürlich kennt jeder Tanja. Sie fragt: „Für welche Tanja?“ – „Für meine Tanja“. – „Sie ist doch schwanger“ – „Ja, wir brauchen das, was die Schwangeren einnehmen dürfen“. Und da entstand so ein Gelärm! Alle haben angefangen, Mutti zu beschimpfen, weil sie sagen: „Woran denken Sie eigentlich? Alle Schwangeren sind abtransportiert und abortiert, und Sie beabsichtigen, sie mit Arzneien zu behandeln?“ Sie sagen: „Am Morgen wollen wir sie gar nicht hier sehen! Stellen Sie sich vor, was hier passiert? Hier gibt es so viel Radioaktivität und so was. Und wie viel Strahlung gibt es in Wiltscha? Man misst ständig“.
Wissen Sie, ich erinnere mich, also, es sind Männer, Jungen in solcher Schutzkleidung und mit diesen Strahlenmessgeräten gegangen. Die Geräte haben ständig gepiepst und die Jungen haben gemessen. Wir haben sie aus irgendeinem Grund „Partisanen“ genannt. Ich weiß nicht warum, aber es war so. Nun, weil man die Mutti beschimpft hat, hat der Vater gesagt: „Wir müssen uns etwas ausdenken“. Und zu dieser Zeit war meine dreijährige Nichte bei uns. Der Mann ist Militärangehöriger, er befindet sich in der Stadt Grjasowez in der Oblast Wologda. Er wurde dorthin zur Arbeit gesendet, als er die Offiziershochschule der Artillerie in Leningrad abgeschlossen hatte. Und er war auch dorthin gefahren, weil die Schwägerin in einem Militärteil in damaliger Zeit gearbeitet hat. Und niemand konnte dieses Mädchen, Natascha, mitnehmen. Nun sind wir in Panik verfallen, weil man mich angeschrien hat, dass ich wegfahren sollte. Also haben wir gedacht, dass wir dieses Mädchen mitnehmen müssen, und wir haben uns um sie Sorgen gemacht, weil es sehr verantwortlich war. An einem schönen Morgen sind wir weggefahren. Wir gehen zur Eisenbahn. Und schon damals, jeder hat es unterschiedlich gefühlt, aber ich habe einen Geschmack von Pestiziden, wie Säuerung im Mund. Ich kann es nicht ertragen, es kratzt mir im Halse, ich fühle einen Hustenkitzel. Ich gehe, räuspere mich, huste, die Eltern begleiten uns und tragen das Mädchen zur Eisenbahn. Wir müssen wegfahren und sie hinbringen. Und im Gespräch lautet es: „Vielleicht bleibt ihr dort?“ Denn immerhin…
Wir nehmen die kleine Natascha, fahren nach Wologda, nicht nach Wologda, sondern in die Stadt Grjasowez. Dort ist Schmutz überall, der beim Gehen seitwärts fliegt. Und als wir angekommen sind… Und der Bruder hat in einer Baracke, einem Militärwohnheim ähnlich, gewohnt. Ein Zimmer pro Familie, eine gemeinsame Toilette, eine gemeinsames Badezimmer und so weiter. Und dann habe ich gesehen, erstens, dass sie zur Arbeit zu zweit gehen. Wie werde ich leben und was werde ich in diesem einzigen Zimmerchen tun… Dann gab es keinen Gedanken, dass jemand uns eine Wohnung überlassen konnte. Nein, wir sind zu den Verwandten gefahren, haben das Mädchen irgendwie mitgenommen. Und ich denke an diese Eisenbetten mit bis zu dem Boden herabhängenden Netzen, ich habe nur einmal darin übernachtet und hatte Schmerzen überall. Ich hatte Panik, Tränen. „Nein, wir fahren nach Hause“. Heute sind wir hergekommen, und am Morgen fahren wir nach Hause, nach Wiltscha. Erstens sagt mein Mann: „Tanja, wir verfügen über keine Information“. Alles ist gut und still dort. Damals war ein Ansager oder eine Ansagerin mit dem Namen Schilow, und er hat im Fernsehen über alles mit einem monotonen Bariton erzählt, dass alles gut ist, es beseitigt ist. Wir wissen weiter nichts, das ist Russland. Nun zu jener Zeit war es natürlich die Sowjetunion, es war egal.
Und am nächsten Morgen bereiten wir uns vor und fahren nach Wiltscha zurück. Und da stellt es sich heraus, dass die Frauen von Prypjat bis zum Mutterschutz arbeiten sollen. Und ich habe wieder Panik. Wo soll ich arbeiten? Und die Mutter hat alle Stellen besucht und dort hat man ihr gesagt: „Hör auf, alle Schwangeren wurden abtransportiert, und du willst, dass wir uns einen Verweis zuziehen oder so was in dieser Zeit? Nein, wir nehmen sie nicht. Sucht an einer anderen Stelle“. Aber wohin sollen wir fahren? Nun haben wir lange nachgedacht, nun gab es keine Ideen. Mein Mann hat sich ausgedacht, wir fahren also in sein Dorf, dort ist die Stadt Naroulja ganz in der Nähe. Erst jetzt verstehe ich, dass ich zweimal näher zur Hölle gefahren bin, weil dort die Strahlung schon viel zu viel war.
Nun fahren wir dorthin, nach Weißrussland, kommen in das Dorf Linow. Seine Eltern gehen auch zu ihren Bekannten und sagen, dass ich bis zum Mutterschutz arbeiten muss. Wir haben Wiltscha verlassen, folglich muss ich hier arbeiten. Und in diesem Dorf hat der Freund meines Manns am Kernkraftwerk gearbeitet, und seitdem haben einige Informationen begonnen anzukommen. Weil die Leute im Unklaren waren. Umso mehr als unsere Wiltscha eine entwickelte Siedlung war. Und dort im Dorf war es egal, ob es eine Strahlung gab. Man ist in den Wald gegangen, Pilze und Beeren zu sammeln – das hat man in großen Mengen gegessen. Und dann haben wir nachgedacht, dass ich arbeiten gehen muss. Also haben meine Eltern sich verabredet zu einer Arbeit an einem Munitionswerk im Wald. Jetzt verstehe ich auch, dass es dort eine riesige Strahlung gab. […] Und dort war ich als Lageristin tätig. […] Ich habe bis zum Mutterschutz gearbeitet und da ist immer mehr Information angekommen.
Ich war sehr aufgeregt. Wissen Sie, ich füge noch etwas hinzu. Als ich in Wiltscha war, zwei von unseren ersten Feuerwehrmännern, die man nach mehreren Minuten in die Hölle aufgefordert hat, waren meine Bekannten. Zwei Jungen: Kolja Titenok hat in meiner Straße gewohnt, er war ein Jahr älter als ich. Ich bin 1964 geboren, und er 1963. Und auch habe ich Wasja Ignatenko gekannt. Er war Offizier, der… Ich habe mit seiner Frau Ljusja in derselben Abteilung gearbeitet. Und unsere Männer haben uns immer nach der Arbeit abgeholt. Und ich habe ständig an diese Jungen gedacht, wie es ihnen ging, man hat nur gesagt, dass sie aufgefordert worden waren. Ich wusste nur, dass sie in einem Krankenhaus waren. Aber ich konnte mir gar nicht vorstellen, was mit ihnen passiert ist. Und dann, als wir in Weißrussland erfahren haben, dass dieser Freund, Wasja, uns erzählt hat, […] dass die Leute von Prypjat zum bestimmten Datum in die Gebietsverwaltung in Kiew aufgefordert werden. Aber wofür, das haben wir nicht gewusst. Also muss man dort unbedingt mit Pässen sein und damit hat unser Problem begonnen. Wir hatten meinen Pass, aber nicht den meines Mannes. Was sollen wir tun? Im Ganzen, haben wir durch unsere Bekannten erfahren, man sagt: „Es gibt eine Einfahrt in Pripjat. Wir nehmen die Unterlagen an den bestimmten Daten mit, man muss sich eintragen lassen“. Nun, wir haben diesen Jungen tränenvoll gebeten, damit er uns einträgt, weil man ohne Pass nicht einlässt.
Im Ganzen, haben sie sich zu einem Datum verabredet und mein Mann fährt nach Prypjat, in die Wohnung für seinen Pass. Nun warte ich ungeduldig, was er mir sagen wird. Nun als er zurück gekommen ist, war ich sehr verstimmt, weil wir nach Prypjat nicht zurückkehren. (weint) Ach, Moment mal. Er hat die Unterlagen gefunden und… Er sagt: „Ich habe das Schmuckkästchen geöffnet, der Ehering“. Im Ganzen, er hat diesen Ehering mitgenommen, selbstverständlich ihn an den Finger gesteckt. Ich hatte meinen immer am Finger. Er hat ihn angesteckt und sagt: „Ich habe die Wohnung verlassen und die Blumen waren welk…“ Ich habe ihn immer angeschrien, dass er nicht vergessen sollte, die Blume zu gießen, wenn ich das vergessen habe. Also, da sagt er, dass er diese Blumen gegossen hat, und dann ist er unter den Balkon gegangen… Kirschen, rote Kirschen. Er hat sie gepflückt. Essen oder nicht? Aber dann hat er sie immerhin da gelassen. Und er sagt, er hat ein Kinderfahrrad genommen und ist damit gefahren. Nun, wofür brauchst du das Fahrrad, nun Kindheit. Nun, und dann ist er mit den Unterlagen gekommen und sagt: „Nun, es geht so“. Ich frage: „Nun, wie geht es in Prypjat? – Nun, es geht so, - er sagt, - nur etwas ist schlecht – Hunde. Es gibt so magere Hunde“. Nun, sie suchen etwas zu essen. Nun, wir haben ihnen gegeben, was wir mitgenommen haben, sagt er. Wir haben nicht einmal die belegten Brote gegessen, alles den Hunden gegeben. (schluchzt)
Nun ist mein Mann gekommen, alles ist gut, im Ganzen, haben wir die Unterlagen, fordert man uns auf. Die Kiewer Gebietsverwaltung war dann in Irpen, einer kleinen Stadt in der Kiewer Oblast. Wir sind nach Irpen gefahren und also dort hat man uns gesagt. Ein Haufen von Leute, unsere von Prypjat stehen, lächeln. Und meinem Mann wurde sofort gesagt, als ich… Mir sagt man, dass ich eine Arbeit finden muss, er ist nach Wiltscha gefahren, nun war es so, und man hat die Arbeit bekommen […]. Und die Arbeit war so, dass einige Wagen mit dem Blei angekommen sind, es gab solche schwerfälligen, massiven Barren. Dort gab es sehr viele Familien, die in Pripjat wohnen, in Wiltscha gewohnt haben. Und diese Jungen haben gearbeitet, diese Bleibarren verladen. Immer morgens waren die Arbeiten dort, man hat die Jungen für die Ladearbeiten weggebracht. Es wurde aufgeschrieben, dass es die Leute aus Prypjat waren, dass sie zeitweilig arbeiteten.
Und dann sind wir schon nach Irpen gekommen, […] haben einige unserer Bekannten getroffen. Man hat meinem Mann noch gesagt, dass es verbindlich ist, zu Arbeiten […], nach Prypjat zu fahren, da können wir eine Wohnung in Kiew bekommen. Und was soll ich machen? Er sagt: „Ich würde dorthin fahren, aber wir sollen zusammen sein“. Im September musste ich gebären. Und damals war es schon Spätsommer. Kurz und gut, wir waren ratlos…. Ich sage: „Fahre nirgendwohin, wie kann ich allein sein? Falls ich etwas brauchen werde…“ Woher soll ich das wissen, wann genau ich gebären werde – früher oder später. Nun, im September und es ist alles. Also sind wir in Irpen angekommen, einige Männer sind an uns herangekommen, sie haben sehr viele Fragebögen geschrieben, wir haben sie ausgefüllt, sie haben das Kernkraftwerk in Leningrad vorgeschlagen. Aber ich frage, welche Kernkraftwerke bot man uns an? Ja, dort wird man uns die Wohnung geben, also wird man Leute übersiedeln, so ist das Gespräch. Nun verstehe ich, wenn wir irgendwohin fahren, also arbeiten wir auch dort und zeitnah bekommen wir eine Wohnung. Ich sage: „Wie ist es – zeitnah, ich stehe doch hier, ich soll mich entscheiden“. Ich habe schon genug von diesem Leidensweg. Und überall wirst du wie eine Ausgestoßene weggejagt. Und in diesem Wologda hatte ich Angst, dass jemand sagen kann, dass man Strahlung abbekommen hat, also auch kontaminiert ist. Gott sei Dank, dass diese Offiziersfrauen dort waren, ich habe mich mit ihnen weniger unterhalten, und den Jungen war es egal.
Also, da weist man an, andere füllen den Fragebogen aus, und ich höre, es gibt viele Leute, darunter auch die Verwandten des Manns, die nach Vilnius beabsichtigen zu fahren. Ich höre, dass sie sagen: „Wir fahren nach Vilnius“. Andere wählen das Kernkraftwerk in Leningrad, noch andere in Saporischschja und ich höre nur „Kernkraftwerke, Kernkraftwerke, Kernkraftwerke…“. Und dann sieht ein Mann mich an, so steht er und sieht mich von oben bis unten an. Und fragt: „Warum stehst du hier?“ Er sagt: „Fahre mit mir“. Und ich frage: „Wohin?“ Und er sagt: „Nach Weißrussland“. Ich lachte auf, weil mein Mann Weißrusse ist. Ich habe dort gestanden und er sagt: „Mädchen, ich gebe dir die Wohnungsschlüssel“. Er sagt: „Verstehst du, es ist unbekannt, wann sie etwas bekommen. Und ich sehe auf dich und gebe dir die Wohnungsschlüssel“. Ich bin auf meinen Mann zugelaufen und sage: „Walera, du hast Verwandten in Weißrussland, in Minsk“. Und es ist Druzhnyy, ein Städtchen auch mit einem Kernkraftwerk, das man nur begonnen hat zu bauen, scheinbar später haben die Leute angefangen sich zu empören, zu schreiben und Schluss damit. Weil es war dort dasselbe, wie es in Prypjat, in der Siedlung, war, es war buchstäblich ein Kilometer davon entfernt. Und man hat sie in ein HKW umgebaut. Also sagt er: „Ich gebe dir…“ Ich sage: „Walera, fahren wir. Ich flehe dich an, fahren wir, weil es keine Chance mehr geben wird, wer kann uns auch helfen“. Wir machen uns auf den Weg und fahren nach diesem Druzhnyy, es war neben Minsk. […] Keine Schlüssel, er hat gesagt, […] dass man auf uns wartet, man uns ansiedelt, alles wird gut sein.
Also sind wir von Minsk nach Druzhnyy gefahren, und dort ist ein Wohnviertelchen. Dort gibt es mehrere Häuser. Und ein anderes beginnt man nur zu bauen, ich verstehe so, dass es unseres ist. Er sagt, […] dass es ein Wohnviertel für die Leute aus Tschernobyl ist. Es gibt ein riesiges Haus, das die Form eines Rings hat, dort sind vielleicht 28 große Eingänge, die mit den Bogen geteilt werden […]. Nun sind wir zu diesem Haus gekommen, suchen nach jenem Bauleiter, jenen Meistern. Also sagen sie, dass wir wissen müssen, wohin man uns noch zuordnet, in welches Haus, wissen Sie, wie viele Leute gibt es hier? […] Ich sage: „Großer Gott! Was sollen wir denn tun, wohin gehen?“ Nun haben wir diese Frage gelöst, sie haben auf mich gesehen, dass ich schwanger war. Und man hat uns in eine Zweizimmerwohnung gebracht. Und es hat sich herausgestellt, dass wir dort schon die 6. Familie sind, 12 Leute. Eine Frau erwartet auch ein Kind, aber sie wird von heute auf morgen gebären. Und sie, ich verstehe so, sie haben sich ein Sofa gekauft. Weil sie ein neues Sofa hatten, wo sie schlafen konnten. Und da haben wir uns 2 Zimmer geteilt. Eigentlich was hatten diese Leute früher? Später haben sie notwendige Sachen gekauft, und wir haben sogar keine Bettdecke, wir konnten uns nicht bedecken, nicht uns auf den Boden legen, verstehen Sie. Deshalb jetzt, wenn ich diese alten Erinnerungen auskrame, kommen diese Umsiedler jetzt nahe. Sie sind auch nach Nirgendwo gekommen, ach…
Nun war es so, dass wir in dieser Wohnung wohnen. Und ein Tag, und zwei, und drei, fünf. Nun dann sind wir in ihre Verwaltung gegangen. Und wir sind in irgendeinen Dorfrat neben der Verwaltung gegangen und sagen, bestimmen Sie bitte etwas, weil ich bald gebären muss. Verstehen Sie doch, dass ich ein Bett kaufen muss, das Geld noch finden, damit ich etwas kaufen kann. Nun hat man uns eingeladen und gesagt, dass wir warten sollen, vielleicht einen Tag, vielleicht zwei, nun, so haben wir 10 Tage in dieser Wohnung auf dem Boden gewohnt […]. Zwar später haben wir Bekanntschaft gemacht, die Unseren gefunden, die gastfreundlich waren. Sie haben schon begonnen uns zu helfen und alle notwendigen Sachen, die jemand in der Nähe hatte, zu bringen. Und im Ergebnis haben wir eine Wohnung im Erdgeschoß bekommen, weil es ein vierstöckiges Haus war, ich wollte also im vierten Stock. Er sagt mir: „Wohin? Mit dem Kinderwagen ohne einen Fahrstuhl. Wie lange wirst du im Freien spazieren?“ Und ich habe verstanden, nun, dass im Erdgeschoß, ich wollte nicht so sehr, aber, also, haben wir die Wohnung bekommen, bis sie uns gegeben wurde, bis wir dort eintreten konnten, alles fertiggemacht haben. So haben wir 10 Tage wie eine einige Familie gewohnt.
Es war natürlich sehr viel Wohl und dann auch Weh. Als ich ins Geschäft gegangen bin, um Milch zu kaufen, und habe von hinten seitlich gesehen… Es ist mein Mädchen gestanden, mit dem ich in Prypjat in einer Abteilung zusammen gearbeitet habe, Lena Tarawkowa. Ich habe mir gar nicht vorgestellt, dass sie dort war. Dann hatte sie einen anderen Namen – Kuzmina, weil sie geheiratet hatte. Und wir sind uns begegnet, sie hat mir sehr geholfen. Und ihre Eltern haben in Prypjat gearbeitet. Nun da ihr Vater Spezialist war, wurde er hierher ins Kernkraftwerk nach Minsk gesendet. Und sie ist schon nach Hause zu ihren Eltern gefahren. Nämlich hatte sie schon ein Haus. Und hier habe ich solche Bitternisse erfahren. Sie erzählt über die Unseren, die sie gesehen hat. Sie sagt: „Ich bin noch nach Prypjat gefahren, in unsere Abteilung, um die Produkte abzubuchen“. Sagt: „Man hat mich aufgefordert, nun konnten sie dich nicht mehr… weil sie über deinen Zustand gewusst haben“. Und sie erzählt mir über Wasja Ignatenko, den Feuerwehrmann: „Tanja, sie sind doch schon gestorben, diese Jungen“. Großer Gott, es war für mich ein Schock. Und sie hat mir erzählt, sagt: „Was ich weiß“, sagt sie, „Ljusja ist doch…“ Und ich habe sofort nicht… „Und Ljusja“, frage ich, „hat sie doch geboren? Sie musste früher als ich gebären“. […] Sie sagt: „Tanja, die Sache liegt so, dass Ljusja zu Wasja gefahren ist…“ Nun, im Fernsehen haben wir gehört, dass die Jungen in einem Krankenhaus waren. „In einem Krankenhaus ist das eine aber das ist etwas ganz anderes“, sagt sie, „man hat sie nach Moskau geschickt mit der Sanitätsfliegerei“. Sagt: „In Moskau waren sie in einer Klinik. Dort waren sie unter Folien. Es war nicht leicht, dort hineinzugehen. Und Ljusja hat verschwiegen, dass sie schwanger war“. Eigentlich war sie Ljudmila Ignatenko, aber bei uns wurde sie Ljusja genannt. Und sie sagt, dass die ihre Schwangerschaft verschwiegen hat und bis zuletzt mit Wasja war und Essen und Medikamente den dort liegenden Jungen gebracht, aufgeräumt hat. Und sagt: „Wasja ist gestorben, Fleisch ist von den Knochen abgegangen, kannst du dir das vorstellen?“ […] Und (schluchzt) im Ergebnis habe ich erfahren, dass sie ein totes Mädchen, Natascha, geboren hat. Nun, für uns war es natürlich ein Schock, beim Treffen haben wir beide (schluchzt) sehr viel geweint. Nun doch habe ich verstanden, dass mein Mädchen mit mir zusammen war. Nun und dann ist die Zeit gekommen und ich habe ein Mädchen Aljona geboren…
S.T.: Dort, in der Stadt, in Weißrussland, oder?
T.S.: Ja, ich war sehr froh und glücklich. Und wir waren in Weißrussland, haben dort 8 Jahre gewohnt. Nun, natürlich ist es nicht ohne die radiologische Fürsorgestelle in Minsk abgegangen. Dort waren wir Stammgäste. Und dann 4 Jahre später hatte ich schon große Angst noch einmal zu gebären. Aber mein Mann wollte und hat gesagt: „Noch ein Mädchen“. Ich habe Katja dort in Weißrussland geboren. Wir haben schon 8 Jahre dort gewohnt, und da ist eine Verordnung ergangen. Es ging darum, dass es den 34. Artikel gab, damals war es 1991, also ist die UdSSR… Und laut dieses Artikels könne ein Ukrainer über die Grenzen der Ukraine hinaus zu seinen Verwandten ausreisen. Der erste Gedanke, der mir gekommen ist, dass ich allein hier bin, in einem fremden Ort. Man muss aus Weißrussland in die Ukraine fahren. Damals wurde Wiltscha natürlich aufgebaut. Und mir… Mein Mann ist dorthin gefahren, hat sich erkundigt und gesagt, dass ja, man hat ihnen Geld für den Ausbau zugewiesen, Sie sind unter diesem Artikel gefallen. Entweder mit den Eltern zur Erweiterung oder eine eigene Wohnung für uns.
Wir haben uns aus diesem Weißrussland auf die Socken gemacht (lacht) […]. Und wir fahren, für uns ist das Wichtigste, dass es etwas weiter weg ist, ein reines Gebiet, Oblast Charkiw. Also sind wir in Wiltscha angekommen. Später habe ich das eine Zeit lang sehr bedauert. Und jetzt habe ich mich schon daran gewöhnt, mich abgefunden… weil meine Töchter aufgewachsen sind. Sie haben meinen Traum von der Berufswahl verwirklicht, sie wurden Ärztinnen, nun, behandeln Patienten, die Leute von Tschernobyl. Und ich kann stundenlang in der Sprechstunde bei dem Sprechzimmer sitzen (lacht), nun, weil es für mich interessant ist. Und meine Tätigkeit nach diesen 8 Jahren in Wiltscha… ich war Vorsitzende der gesellschaftlichen Organisation während der 8 Jahre. Nun haben wir unsere Organisation gerade in Wiltscha begründet… Ich war als Vorsitzende tätig. Da es etwa 2000 Leute von Tschernobyl in Wiltscha gab, und im Kreis gab es ganz wenig. So haben wir begonnen, uns gesellschaftlich zu betätigen (lacht), zu ergründen, und das liegt mir. Ich habe 12 Jahre der Abgeordnetentätigkeit gewidmet, nun ich war Abgeordnete. Also ist es so… Und jetzt freue ich mich über die Kindeskinder. Ich habe einen Enkel und eine Enkelin, nun, die Zwillinge meiner jüngeren Tochter Katja. Demnächst werde ich meine ältere Tochter verheiraten…
Na also, das ist, kurz und gut, meine… (lacht).
S.T.: Geschichte…
T.S.: Meine Geschichte, ja.
S.T.: Sagen Sie bitte, diese Atmosphäre, worüber Sie ein bisschen erzählt haben, die Atmosphäre damals, kommen wir auf die Frage von Tschernobyl zurück, auf die Explosion, war die Panik nur wegen…wegen der Schwierigkeit die Stadt zu verlassen, oder? Und im Ganzen, die Atmosphäre unter den Leuten, wie waren sie gestimmt, nun, jene, mit denen Sie abtransportiert wurden? Nämlich, gingen sie zu dieser Evakuierung freiwillig? Welche Laune war es, welche Themen wurden damals besprochen? Sie haben über Alltagsfragen gesagt, das heißt, niemand hat von dem Unfall gewusst?
T.S. Nein, nein… Wissen Sie, als wir den Weg gefahren sind, hatten alle die Hoffnung, dass sie in drei Tagen zurückkehren. Alle Leute haben darauf gewartet, als wir … Alle haben noch naiv gefragt, während sie aus dem Bus ausgestiegen sind. „Holen Sie uns in 3 Tagen ab?“ Nun, solche Fragen hatten die Leute… Es gab keine Panik wie die auf dem Bahnhof. Nun, als die Leute wegfahren wollten. Außerdem gab es keine besondere Panik. Ich habe doch gesagt, dass ich Angst hatte, bin ich in solche Panik verfallen, als man mir gesagt hat, ich musste Wiltscha verlassen, und hier in Wiltscha war Entsetzlichkeit. Einige graben Grabanlagen, führen die Technik aus der Niederlassung dorthin, in den Wald, hinaus und graben diese Technik ein. Und jene andere, nun, kommen später an, Dächer zu waschen. Und ich sehe, wie diese Jungen, sogenannte „Partisanen“, die Dächer waschen und mein Vater die Dachplatten ablöst – löst ab, hilft. Und daneben gab es Pfützen von Abwaschen, und die Kinder unserer Nachbarn, Familie Worochtjatskij, laufen barfuß auf diese Pfützen. Dieser Sand, ich verstehe doch erst jetzt, was es bedeutet. Und damals war es so, dass man nicht laufen durfte und das war alles. Und nun ist man für die Beseitigung angekommen, um diesen Zaun auszutauschen und es war alles. Soviel Leute…
[…] So ein Chaos war, verstehen Sie… Man kann jetzt sagen, diese Lage einschätzen, es war so, als ob ein Krieg ausgebrochen wäre. Und diese Kühlwaggons, man hat den Zug neben das Haus gestellt, und dieser Zug hat etwa 6 Jahre lang gestanden, dort war alles kontaminiert, aber man hat ihn nirgends … Man hat ihn irgendwoher rausgeführt, was war dort. In diesem Zug war Fleisch, das hat gestunken und getröpfelt, nun, man hat den Waggon zurückgezogen. Und andere Kühlwaggons… Arme Leute sind alle von der Aleksejewskaja-Straße zur Arbeit an diesen Kühlwaggons vorbeigegangen… Sie sind die Kühlwaggons herumgegangen, haben sie berührt. Sie waren mit riesiger Strahlung, wir haben erst später verstanden, wie viel Schmutz gab es dort. […]
Und die Leute waren im Wirrwarr, weil man sehr viele Leute mitgebracht hat. Einige mussten angesiedelt werden, andere sind weggefahren, man sollte ihnen helfen, nach den Verwandten zu suchen. Denn es war damals anders, man hat Briefe geschrieben, heutzutage ist es doch leichter – es gibt Handys. Und wo sollte man suchen? Einige wurden dorthin gebracht, einige wurden ins Krankenhaus abtransportiert, die Leute von Prypjat sind auseinandergelaufen. Deswegen hatte ich Angst, als man mir gesagt hat, dass, Tanja, […] du sollest das Kind abtreiben. Hals über Kopf bin ich weggelaufen, damit niemand mich beunruhigt…
S.T.: War es zwangsweise, oder?
T.S.: Nun… […] Man hat mich weder gezwungen noch irgendwohin hingebracht.
S.T.: Nun, war es unfreiwillig […]?
T.S.: Nun, man hat schon gesagt, dass es unbedingt ist, verstehen Sie… Es hat eine Frau in unserem Hauseingang gewohnt, ihr Mann ist aus Schytomir gekommen, und sie aus Korosten. So wurde die Geburt künstlich ausgelöst. So stellen Sie sich vor, welches Kind sie verloren hat. Sie sagt: „Tanja, wie hast du es gemacht?“ Na also habe ich es und einen Ort verlassen. Im Ganzen war es so.
S.T: Und sagen Sie bitte, ich habe noch solche Frage, als Sie… abtransportiert wurden, hat man Sie in Wiltscha irgendwie auf den Strahlungshintergrund geprüft[…]?
T.S.: Die Sache ist so, dass wir, als Leute mit dem Vorortzug gefahren sind, hatten, zum Beispiel, wir nichts. Später haben wir Strahlenmessgeräten gekauft, sie haben ständig gepiepst und diese Jungen, „Partisanen“, haben gemessen. Und die Leute, die mit dem Vorortzug gefahren sind, und ein Mädchen aus unserem Rat war damals in einer Sanitätsgruppe, nun ja, man hat Sanitätsgruppen am Holzbearbeitungswerk gegründet. Und auch im Ambulatorium, es gab viele überall. Und sie haben diese Leute in der Sanitätsstelle empfangen, und sie mit dem Strahlenmessgerät dort völlig geprüft. Nun hat man gesagt, sie sollen etwas ausziehen, bald Schuhe, bald Kleidung, und wir nun…
S.T.: Und Sie haben keine Sicherheitstechnik…
T.S.: Doch, damit war alles in Ordnung, und in Weißrussland war noch einmal alles in Ordnung. (lacht) Deswegen ging es uns sehr gut.
S.T.: Und sagen Sie, woran erinnern Sie sich am meistens vom dem Leben in Prypjat? Das heißt, welche Momente sind die bedeutsamste für Sie?
T.S.: (lacht) Ich weiß nicht, ob ich das sagen soll, aber die bedeutsamen Momente waren… die bedeutsamen Momente waren für mich, dass ich, erstens, Schwangerschaftstoxikose hatte. Ich erinnere mich daran genau. Und das Wichtigste war, wenn ich zum Mittagessen dorthin schon gegangen bin, sind wir in den Speisesaal hinabgestiegen, dann… Jetzt wenn ich jemandem begegne, fragt man: „Tanja, isst du Hering bis jetzt?“ Also hat man Heringsteller auf den Tisch vorgesetzt, erinnern Sie sich, damals gab es solche eiserne Teller für den Hering. Und es gab diese Heringsteller in großer Menge in diesen Regalen. Und wenn ich gekommen bin, habe ich 1, 2, 3, 4, 5, 6 neben mir gestellt und nichts mehr, jeder hat einen Lachanfall bekommen. Und später, als die Mädchen genug davon hatten, haben sie die Heringe von mir versteckt. Aber wenn ich mich an den Tisch gesetzt habe und 6 Leute auch mit mir gesessen haben, haben die anderen Heringe genommen (lacht) und mir gegeben. Das war für mich… Nun, ich erinnere mich daran endlos. Das sind solche Momente […].
S.T.: Sie haben in Prypjat gewohnt, also, hatten Sie dort eine Wohnung?
T.S.: Ja, also haben wir zuerst, unsere Wohnung wurde gebaut, und […] wir haben in der Wohnung auf dem Herojew-Stalingrada-Prospekt, Nr. 3, WNr. 65 gewohnt. Und später haben wir gewohnt… davor haben wir auf dem Kurtschatowa-Prospekt bei den Verwandten nicht lange gewohnt. Aber im Ganzen wurde unsere Wohnung schon in Semihody gebaut […]. Sie wurde sehr schnell gebaut. Und wir, ich denke, hätten sie 1986 im Herbst bekommen, falls alles gut gegangen wäre.
S.T.: Und sagen Sie, solche Frage, nun, war Freizeit, Erholung, überhaupt aktuell damals, nach dem Unfall? Das heißt, wie war es veranstaltet? Nun, als Sie schon in Wiltscha waren, oder in Weißrussland. Wie haben Sie Ihre Freizeit verbracht?
T.S.: Freizeit in Weißrussland, stellen Sie sich vor, es gab dort 28 Eingänge und es gab sehr viele Leute aus Prypjat und Tschernobyl, Umsiedler, man hat es Bezirk Tschernobyl genannt. Und daneben war eine Grünanlage. Wir alle haben dort freundschaftlich aufgeräumt, es war nicht der Fall, dass jemand eine Konservendose oder so was abgeworfen hat. Wir sind dorthin hinausgetreten, einen Fleischspießchen zu braten. Das Einzige, womit es ein Problem gab, damals ohne das zu verstehen, haben wir Kiefernhölzer entzündet. Am nächsten Tag sind wir alle krank geworden, aber später in […] ein paar Tagen haben wir schon gesagt, dass wir noch einmal gehen werden, das war erstens. Und zweitens, es war dort eine sehr freundliche Atmosphäre, weil die Leute aus Prypjat so einig waren, nun wir, es waren auch kleine Kinder […]. Wir haben diese Kinder auf Schritt und Tritt überwacht. Damals, wenn jemand Geburtstag hatte, stellen Sie sich vor, damals, falls alle sich versammelt haben und in der Wohnung keinen Platz finden konnten, haben wir nach draußen die Tonsäulen getragen […]. Nun, es war gut, so, nicht schlecht…
S.T.: Und sagen Sie, zum Zeitpunkt der Evakuierung, der Umsiedlung, welche… nun, hatten Stellung, na, Bildung, gesellschaftliches Ansehen, das heißt, hatten diese Begriffe eine Bedeutung für der Umsiedlung?
T.S.: Nein, durchaus nicht, man hat dort nichts über deine Stellung erfragt. Die Leute haben versucht, irgendwo eine Arbeit zu finden, nun, nicht etwa, dass es gerade mit der Bildung verbunden war. Man hat sich an etwas geklammert. Deswegen sage ich, wenn, wissen Sie, nun… von Zeit zu Zeit ist es sonderbar für mich, ich sage, ich würde egal wo arbeiten, in den Lagerraum um bis Mutterschutz zu arbeiten, dort, in Wiltscha bin ich in einen Kindergarten gegangen, habe als Köchin gearbeitet, nun, jede Arbeit für jedes Geld. Deswegen steht es mir manchmal fern, wenn bei uns, nun ja, Leute, die jetzt aus der АТО-Zone umgesiedelt werden, und andere sagen: „Nein, wir werden für 1000 nicht arbeiten“. Nun deshalb ist es für mich ein bisschen merkwürdig.
S.T.: Ihrer Meinung nach, welche Menschqualitäten haben sich bei Menschen nach dem Unfall gezeigt?
T.S.: Wissen Sie, erstens, unsere Leute waren einig. Zweitens, sie haben verstanden, was Unglück ist, nicht nur ich hatte einen Leidensweg und… nun, ich denke, dass es viele Leute gab, die im Ungewissen waren, sie haben nicht gewusst, wohin sie sollten. Es ist gut, dass ich dort etwas konnte, aber es gab auch Leute von anderen ferneren Städten. Und wenn sie keine Wahl hatten, wohin sie fahren sollten, und wenn sie keine Verwandten hatten, man hat sie doch aufgenommen. Deshalb denke ich, dass diese Freundschaft und Einigkeit, nun, einfache menschliche Verhältnisse. Die Leute, die Unglück erlebt haben, verstehen Sie doch, was für Leute sie sind. Sie können mitfühlen. Nicht jeder ist doch einfach, aus der Straße, nun, es gab Umsiedler, es war alles. Nun, hatten sie keine… Das sind ihre Probleme, man sagt, nun… Und nämlich Leute, dieses Problem, Weh, Unglück, nun… vereinigt sie, und das, was ich sage. Sogar wenn wir, nun, dank Ljubow Iwanowna […], dass wir in diesen Totenfesten in Wiltscha gefahren sind. Und ich habe gehört, dass unsere Leute Interviews gegeben haben und es war für sie eine solche Aufrichtigkeit, in solches Gespräch einzuwilligen, Seelenschmerz, Herzensschrei. Heutzutage sage ich meinen Kindern, die als Ärztinnen arbeiten, wenn die Leute von Tschernobyl zu ihnen kommen: „Spürt es mit dem Herzen“. Nun, weil ich das einmal mit euch erlebt habe. Deshalb muss man human sein. (lacht)
S.T.: Und, nun, als Sie einander als Umsiedler geholfen haben, war es sowohl moralisch, als auch materiell…?
T.S.: Natürlich, natürlich… Wir stimmen ebenso, wissen Sie, und sogar diese Umsiedler von der ATO-Zone. Ich habe 200 Mal erzählt, dass entschuldigen Sie, Mädchen, na, es ist schwer, na, klar…Und als ich dort auf dem Fußboden 10 Tage lang gelegen und nicht gewusst habe, ob man mir eine Wohnung baut. Und falls ich anfangen würde zu gebären? Und ich sage, dass ich mit fremden Löffeln gegessen habe, weil diese Familie auch nicht alle Sachen gekauft hat, diese Wohnung sollte ja ihnen gehören. […] Und einer hat gegessen, den Löffel gewaschen, und dem anderem gegeben. Also… dort war alles, deshalb. Es scheint mir, dass die Leute, die dieses Unglück am eigenen Leib erfahren haben, sie… sie sind ganz anders.
S.T.: Und sagen Sie bitte, hatte solcher Begriff wie „Klatsch“ überhaupt eine Bedeutung, nun, nach dem Unfall?
T.S.: Wissen Sie, es gab einen großen Klatsch und Tratsch. Nun, man sagt, dass ein Funken Wahrheit in jeder Lüge steckt, aber diese Wahrheit kann man auf andere Weise darstellen, aus anderer Ansicht (lacht). Klatsch war der Fall, weil alle gesagt haben: „Wissen Sie, diese aus Pripjat sind angekommen, haben Wohnungen bekommen, und Geld, und sie können sich den Bauch damit nicht vollschlagen“, verstehen Sie. Na ja, es war der Fall. Aber was ist da zu tun? Ich denke so, wer klug ist, der wird schweigen, nicht antworten. Und es gibt Leute, für die es bitter ist, deshalb fangen sie an…
S.T.: Und das Verhältnis, wie war es in Wiltscha, in Weißrussland? Das Verhältnis zu Ihnen, zu den Leuten aus Tschernobyl? Das heißt, wie hat die Gesellschaft Sie angenommen?
T.S.: Die Sache liegt so, dass es Momente gab, wissen Sie, sogar in einem Krankenhaus, man hat manchmal jemanden besucht. In Minsk auch, Weißrussland hat viele Schäden seinerseits genommen. Ich glaube, dass die Ukraine nicht weniger Schaden hatte. Denn wie groß ist Weißrussland? Nur eine Handvoll, und die Ukraine ist doch groß. Manchmal hat man gesagt, dass, wissen Sie, als unsere Kinder geheiratet haben. Man hat gesagt: „Was, einen Mann aus Tschernobyl heiraten? Sie spinnen wohl, sie werden hässliche Kinder haben“. Man hat so über uns gesprochen und es war sehr bitter und ich sage immer, dass niemand weiß, was morgen sein wird. Es kann sowohl die Leute aus Tschernobyl treffen, als auch andere, das Unglück kann plötzlich geschehen. Deshalb die Antwort auf solche Frage… Das Verhältnis war verschieden. Das, nun, sozusagen, ich wiederhole, wer es überlebt hat, nun, schätzt es anders. Sozusagen, das eigene Unglück hat uns schon gelehrt. Und es waren andere, die ein sehr schlechtes Verhältnis hatten: „Äh, mit denen aus Tschernobyl auf einer Schulbank sitzen, spinnen Sie wohl, so viel Strahlung hat diese Person“. Es war so…
S.T.: Ihrer Meinung nach, nun, die größten Schwierigkeiten nach diesem Unfall war?
T.S.: Ich hatte eine Schwierigkeit, nur einen Gedanken, dass ich gebären und irgendwo sein musste. Ich habe verstanden, dass ich ein Bettchen hinstellen musste, ich habe nur daran gedacht, dass mein Kind irgendwo schlafen musste. Und wohin soll ich mit diesem Kind, wenn man dorthin nicht durfte, dorthin auch nicht, und zu jenen würde ich nicht fahren. Deswegen waren das meine Schwierigkeiten. Solche Schwierigkeiten, bis zum Mutterschutz zu arbeiten, mein Mann musste eine Arbeit finden, und dann gab es eine Brigade in Weißrussland, nun, sie haben Häuser bei Pawljutschenko für Umsiedler gebaut. Sie haben diese beispielgebenden Häuser aufgebaut. Man hat mit ihnen Interviews gemacht, sie fotografiert, es gibt solche Zeitschriften mit ihnen. Kurz und gut, hat er dort gearbeitet. Für mich war es das Wichtigste, dass es irgendeine Arbeit gab, irgendeines Geld… davon leben… (lacht) irgendwie überleben…
S.T.: Und solche Alltagssorgen wie Haushalt, Ernährung, nun… War alles damit bei Ihnen, nun… in Ordnung?
T.S.: Also, was ich sagen möchte, nun, die Ernährung, wissen Sie, bis wir Arbeiten gefunden haben, haben unsere Eltern uns kärgliches Geld gegeben, aber man musste etwas für die Wohnung kaufen, wenigstens etwas, worauf man schlafen konnte. Und für das Kind auch damals… Es geht darum, ich wollte die Sachen, die die Eltern in Wiltscha gekauft haben, nicht mitnehmen, weil das seine Gründe hatte. Und Schwierigkeiten… es gab Schwierigkeiten… Ich wollte schnell sagen, na also, sehen Sie (schluchzt)… Dort, ja, Arbeit haben, um… Und ich möchte auch erzählen, später, als die kleine Aljona geboren ist, es gibt eine deutsche Stadt Lindau. Und Weißrussland hat begonnen zusammenzuarbeiten. Und wir haben häufig Kindernährmittel bekommen. Es war damals eine große Hilfe, nun, diese Verpackungen mit Nährmittel, diese kleine Säfte, man muss sagen, wir haben sie in großer Zahl bekommen. Nun, damit man etwas gekauft hat und dabei mit einem kleinen Kind… Ich möchte auch etwas Interessantes erzählen, darüber kann man… (lacht) ständig erzählen. Wir haben uns mit einigen Familien zusammen getan und es gab ein Geschäft, man ging dorthin etwas zu kaufen. Man musste sich in die Liste eintragen, Dienst haben, Schlange eine Nacht, zweite Nacht lang stehen, um etwas in diesem Geschäft zu kaufen. Es war solche Zeit, es war 1990 in Weißrussland. Deswegen… Na ja, genau 1990. Also wir, Mütter, haben uns verabredet, und ich habe der Reihe nach auf die Kinder aufgepasst. Wenn wir die Kinder zu Bett befördert haben, bei mir oder bei der, an deren Reihe es ist. Und man ist gegangen und hat sich in diesen Schlangen angestellt, um etwas zu kaufen, so war es…
S.T.: Und sagen Sie bitte… Haben Sie über die Ursache des Unfalls nachgedacht? Haben Sie Ihre Version, Meinung in dieser Hinsicht?
T.S.: Wissen Sie, man hat viel darüber gesprochen, und ich bin keine Spezialistin in diesem Bereich, verstehen Sie. Der kann darüber urteilen, etwas besprechen, der zumindest etwas davon versteht. Ich bin weit entfernt von Kernenergetik, aber die Gespräche waren so, dass die Leute von Charkow nachlässig waren, Schichten gemacht, sie haben sich zum Fest beeilt und etwas ausgelassen. Andere haben gesagt, dass es ein Befehl war, einen Versuch durchzuführen. Die dritten haben gesagt, dass es zweifellos eine Diversion war. Nun, deswegen… Ich bin keine Spezialistin, deswegen kann ich darüber nichts sagen.
S.T.: Und sagen Sie noch bitte… Der Moment in ihrem Leben, als Sie begonnen haben, sich über den Unfall Gedanken zu machen… über diese Katastrophe, Tragödie. Nun, solche Lebenswende… nun, Sie haben erzählt, als man die Technik geladen hat, ja, vielleicht…
T.S.: Wann habe ich diese Schaurigkeit verstanden?
S.T.: Ja, ja, ja, dieser … Maßstab, Maßstab…
T.S.: Ja, den Maßstab habe ich schon verstanden, als man ins Geschäft dort, in Wiltscha, gegangen ist, ich habe die Technik nicht gesehen, aber… Ich möchte noch erzählen über die Technik und das Kind, wie man Prypjat besucht hat. Die Technik, große Technik, wurde an unserem Haus vorbeigefahren, gerade in …[…] zu dieser Wäsche, für mich es war ein Schock, weil dieser endlose Kühlwaggon dort steht. Was drin ist, weiß ich nicht. Vielleicht liegen dort irgendwelche Strahlungsteile. Und sovielmal man darüber auch geschrieben hat, die Leute haben in Siedlung Wiltscha, stellen Sie sich vor, von 1986 bis 1993 gewohnt, die letzten Leute. Und es geht darum, dass ich noch etwas erzählen will, man sagt, Unfall in Wiltscha…nun, Liquidatoren… Ich würde sagen, dass ich jedem Mensch den Status des Liquidators geben würde. Warum, erkläre ich jetzt. Also, ein Brand, der Wald brennt… Burjakowka, das ist zwischen Wiltscha, Tolstyj Les, Burjakowka… Tolstyj Les ist näher zu Wiltscha, dort sind Wiltscha, Pawlowitschi, Tolstyj Les, Burjakowka, 49 km und Prypjat. Nämlich Station „Janow“. Und damals… als der Wald in Brand geraten ist, also, gab es sofort einen Befehl: Eimer in die Hände und schnell dorthin. Sagen Sie mal, es waren nicht die Leute, die von einer Dienstreise angekommen sind und die später den Status bekommen haben und Liquidatoren wurden. Sondern waren es Ortsbewohner, sie sind zu diesem Brand mit Eimern gelaufen. Dieses Blei auf- und abladen, es war ein bisschen in Prypjat, man hat diese Leute abgeholt, gut, wenn dieses Blei, das man geladen hat, nicht kontaminiert war. Also, später wurde es in Waggons von Prypjat verladen, man musste es in einen anderen Waggon umladen. Entschuldigen Sie mal aber es ist… Dann hat man die Dörfer umgesiedelt, als Liquidatoren haben diejenigen gearbeitet, die Einweisungen bekommen haben. Die von Wiltscha, einige haben diese Einweisungen bekommen, andere nicht. Man ist gefahren, hat diese Leute ausgesiedelt und dieses Vermögen mitgebracht, diesen Schmutz, ist in die Hölle gefahren.
Das… Das war schaurig, ja. Jetzt, jetzt, als die Leute darauf gestoßen sind und fragen: „Warum sind so viele Liquidatoren in Wiltscha erschienen?“ Sie waren doch sofort Umsiedler. Bitte, entschuldigen Sie mal, Leute haben angefangen, im Archiv zu stöbern, die Unterlagen zu beschaffen, um das irgendwie zu beweisen. Nun, es war schaurig.
Ich hatte noch ein großes Problem, als ich in Kiew war, mein Mann in Wiltscha und Aljona, meine Tochter, in Charkow. Sie hat an der medizinischen Universität studiert oder eine Facharztausbildung schon begonnen, ich erinnere mich nicht genau. Also ich bekomme eine SMS. Ich nehme mein Handy, sie schreibt mir: „Mutti, ich bin schon zu Hause“. Ich habe nicht verstanden. Dann ist sie im Foto neben der rissigen Tür zu sehen, ich habe diese Fotos gesehen und verstanden, sie ist in Prypjat. Für mich war es überhaupt ein Schock… Sie ist mit einem Ausflug gefahren, sie sagt: „Ich gehe… Ich bin nämlich aus Pripjat. Ich bin schon in Weißrussland geboren, aber ist Prypjat meine Heimatstadt“. So… Mir haben die Worte gefehlt… Einerseits hatte ich es verstanden, aber andererseits war ich darüber beunruhigt, dass vielleicht… man soll es nicht…
S.T.: Gesundheit…
T.S.: Nun ja, natürlich…
S.T.: War es ein Ausflug oder ihr Wunsch?
T.S.: Ja, es… nein, es war… nicht ein Ausflug, man ließ dorthin zu Totenfesten fahren, na, und zum 9. Mai, es waren einige Tage, wenn die Einfahrt in Prypjat erlaubt war. Und sie sind gefahren…
S.T.: Sie hat ihr Haus besucht…
T.S.: Na ja, sie hat es besucht, es war doch ihr Haus, als sie das Foto gesendet hat. „Mutti, ich bin zu Hause“. (schluchzt) Deswegen…
S.T.: Und was halten Sie von den Ausflügen? Ja, heutzutage sie kommen in Aufnahme (was ist damit gemeint?). Lohnt es sich, dorthin zu fahren?
T.S.: Ich würde fahren, man hat mich eingeladen aber ich habe doch Probleme mit meiner Schilddrüse und außer Schilddrüse habe ich eine Menge Probleme. Aber den Leuten… gesunde vielleicht ja, man sagt, dass man dort alles gewaschen hat, es dort sauber ist, man hat eine Dekontamination vorgenommen. Ich habe einen großen Wunsch. Wenn Sie nur wüssten, wie ich dorthin fahren will, ich kann es Ihnen nicht beschreiben. Aber vielleicht habe ich mir selbst gesagt: „Stopp!“ Ich denke, es ist keine Vorstellung. Man muss darüber Lichtbildervorträge halten, man muss die Probleme untersuchen, man muss erzählen, aber nicht dorthin fahren. Ja, ich verstehe, es ist eine Heimfahrt, aber einen Ausflug machen, das verstehe ich nicht.
S.T.: Ihrer Meinung nach, hat man schon die Unfallfolgen beseitigt?
T.S.: Wissen Sie, die Sache liegt so, mein Mann hat gesagt: „Würde man morgen Prypjat oder Wiltscha bevölkern, dann wäre ich dort der erste. Unabhängig davon, wie viel Leute dort wohnen würden“.
S.T.: Warum denkt er so?
T.S.: Es ist Leiden für ihn, Leiden solange er lebt. Für mich ist na lebenslang… Ich habe entweder von Wiltscha, oder Prypjat geträumt. Wo war ich, […] ich war durch die ganze Sowjetunion, sozusagen, und habe dort gewohnt. Sowohl bisschen dort, als auch ein bisschen dort und… Ich war lange in Kirowograd – nein. Träume… und hier, zu Hause, überhaupt nichts, keine Träume hab´ ich hier. Ich habe wieder Träume von Wiltscha oder so flüchtig Prypjat.
S.T.: Na, Wiltscha, Wiltscha… na altes Wiltscha…
T.S.: Altes Wiltscha, gerade altes, ja. Und er sagt, es ist für mich… und für ihn eine Seelenwunde und dieses Leid. Er sagt lebenslang: „Prypjat und Wiltscha – es gibt für mich keinen schöneren und lieberen Ort“.
S.T.: Und können Sie sagen, dass dieser Unfall Ihr Privatleben wesentlich beeinflusst hat?
T.S.: (seufzt) Nun, worüber will ich nicht sagen, na, das ist selbstverständlich Gesundheit. Und ich weiß nicht, was noch. Kinder wachsen auf und sie haben hier einen edlen Arztberuf gewählt, der mir gefällt. Aber vielleicht hat mich der Unfall in gewisser Weise beeinflusst. Alles ist, Gott sei Dank, glücklich.
S.T.: Und antworten Sie bitte auf solche Frage religiöser Art. Gibt es Religion, Gebet, religiöse Bräuche in ihrem Leben?
T.S.: Ja, in hohem Maße. Wissen Sie, ich bin solch ein Mensch, nun, ich kann nicht sagen, dass ich überhaupt… nun, ich versuche näher bei Gott zu sein. (lacht) Und ich bitte immer, und stelle immer eine Kerze auf und verstehe das, und verrichte unbedingt ein Nachtgebet.
S.T.: Ah…nun, solche Frage, vielleicht wiederhole ich mich, woran erinnern Sie sich meistens, wenn die Rede von der Havarie in Tschernobyl ist? Nämlich …
T.S.: Als wir zum Bahnhof gekommen sind… Natürlich erinnere ich mich daran meistens… als wir wegfahren wollten und es sich so ergeben hat. Und wenn man ernst spricht, natürlich schneidet das mir ins Herz, ich möchte mich sehr mit Ljusja irgendwann treffen, ich würde… Wir haben einfach viel gemein. Wir waren schwanger und haben zusammen gearbeitet… Wissen Sie, wenn die Mädchen noch kommen und anfangen alles zu erzählen – und du hattest das und das, und ich hatte das und das. Ich möchte sie gern sehen, gerade mit ihr sprechen, sie darüber ausfragen. Ich sage doch, sie weiß vielleicht nicht, dass ich Aljona geboren habe und sie Natascha nicht hat. So ist es…
S.T.: Sie hat sogar den Vornamen ausgewählt, stimmt es?
T.S.: Ja.
S.T.: Und sagen Sie, wie glauben Sie, na dieser Unfall, hat er Ukrainer beeinflusst, ja, Staatsbürger, die Ukraine im Ganzen…?
T.S.: (seufzt) Oh, ich weiß nicht, wie er die Ukraine im Ganzen beeinflusst hat. Ja, er hat Unglück und Leid zugefügt, aber damals war es noch eine allgemeine Union, man hat begonnen sogar unser Wiltscha, man hat eine neue Siedlung gebaut, das hat man mit vereinten Kräften begonnen. So war alles gut aber dann brach alles auseinander und niemand kümmert sich darum seitdem, niemand hat es zu Ende gebaut. Ich weiß nicht, wie genau… vielleicht hat beeinflusst…
S.T.: Und welche mit dem Unfall verbundenen Gedenkdaten gibt es für Sie? Halten Sie die Veranstaltungen, die man durchführt, für ausreichend oder möchten Sie etwas verändern?
T.S.: Nun, jetzt haben wir sozusagen zwei Daten: den 26. April und 14. Dezember. Nun, der Tag der Tragödie und der Tag des Liquidators. Man kann... aber es kommt nicht auf die Daten, man kann ohnedies die Arbeit organisieren. Ich bin dankbar den Leuten, die sich damit beschäftigen, verstehen Sie. Weil sich etwa 1 000 000 Menschen heute damit kostenfrei, das heißt unbesoldet, beschäftigen. Obwohl wir gewohnt sind, so ist unsere Mentalität, dass man für alles eine Vergütung erhalten muss. Und was bei uns zum Beispiel unsere Geschichtswerkstatt macht, dass Astrid Sam, dank unserer Ljubow Iwanowna, uns mit diesem Archiv geholfen hat, und es wird eine Geschichte, sozusagen eine Lehre für alle sein. Man kann das x-mal wieder lesen. Und lernen, etwas durch diese Tragödie lernen. Ich glaube, dass es furchtbar ist, nun, wie sich die Ukraine aus dieser Situation, aus diesen Folgen herausfindet. Man weist tatsächlich kein Geld dafür zu. Und diese Leute machen es gut, dass sie dieses Problem nicht vernachlässigt haben. Behüte Gott die Leute, die sich damit beschäftigen und versuchen Informationen wiederherzustellen, damit sie im Gedächtnis der Leute für längere Zeit haften. Denn, sehen Sie, in Japan denkt man an die Generation, Kinder, Enkel und Großenkel. Da es unbekannt ist, was morgen sein wird. Und das ist eine ganze Geschichte. Durch Schaden wird man klug. Man liest die Geschichte. Deswegen ist das das Wichtigste…
S.T.: Nun, und das ist vielleicht die letzte Frage, sagen Sie, was genau soll man der Nachwelt überliefern? Nun, ihre Ansicht über diesen Unfall. Das heißt, was sollen sie über den Unfall nicht vergessen?
T.S.: Nun, dass eine solche Tragödie geschehen ist. Ich weiß nicht wie, natürlich haben wir damals nicht gewusst. Man soll Kinder vorbereiten, ihnen von Anfang an über den Maßstab (das Wort passt nicht, was soll dahin?) erzählen. Und was solcher Unfall für Folgen hat, was danach sein kann. Bei uns war es zack, zack und fertig, Ruhe und Frieden, bei uns hat man schon dekontaminiert. Ich fahre nach Weißrussland, dort sagt man: „Und… Tanja, einige Zeit später stellte es sich heraus, auf dem Stadion sind Kinder herumgelaufen und alle haben jetzt einige Probleme. Und nun hat man dort die Erdschicht entfernt, ich weiß nicht wie viele Meter tief“. So stellen Sie sich vor, wie lange die Kinder auf diesem Erdboden herumgelaufen sind. So soll man Geschichtsunterricht geben, um die Kinder von Anfang an zu lehren. Es ist nicht wie mit Erdgas, wo eine Explosion passiert und wir gleich hören, dass fertig, alles beseitigt. Sehen Sie, wie viele Folgen der Unfall hat. Ich glaube, dass nichts ihn beseitigen kann. Man soll alles Mögliche tun, damit das nie wieder geschieht. Und falls irgendwo etwas, es scheint mir, daran muss man richtig herangehen. Wäre ich damals, nehmen wir an, fachkundig, beschlagen, hätte ich auf der Fensterbank vormittags gesessen, diese Luft geatmet, diese Dämpfe? Natürlich, nicht…
S.T.: Danke…
T.S.: Es war aus Unkenntnis und… (seufzt) unklug… (lacht) Wir waren unklug damals, junge Leute vielleicht.
S.T.: Vielleicht möchten Sie noch etwas hinzufügen?
T.S.: Ich weiß nicht, die Sache liegt so, dass, wissen Sie, wir hier sitzen, uns unterhalten, uns an etwas klammern, an ein Gespräch und man erinnert sich. Und vieles kommt später in den Sinn. Dann frage ich mich: „Und warum habe ich darüber nicht erzählt?“ (lacht)
S.T.: Nun, wir können das wiederholen, wir können immer wiederholen. Und noch einmal treffen und noch irgendeine Fragen besprechen.
T.S.: Gut.
S.T.: Vielen Dank an Sie.
T.S.: Und ich danke Ihnen, dass Sie mir zugehört haben.