Witalij
Witalij
- liquidator
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Natalja Koslowa (im Folgenden N.K.): Heute ist also der 30. Oktober 2013, ich, Natalja Koslowa, mache ein Interview im Raum „Sojus Tschernobyl“. Stellen Sie sich bitte vor.
Witalij Balakirew (im Folgenden W.B.): Balakirew Witalij Fjodorowitsch.
N.K.: Sehr angenehm. So. Jetzt habe ich an Sie meine erste große Frage – erzählen Sie bitte die Geschichte ihres Lebens.
W.B.: Na, im Großen und Ganzen ist mein Leben ziemlich typisch. Ich stamme aus Charkiw, drei Generationen meiner Familie haben hier gelebt. Hier lebten mein Vater und mein Großvater. Na, mein Vater war im Krieg und danach kehrte er wieder nach Charkiw zurück, Gott sei Dank, ist er am Leben geblieben. Aber er ist schon gestorben. Also habe ich die Schule № 94 neben dem Atrjom-Park und dem Malischew-Werk 1967 beendet. Ich bin nämlich 1950 geboren. Dann bin ich an der Charkower Jagdflugzeugfliegerschule immatrikuliert worden. Aber während des Trainings ist ein Streichholz in mein Auge abgeprallt, und der Augenarzt, zu dem ich gekommen bin, war sehr klug, und meinte: „Hör mal, ich habe einen Sohn, im gleichen Alter wie du. Du hast das ganze Jahr in der Kaserne nichts zu tun, weil es erst im Frühling mit Fliegen anfängt, und dein Auge wird dann noch nicht gesund. So fang lieber mit dem Studium an, außerdem bist du ja schon Mitglied eines Fliegervereins“. Das stimmte, im Fliegerverein habe ich schon Fallschirmabsprünge gemacht, weil es da ab 16 erlaubt war. So habe ich mich schnell an der Fakultät für Wirtschaft der Universität, damals trug sie noch den Namen von Gorki, als Abendstudent immatrikulieren lassen.
N.K.: An der, die jetzt den Namen von Karasin trägt?
W.B.: Ja. Und alles. Ich habe studiert und am Turbinenwerk im Labor des Hauptkonstuktors der Dampf- und Gasturbinen gearbeitet. Dort haben wir uns auch mit Schaffen der Leitradschaufeln für die ersten Atomturbinen beschäftigt. Das war eine gute und interessante Arbeit. Und ich besuchte auch den Fliegerverein, weil man da ab 17 mit dem Segelflugzeug fliegen durfte und im Winter...
N.K.: War es interessant?
W.B.: Ja. Ich habe hier und dort viel gelernt. Na ich habe gut studiert. Im Winter hat mich der stellvertretende Dekan eingeladen und gesagt: „Hör mal, wir haben einige exmatrikuliert, und du hast gute Noten. Möchtest du im Direktstudium studieren?“ Na ich habe die Ohren gespitzt und gesagt: „Ich muss das mit meinen Eltern besprechen“. Er sagte: „Na gut, aber morgen sollst du mir die Antwort sagen“. Einverstanden. Ich bin hach Hause gekommen und hab gesagt: „Mutti, Vati, ich bin also...“ – „Geh mal und mach dir keine Sorgen“. Na meine Eltern waren sehr gut. Und so bin ich gekommen und „ja“ geantwortet. Er sagte: „ Jetzt bist du in einer Baubrigade“. „Jawohl“ (lacht). Hier im Charkiwer Gebiet haben wir ein Mischfutterwerk gebaut. Und dann als ich zurückgekehrt bin, habe ich in einem Kolchos auf der Krim gearbeitet. Dort haben wir bei der Traubenlese mitgeholfen. Deshalb hat uns das Kolchos den Flug finanziert, und wir sind mit dem Flugzeug nach Charkiw zurückgekehrt. Und natürlich hat man uns Weintrauben, Nüsse und Äpfel zum Mitnehmen gegeben. Es war schön. So war es. Und dann als ich 18 geworden bin, habe ich im Fliegerklub das Flugzeug JAKA-18 gesteuert. Ich habe mein Studium fortgesetzt und habe auch als Mitglied im Fliegerklubweiter gelernt. 1972 habe ich die Universität beendet. Ich musste noch drei Jahre arbeiten. Natürlich habe ich das Turbinenwerk gewählt, weil ich da alle kannte. Drei Jahre habe ich gearbeitet, aber ich hatte ja einen Kindertraum, Flieger zu werden. Also hab ich begonnen, nach Möglichkeiten zu suchen. Im Großen und Ganzen verstand ich, wohin es gehen sollte. Ich bin nach Krasnij Kut in die Krasnokutsker Fliegerschule des Zivilflugwesens gefahren. Na dort hab ich schon auch alle Prüfungen bestanden. Es war verabredet, dass ich als Wart arbeiten und fliegen sollte, damit ich wüsste, wie man АN-2 wartet. Deshalb hab ich schon die Schuhe und die Uniform bekommen. Eines Tages lädt mich der Stableiter zu sich ein und sagt: „Weißt du, wir haben ein Telegramm bekommen, man muss das entsprechende Studium beenden, und du hast eine akademische Bildung. Gehe in die Volkswirtschaft, du hast ja ein Diplom“. Ich sage: „Einverstanden“ (lacht). Ich habe die Schuhe abgegeben...
N.K.: Hat es Ihnen Leid getan, oder?
W.B.: Natürlich.
N.K.: Klar.
W.B.: Na was Gott tut, das ist wohlgetan. Ich bin schnell nach Bohoduchower UATS zurückgekehrt und habe da den Hubschrauber МI-4 gesteuert. Im Fliegerverein habe ich die MI-1 gesteuert, und hier die MI-4. Na und als mehr als Offizier der Reserve mit mehr als 100 Flugstunden bin ich in die Krementschuher Fliegerschule des Zivilflugwesens gekommen bin. Dort hat es dann nur eine Hubschrauberschule gegeben.
Und dort hat es eine Einstellung gegeben für solche Reserveoffiziere wie ich, die mehr als 100 Flugstunden hatten. Und ich habe schnell geschrieben, dass ich eine unvollständige Hochschulbildung habe. Es hat gut geklappt. Warum? Ich habe ja in der Abendschule ein Jahr studiert, und dann das Werk. Und im Arbeitsbuch stand „4 Jahre Hochschulbildung“. Und ich sagte, dass ich eine unvollständige Hochschulbildung hatte.
N.K.: Passt, ja?
W.B.: Ja. Na und dann hab ich dort 8 Prüfungen mit „sehr gut“ bestanden. Und sie haben mich immatrikuliert. Das war eine dreimonatliche Spezialeinstellung auf MI-4. Na und wir brauchten einen Tag, um uns dort zurechtzufinden. Dann bittet mich der Bataillonskommandeur zu sich: „So“, sagt er, „du bist Gruppenälteste“. (lacht). Ich sage: „Nein, ich bin gekommen, um zu lernen“. – „Also, setze mir keinen Furz in den Kopf. Hier ist es klipp und klar. Das ist deine Charakteristik (Dokument), du bist nicht nur ein führender Ingenieur, sondern auch Komsorg. Und wer soll dann hier Leiter sein? Keine Sorge, wir beachten das“. Na es wäre alles, drei Monate haben wir geübt. In meiner Gruppe hat niemand das Studium abgebrochen, wir haben es also geschafft, die Jungs so zu motivieren, dass wir hierher zum Lernen gekommen sind und nicht zum...
N.K.: War es eine starke Gruppe?
W.B.: Ja, ja. Na die andere Gruppe war auch nicht schlecht. Drei Menschen...
N.K.: Wurden exmatrikuliert?
W.B.: Na, und es wäre alles. Und da ich der Gruppenälteste war, konnte ich den Ort für meinen Einsatz wählen. Ich hab mir überlegt. Taschkent... Na einmal kam ich mit der Lokomotive zu meiner zukünftigen Frau, um sie zu heiraten... Sowas, hm!
N.K.: Ach! Erzählen Sie bitte, wie es war.
W.B.: Ich waren mit meiner Frau ja seit der Schule zusammen. Sie hat dann studiert und ich auch. Und dann kommt der Einsatz. Im Dezember also. Und man sagt mir, dass wenn ich heirate, dann kann ich gleich eine Wohnung beanspruchen. Und wo soll ich hin? Es ist schon klar. Sie ist zu mir gekommen und bei mir von Samstag bis Sonntag geblieben. Na und ich hab mich auch dort verabredet, es hat da auch gute Menschen gegeben. Der Hotelleiter des Zentralhotels „Kremen“ hat mir ein Zimmer fürs Wochenende zur Verfügung gestellt. Er hat alles gut verstanden. Und unsere Hochzeit haben wir für den 20. August geplant. Ich kam dann zum Bataillonskommandeur und sagte: „Ich muss zur Hochzeit“. Er war dagegen und erwiderte: „Wir haben eine Besprechung, Menschen sind aus Moskau gekommen, und du sollst ihnen erzählen, wie es dir gelungen ist, dass niemand die Gruppe verlassen hat. Jeder studiert gut in deiner Gruppe, du musst von deiner Erfahrung erzählen (lacht). Ich gebe dir meinen Wagen, einverstanden?“ Ich sage: „Klar, aber lassen Sie mich als Ersten sprechen.“ Dann hab ich schnell erzählt, sie haben an mich ein paar Fragen gestellt. Na, die Kommission war aus dem Ministerium für Zivilluftfahrt. Sie haben gefragt, wie man die Leistungen erhöhen kann und so weiter im Allgemeinen. Na gut. Na den Wagen hat er mir immerhin gegeben, wir kamen zum Autobusbahnhof, aber alle Busse waren schon weggefahren. Dann sind wir zum Bahnhof gekommen, die Züge... Es hat dort auch gute Menschen gegeben. Einer hat uns gesehen und gefragt. „Was ist los, Freunde?“, fragte der Bahnhofsaufseher. Ich sagte: „Morgen ist meine Hochzeit, wir müssen nach Charkiw.“ „Gehe zu den Güterzügen, frage dort.“ Icherklärte dort alles und bekam als Antwort: „In dreißig Minuten schleppen wir den Zug mit der Lokomotive.“ Ich habe alles verstanden und bin schnell ins Geschäft gegangen, habe ihnen als Dank das Gekauft überreicht. Sie waren zufrieden. Am Morgen war ich schon in Charkiw, am Mittag – im Standesamt (lacht).
N.K.: Geschafft also?
W.B.: Ja.
N.K.: Und wie hat Ihre Frau reagiert?
W.B.: Ganz gut, ich bin ja pünktlich erschienen.
N.K.: Ja.
W.B.: Es wäre alles. Sie hat sich dann daran lange erinnert.
N.K.: Das ist aber prima.
W.B.: Wenn ich mich verspätet hätte, dann... Aber ich hab das geschafft. Und so ist das Leben. Und deshalb habe ich natürlich Taschkent gewählt. Das ist nicht nur die Hauptstadt, in meiner Gruppe hat es zwei Jungs aus Taschkent gegeben. Und sie sagten, dass man dort problemlos innerhalb von fünf Jahren eine Wohnung bekommt. Das war ein wichtiger Grund. Baugenossenschaft könne man ohne Weiteres sofort beantragen, so sagten sie. Es gab dort eine U-Bahn. Na ich bin zuerst allein dorthin gefahren und habe in einem Wohnheim gewohnt. Und meine Frau ist am 30. Dezember gekommen. Na und wiederum. Es war auch wichtig, dass meine Studienfreundin aus Taschkent war. Als ich gekommen bin, habe ich sie gefunden. Und dann haben unsere Familien miteinander lange befreundet. Na ich meine, bis wir zurück nach Charkiw kamen. Und im Ganzen war alles gut. Ich hab mich dort schnell eingelebt. Und nach sechs Monaten wurde ich Hubschrauberkommandeur – das war ein seltener Fall. Einige Menschen dort waren seit zehn Jahren Kopiloten. Und aus der vierten Klasse, ich bin Pilot der vierten Klasse nach der Spezialeinstellung geworden, und zehn Jahre bis zur ersten Klasse. Und das ist die Mindestfrist, weil man in jeder Klasse nicht weniger als drei Jahre bleiben sollte. Und das heißt, dass ich alles gut geschafft habe. Und dann ging es immer weiter. Und immer Üben und Lernen. Und im Flugwesen muss man immer weiterlernen. Zuerst die Frühling-Sommer-Navigation, dann die Herbst-Winter-Navigation – das ist Unterricht, Vorprüfungen, Trainings und all das. Und der Sampolit hat mich verfolgt: „Es ist schon Zeit für dich, der Partei beizutreten.“ Und ich sagte: „Ich bin noch nicht bereit.“ Na in unserer Familie gab es die Tradition nicht. Ich hatte nichts dagegen und alles ist gut. Ich denke bisher, dass es keine Alternative zum Sozialismus gibt, weil Kapitalismus eine Sackgasse der Entwicklung ist, das ist schon offensichtlich geworden, für Person, Staat und Gemeinschaft. Das heißt keine andere Option. Na und es wäre alles. Und dann: „Du wirst kein Hubschrauberkommandeur, bis du Parteimitglied bist.“ Und wir hatten so eine Organisation, die der Kommandeurrat hieß. Das heißt, sie haben über alle Beförderungen der Kommandeure entschieden. Man fragte wie immer: „Wer wird befördert?“, Und der Rat sagte: „Er ist schon bereit.“ „Aber er ist bei uns seit weniger als zwei Jahren, und ihr wollt, dass er Kommandeur wird.“ „Aber er fliegt in der Nacht in den Wolken besser als du.“
Na und es war entschieden. Na die Sache ist die, dass sie sich später bemerkbar gemacht hat, meine Motivation zum Studium und zur Arbeit. Ich hatte nur vier Notlandungen mit dem Hubschrauber МI-4 mit totalem Motorausfall. Ich habe ihn nicht auf den Flugplatz gelandet, sondern in den Bergen oder in der Wüste.
N.K.: Ach!
W.B.: Und alle waren am Leben und unverletzt. Insgesamt hatte ich 9 Notlandungen. Es gab einen Brand und einen Wassersystemausfall im Norden. Wir haben doch in Asien in den Bergen gearbeitet, und waren auf Dienstreise im Norden. Wir haben die Eisenbahnlinie von Surgut bis Nowij Urengoj gebaut, und dann von Nowij Urengoj bis Jamburg – die Landstraße aus Platten. Jamburg ist schon der Ober Bucht, es liegt hinter dem Polarkreis. Und da ich gut vorbereitet war und schon praktisch Staffelkommandeurvertreter und später der führende Pilotinspektor für Flugsicherheit, habe ich Surguter und Neftejuganer Besatzungen trainiert. Ich bin dorthin geflogen und sie in der Nacht (lacht), in den Wolken und bei Schneewirbelwind trainiert. Verstehen Sie? Na sicher zuerst hab ich das selbst ausprobiert. Und alles war gut. Und 1986 als all das passiert ist war ich noch Kommandeur der Rangliste. Aber wegen meiner Ausbildung, Vorbereitung und all dem...Wir hatten den einzigen Hubschrauber mit unmagnetischen Schaufeln in der USSR.
Das heißt: anderthalb Tonnen Apparatur im Laderaum, zwei Kammermänner, zwei Kameras und ein Registerapparat. Und all das wurde registriert, man hat die Orte fotografiert und dann schon die Geologen...
N.K.: Haben es analysiert?
W.B.: Ja, schon vor Ort. Und als alles passiert ist sollte man einen Verstrahlungsgrad analysieren und die Karten der Isotopenverteilung zusammenstellen, wo und wie viel es gefallen ist. Man hat uns im Studium beigebracht hat, dass der Wind nach der Kernexplosion alle radioaktiven Produkte verbreitet. Auf der Achse sollte die maximal kontaminierte Zone liegen, auf den Kanten – die weniger kontaminierten. Aber in der Tat war es anders. Die Radiation hat sich fleckenweise verteilt und diese Flecken waren groß.
Und auch in Weißrussland und in Russland in Brjansker Gebiet ist es niedergefallen. Und wir sind schnell einberufen worden. Jedoch gehörten wir nicht zum Militär, wir konnten absagen.
N.K.: Also Sie sind gleich von dort einberufen worden?
W.B.: Aus Taschkent.
N.K.: Aus Taschkent direkt hierher?
W.B.: Ja. Über das Kaspische Meer. Mit dem Hubschrauber MI-8 war es möglich.
Zwei Fässer mit Petroleum in der Ladefläche, aber das waren seine eigenen Fässer, mit 900 Liter für einen Flug. Die ultimative Masse war einfach schon flugfähig, weil die Technik anderthalb Tonnen wog. Und die Leitung ist schon selbst darauf gekommen, die Jungs, die erst aus der Fliegerschule als Kopiloten gekommen sind und noch keine Familie hatten, dort nicht zu schicken. Und nur Freiwillige sind geblieben.
N.K.: Also sind Sie irgendwie rechtzeitig informiert oder eingewiesen worden?
W.B.: Man hat uns weder informiert noch Einweisungen gegeben, aber wir waren genug...
N.K.: Ach so, sie haben schon einfach gewusst?
W.B.: Wir haben es gewusst. Sicher. Zweitens wurde es am Anfang geheim gehalten, was wir bisher nicht verstehen. Uns wurde verboten, „Tschernobyl“ auf Dienstreisen zu schreiben. Wir haben „Tschernigow“ geschrieben. Verstehen Sie? So ist es. Und von Fotos war gar keine Rede. Und wenn man die Aufsicht über uns beachtet, war das wirklich ernst gemeint. Und deshalb wenn die Infanteristen Fotos machen durften, hatten wir solche Möglichkeit nicht. Es war klar, dass man sehr große Probleme haben könnte, auch wenn man eine Kamera nur zur Hand nimmt, denn „das allsehende Auge“ hat damals sehr gut aufgepasst, besonders auf uns. Die Flüge wurden auf der Höhe von 50 Metern ausgeführt und die Abweichung sollte nicht mehr als 2 Meter sein, also sollte man die Höhe nach dem Kurs sehr genau aushalten.
N.K.: Und wo waren Sie? Haben Sie einfach diese Daten an den Rändern erfasst, oder?
W.B.: Nicht an den Rändern. Also das sah so aus: Alle Messungen haben vom Reaktor begonnen, das heißt, dass der Hubschrauber für den Vergleich der Angaben neben dem Reaktor geflogen ist, dort hat es „Pokal“ – unser Rufzeichen – gegeben, dort wurden die Militärs in Verbindung gesetzt.
Neben dem Reaktor gab es vier Landeplätze, und auf einem sind wir gelandet, dann haben wir die Technik eingeschaltet, sind abgeflogen und nach eigenen Routen geflogen. Und all das haben wir jedes Mal gemacht, wir haben auf der Karte den Raum markiert und danach sind wir dorthin geflogen. Also hin und her, hin und her. Und die Gegend mit Flecken sollten wir mit dort eingestellten großen Kameras fotografieren. Und die Operatoren haben all das aufgeschrieben. Und so haben wir alles gedeckt, ohne Lücken.
N.K.: Also sollte man alles von oben decken underkunden, wie die Situation da war?
W.B.: Jaja. Und alles richtig messen. Und den halben Tag sind wir geflogen, dann wieder zum Reaktor, danach sind wir auf die Tankstelle geflogen, dann – wieder zum Reaktor und wieder zum Nachtanken. Dann war Mittagspause und danach wieder nach den Routen...
N.K.: Und wie viele Tage hat das gedauert?
W.B.: DAs hat alles bis zum Schließen des Reaktors gedauert, bis zum 14. Dezember 1986.
N.K.: Wie war also diese Zeitspanne?
W.B.: Wir hatten Dienstreisen von je zwei Wochen.
N.K.: Aha.
W.B.: Und man hat unsere Spezifik berücksichtigt und uns nicht länger aufgehalten. Warum? Der DP-5 hat hinter dem Rücken des Kommandeurs gestanden und nach jedem Abflug hat man von 3 bis 5 Röntgen mitgebracht, abhängig von...
N.K.: Sie haben zu viel gekriegt.
W.B.: Wir konnten nicht anders, wir sollten unseren Auftrag erfüllen.
N.K.: Ja.
W.B.: Das heißt die Menschen haben sich bewusst darauf eingelassen. Niemand hat abgesagt. Und ich möchte noch sagen, dass wir bunt gemischt waren: Koreaner, Tataren, Usbeken, alle. Ich glaube, wir hatten da 8 Nationalitäten. Also hat jeder nicht aus Angst, sondern aus Gewissen gearbeitet. Aber sie konnten sagen: „Das geht uns nicht an.“ Übrigens hat es auch Liquidatoren aus Usbekistan gegeben, viele von ihnen wurden auch in Musterungsbehörden geschickt.
N.K.: Und wo haben Sie während der Dienstreise gewohnt? Wo wurden Sie untergebracht?
W.B.: Wir haben uns auf dem Flugplatz der Tschernihiwer Fliegerschule basiert. Und man konnte nicht anders. Man musste tanken und Aufräumarbeiten durchführen.
N.K.: Also das war dort.
W.B.: Ja. Und die Kasernen und...
N.K.: Und von dort sind Sie nach Tschernobyl geflogen?
W.B.: Natürlich. […] 10 Minuten Flug. Alles war in der Nähe. Und der Flugplatz ist übrigens bisher geblieben. Aber dort war ein deutscher Flugplatz seit dem Krieg. Er ist mit solchen sechseckigen Platten ausgelegt, und wo unsere Bomben hingefallen sind, sind diese Platten zerstört – dort ist mit Beton ausgelegt worden, man konnte diese reparierten Stellen sehen. Und all das... [...] Das musste bedient werden. Ein Hubschrauber braucht eine gute Bedienung. Auf einem Feld ist das nicht möglich.
N.K.: Jaja.
W.B.: Aber wir sind gelandet, wo wir mussten, wo es für den Hubschrauber möglich ist. Aber Basieren und Bedienung müssen in Ordnung sein.
N.K.: Das heißt haben Sie die Strahlung mit einigen Geräten gemessen?
W.B.: Nein, die Isotopenverteilung haben besondere Geräte aufgeschrieben. So...
N.K.: Ach, ich hab verstanden.
W.B.: Wo und wie viel. Strontium, Cäsium und so weiter... [...] Wo ist es hingefallen und wie viel – das hat dieses Gerät aufgeschrieben, dann wurde es abgenommen und auf Grund dieser Daten wurden Karten in Moskau zusammengestellt.
N.K.: Ah! Ich hab verstanden. Also war das die Analyse der Isotope aller dieser Elemente, die...
W.B.: Und auf Grund von denen hat man dann an manchen Stellen die Oberschicht entfernt, wo einfach... Vielleicht haben Sie gesehen, wie ein Hubschrauber fliegt und dahinter etwas fließt. Das ist Nerazin. Man hat begonnen, das gleich anzuwenden, um die Staubbildung zu reduzieren, damit dieser radioaktive Staub vom Winde nicht verbreitet wurde. So haben die Hubschrauber alles mit dieser Flüssigkeit begossen. Zuerst hat man dort etwas ausgedacht, aber dann hat man alles mit einer Folie aus Erdöl gedeckt, die sich schnell verdampfte und eine Schicht gebildet hat, die etwa einen Zentimeter dick war. Und man hat auch einige Abfallprodukte aus Zuckerfabriken benutzt.
N.K.: Ach so, haben Sie das ganze Territorium damit begossen?
W.B.: Nein, um das AKW. Weil Wagen gefahren sind und die Menschen, damit es hier weniger Staub gäbe. Die Fahrer haben sehr geschimpft, weil es sehr schwer war, diesen Dreck von Wagen abzuwaschen. Aber man konnte nicht anders, so...
N.K.: Nicht anders.
W.B.: Und wer? Ein Hubschrauber ist geflogen, und hat ein bisschen beschmutzt... Für Menschen war das unschädlich, aber Glasscheiben und Wagen – das war ja klebrig... dann wurde es schnell fest, bis man das alles machte (lacht).
N.K.: Musste man schon die Wagen waschen.
W.B.: Ja.
N.K.: Und als Sie dorthin zum ersten Mal geflogen sind, welchen ersten Eindruck hatten Sie?
W.B.: Na mein erster Eindruck war traurig. Erstens war die Natur wunderschön, alles hat geblüht und geduftet. Und natürlich die Organisation, man konnte die Autokolonnen, die Baumaterialien sehen, wir hatten alles Nötige.
N.K.: Na ja.
W.B.: Petroleum wurde ohne Fragen zugeführt, alles Nötige, man hat für alles gesorgt. Es war äußerst gut organisiert. Weil all diese Luftverbindung, alles hat funktioniert. Dabei ist auch zu beachten, dass wir auf niedriger Höhe waren und weit geflogen sind, wir mussten doch direkt mit der Radiostation in Verbindung sein. Man hatte also alles. Wenn es nötig war, dann flog ein Rundfunksatellit. Na also... und auch die Militärs, sie haben vom ersten Tag an mit ihren eigenen Kräften die Folgen eingedämmt. begonnen. Sie sollten nur die Tatsache feststellen und in der Luft Proben nehmen und sagen. Aber wo und wie viel – das kam schon später...
N.K.: Das haben schon Sie gemacht.
W.B.: Ja. [...]
N.K.: Und wie hat ihre Familie auf Ihre Dienstreise reagiert?
W.B.: Wie? Erstens habe ich darüber nicht viel gesprochen, ehrlich gesagt.
Und dort, als wir gearbeitet haben, haben in jener Zeit internationale Konflikte begonnen. Zwischen Usbeken und Kirgisen.
Na jetzt erinnert sich man kaum daran, aber dann wurde das nicht so viel zur Schau gestellt. Es hat dort zwei usbekisch-kirgisische Kriege gegeben. Kirgisen haben die Stadt Usgen umringt, Usbeken sind dorthin herbeigelaufen, alles hat dort in Flammen gestanden. Und natürlich wurden Frauen und Kinder umgebracht...
N.K.: So ein Schreck.
W.B.: ...das war ein unaussprechlicher Schreck. Also sollten wir dorthin Fallschirmjäger bringen. Ich war Inspektor, also habe ich diese ganze Sache geleitet. Damit das alles aufhört... Zunächst sind wir gekommen, Usgen hat gebrannt, und in der Mitte gab es ein Stadion. Na die erste Gruppe der Fallschirmjäger haben wir dort
abgesetzt. Und sie sind sofort uns umkreist, um uns auch in Sicherheit von Schüssen zu bringen. Die zweite, die dritte haben sie schon dann... Und diese mit Pferde, mit Gewehren, mit Säbeln.
N.K.: Meine Güte! In unserer Zeit und mit Säbeln?
W.B.: Das war sehr erstaunlich! Sie haben alles verschafft, was sie konnten.
N.K.: Und welches Jahr war das?
W.B.: Das war wahrscheinlich schon 1988 oder 1989.
N.K.: War das später?
W.B.: Das war das Erste. Na nicht später – wir haben bis 1989 gearbeitet, weil wir bis zur Westukraine, Briansker Gebiet und noch nach Weißrussland geflogen sind. Das war zuerst. Und dann immer weiter. Aber ich persönlich bin in Charkower Gebiet geflogen – es ist rein. Man kann da sorglos schwimmen und Pilze sammeln. Nur industrielle Quellen...
Also unsere Technik hat es erlaubt... Ich führe ein Beispiel an: Laut der Anordnung des Präsidenten ist man in Taschkent und in seine Umgebung geflogen. Was für Wunder konnte man da sehen. Die Militärs hatten dort ein unterirdisches Lager mit Munition, da gab es etwas Wichtiges, einige medizinische und industrielle Quellen. Das heißt, dass in Fabriken, in medizinischen Institutionen diese Ampullen, die dort für Diagnostik und Durchstrahlung dieser Schweißnähte angewandt wurden – all das hat unsere Technik... Aber in einem der Häuser, in einem fünfstöckigen Haus von einem Wohnstadtviertel hat die Technik gezeigt, dass es dort eine Quelle gab. Also ist der oberirdische Trupp schon mit Strahlenmessgeräten gefahren und haben in diesem Haus, im Keller auf der Tiefe von 2 Metern in der Erde eine Ampulle mit Strontium gefunden. (nach dem Interview hat W.B. präzisiert, dass diese Ampulle nicht mit Strontium, sondern mit Cäsium war.)
N.K.: Ach!
W.B.: Und wie ist sie dorthin geraten?
N.K.: Unverständlich. Vielleicht hat jemand sie mitgebracht?
W.B.: Na zwei Meter in der Erde und noch der Keller. Für sie war sie ungefährlich. Also ist das eine genügende Schicht, um... Zwar gibt es nichts Gutes. Aber der Fakt, dass die Technik so empfindlich war. So haben sie all das schnell ausgegraben, abtransportiert und entsorgt. Das ist ein Beispiel. Also wenn es etwas gegeben hat, haben wir das fixiert.
N.K.: Sofort. Und in welcher Zeitspanne haben Sie mit dem Hubschrauber alles überprüft?
W.B.: Also alles hat von 1986 bis 1989 gedauert.
N.K.: Und sind Sie auf einige Dienstreisen gefahren, nicht wahr?
W.B.: Ja, gewiss.
N.K.: Regelmäßig?
W.B.: Ja. Aber die Sache ist die, dass wenn man zu einer Position ernannt wurde, hatte man den Auftrag, die Besatzungen zu prüfen und zu trainieren. Und ich bin dort nicht wochenlang geblieben, sondern für 3-4 Tage gekommen. Aber solche Aufträge, die es gegeben hat, also... Unser System war einfach: Die Aufgabe für dem Flug und verschiedene Dokumente wurden ein Jahr lang aufbewahrt, und dann... Und die Dienstreisen auch – von drei bis sechs Monaten.
Und das war nicht unsere Verordnung, sondern der Regierung, überall. In den Fabriken und rundherum. Aber wir hatten einen klugen Stableiter. In der Bibliothek gab es einen Brand. Also haben wir begonnen, alles zu evakuieren und zu retten und dann sind wir auf diese Aufträge gestoßen. Und er hat gesagt: „Jungs, die Aufträge sind erfüllt, wer findet seinen, kann ihn nehmen“.
Es gab damals noch keine Kopiergeräte, in die Verwaltung gab es schon welche, und Computer auch. Aber hier hat man alles mit der Hand gemacht. Na und einige haben ihre Aufträge gefunden...
N.K.: Hat man sie mitgenommen?
W.B.: Ja. Und diese dumme Geheimhaltung, es...
N.K.: Hat gestört?
W.B.: Ja.
N.K.: Also sie haben zu erzählen begonnen, dass es einen Krieg gegeben hat, und wie ging es weiter?
W.B.: Na also, wir haben schnell die Fallschirmjäger abgesetzt und sie haben schnell alle vertrieben. Dann sind wir durch die Stadt gegangen. Verbrannte Häuser und Menschen... Wir sind geflogen und im Stausee waren tote Frauen und Kinder, wir haben sie dann mit den Booten gesammelt.
N.K.: Mein Gott, schrecklich.
W.B.: Da sind grausame Taten des Zivilkrieges – Frauen und Kinder leiden. Und irgendwo kämpft man um Macht, aber die Menschen leiden.
N.K.: Na ja.
W.B.: Und dann mussten wir über den Bergen fliegen und Usbeken evakuieren. Dort in Kirgisien gibt es eine Weide. Und dorthin hat man Schafe mit dem Wagen abtransportiert, und dort wurden sie von Frühling bis Herbst in den Kollektivwirtschaften geweidet. Die Kollektivwirtschaft hat sie abtransportiert. Hier weidet ein Kirgise seine Herde, dort – ein Usbeke. Und es hat keine Konflikte zwischen ihnen gegeben. Und als wir flogen sie abholen, haben sie sich verabschiedet und ein Kirgise hat mit Tränen gesagt: „Hab keine Sorge, fliege, und deine Herde wird beaufsichtigt. Und ich hoffe, dass wenn du zurückkehrst, ist alles in Ordnung“. Also hatte das Volk... Aber Clansachen haben dort schon begonnen, deshalb...
N.K.: Und im Vergleich mit solchen Grauen hat Ihre Familie Sie wahrscheinlich ziemlich ruhig auf Dienstreise hier über der Ukraine fliegen lassen?
W.B.: Nein. Zwar sind wir Zivilluftfahrtkräfte, aber wir haben eine Vorstellung von Befehl und alles anderem.
N.K.: Ach, es war geheim.
W.B.: Aber alle haben das freiwillig gemacht. Niemand hat einen Befehl gegeben. Na wie man sagt ist es jetzt lustig und dumm. Es hat sich jetzt herausgestellt, nicht wahr?
Meine Offizierpersonalakte gibt es hier nicht. Wir sandten dorthin eine Anfrage. Als ich Usbekistan verlassen habe, habe ich gebeten. Sie sagten: „Ja, ja, wir schicken alles, wie es sich gehört“. Und sie haben es immer noch nicht geschickt. Nur stellen Sie sich vor, seit 2002.
N.K.: Na ja.
W.B.: Vor zwei Jahren wurde die Anfrage gesandt – und sie haben nicht geantwortet. Es ist mir auch peinlich, und ich bin doch Reserveoffizier. Ich weiß nicht, vielleicht jetzt. Drei Jahre hatte ich einfach keine Möglichkeit, mich damit zu beschäftigen. Ich hatte zwei Liegenkranke, sie waren auf mich angewiesen. Sie verstehen ja selbst, ich habe für die beiden gesorgt, das waren meine Frau und mein Schwiegervater, und sie haben getrennt gewohnt. Deshalb... Aber jetzt ist alles zu Ende und ich bin ein wenig freier.
N.K.: Was meinen Sie, diese Katastrophe, die auf dem Tschernobyl-Atomkraftwerk passiert ist... Hat sie irgendwie die Gesellschaft im Allgemeinen beeinflusst? Hat man eine Lehre daraus gezogen, oder? Wie...
W.B.: Also ich verstehe es so, dass die Menschen daraus eine Lehre gezogen haben, die das auffassen können. Also es war damals wirkliche Menschenversagen. Die Technik hat damit nichts zu tun. Der Reaktoraufbau hat alles erlaubt. Man musste... Ich kann meine Meinung äußern. Die Sache ist die, dass es auf der Turbinenanlage eine Abteilung für Turbinenmontage gibt, und dort gibt es Turbinen aus Charkow. Also alles wurde montiert und alles hat funktioniert. Die Turbinen waren dann besser als der Weltstandart.
Und die Sache ist die, dass wenn ich mich mit diesen Turbinenschaufeln beschäftigt habe, habe ich einfach gewusst, wie... Und nach der einzelnen Leistung waren schon die ersten Atomturbinen auf der Turbinenfabrik K-220-44. Das heißt 220.000 Kilowatt. Oder 220.000 Megawatt der Energieleistung wurden produziert.
N.K.: Ziemlich leistungsstark.
W.B.: Dann gab es schon Turbinen für einfache Kraftwerke – mit Leistungsstärke von 300.000 oder einer halben Million. Und jetzt befindet sich eine Millionen-Turbine auf dem Lager, soweit ich weiß, aber Russland nimmt sie. Amerika und Europa haben das Niveau von 200.000 nicht übertroffen. Verstehen Sie? Sie haben sich bisher die Zylinderschaufeln mit niedrigem Druck von anderthalb Meter nicht angeeignet. 40 Jahre sind vergangen. Also war alles gut organisiert. Und diese Organisation hat gezeigt, dass es natürlich einige Fehler gegeben hat, aber das waren Kleinigkeiten. Im Ganzen hat das System funktioniert und alles wurde in kürzester Zeit beseitigt. Das ist eine schreckliche Tragödie und Katastrophe. Aber dank all dem haben wir alles geschafft. Und wenn sich Gorbatschow nicht eingemischt hätte, dann wäre es viel... Aber dann haben sich Politiker eingemischt und begannen sich zu loben. Das war schon...
N.K.: Also meinem Sie, dass das Menschenversagen meistens seine Rolle gespielt hat?
W.B.: Es war lauter Menschenversagen. Wie hat es ausgesehen? Ich hab mit ihnen ja gesprochen, als sie noch am Leben waren. Ich bin ja nach Charkiw geflogen. Alle hatten eine Hochschulbildung. Man hat promoviert, habilitiert, und alle haben gearbeitet. Das waren sehr intelligente Menschen, Ingenieure. Sie haben diese Turbinen montiert. Aber für diese Sache, für diese Arbeiten musste man Materialien sammeln. Das war eine planmäßige Reaktorunterbrechung. Sie haben angerufen und vereinbart: „Leute, wir kommen zur planmäßigen Reaktorunterbrechung“. Damals hieß es: „Wirtschaft soll wirtschaftlich sein“.
Ein Reaktor gibt genug Wärme nach dem Stoppen und er kann auch Elektroenergie produzieren. Man schaltet ihn vom Netz ab, aber er kann auch weiter verwendet werden. Vom Kraftwerk und der Stadt Prypjat. Also war das ein Beitrag in die Wirtschaft.
Das heißt, dass die Wärme nicht verloren gegangen ist, sondern verwendet worden ist. Also nach dieser planmäßigen Unterbrechung ...
N.K.: Drehen sich.
W.B.: Die Maschinen haben funktioniert. Also haben sie ruhig angerufen, wie sie mir erzählt haben. Sie haben angerufen und gesagt: „Wir kommen, wann ist die planmäßige Unterbrechung? Na um 24 oder 1 Uhr ist eine planmäßige Unterbrechung, ich kann es nicht genau sagen. „Wir kommen mit der Technik und stellen sie ein. Dann reduzieren Sie die Leistung und es wäre alles. Und wir messen, für welche Zeit die Energie ausreicht“.
Aber sie sind wie immer mit dem AUS-Autos gefahren und haben sich aufgehalten. Und als sie gekommen sind, war der Reaktor schon unterbrochen, die Leistung war reduziert und es wäre alles. Und das Kühlwasser, alle Riegel waren schon von Hand geschlossen, darauf haben die Schilder „Geschlossen“ gehangen.
Und auf dem Pult hat es diese Indikation nicht gegeben, und sie waren nicht vorgesehen. Und nach der Unterbrechung hat man sie eigentlich nicht gebraucht.
Und diese sind gekommen: „Ach, Scheiße, guckt mal...“ Alle sind ja Freunde, und er hat gesagt: „Wollen wir die Leistungsstärke steigern und dann reduzieren.“ – „Na gut, kein Problem.“ Dann haben wir sie erhöht, aber die Riegel waren geschlossen, keine Kühlung, keine Indikation. Sie sahen, dass die Temperatur anstieg – ach du meine Güte! Sie stellten die Cadmiumabsorber, aber die Temperatur war so hoch, dass die Röhre sich deformiert haben...
N.K.: Sie haben nicht gepasst.
W.B.: ... die Cadmiumabsorber haben nicht gepasst, also konnten sie die Reaktion nicht unterbrechen. „Diese sind geschlossen...“, sie sind gelaufen und haben diese Riegel mit Händen geöffnet, und in den glühenden Reaktor dieses kalte Wasser gegossen. Und natürlich hat es sich nicht in Dampf verwandelt, sondern wurde zu Sauerstoff und Wasserstoff.
N.K.: Mein Gott!
W.B.: Und von dieser Explosion ist all das gerissen worden. So...
N.K.: Ach!
W.B.: Na das wird nicht vorausgesagt.
N.K:: Na ja.
W.B.: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.
N.K.: Na ja.
W.B.: Es wäre alles.
N.K.: Ich hab mich an die Titanic erinnert.
W.B.: Es ist manchmal so, wissen Sie. Und diese Lager mit der Munition. Man macht kaum sowas absichtlich. Na beim Zusammentreffen von Umständen beginnt sowas.
N.K.: Und was halten Sie von... Jetzt sind Führungen in die Zone unter Jugendlichen sehr populär geworden. Was halten Sie davon?
W.B.: Das ist ein dummes Extrem. Genauso, wie von einer Brücke mit einem Gummiband an den Beinen festgebunden zu springen. Wir hatten in Kindheit und Jugend genug Optionen und Möglichkeiten für Sport und alles.
Wir hatten genug Extrem mit Fallschirmabsprüngen und Flügen, nicht wahr? Jetzt fehlt es ihnen, sie wollen sich auszeichnen. Das sind Jugendliche, und es ist natürlich und normal, aber es gibt dazu keine Möglichkeiten. Verstehen Sie? Sie werden Fußballfans, aber sie verstehen gar nichts vom Fußball. Sie wollen nur schreien und schlagen.
Also wollen sie ihre Emotionen abbauen und dann das im Internet teilen und zeigen, wie heldenhaft sie sind. Für Jugend ist das normal, aber man muss ihnen richtige Orientiere geben. Also bei Sozialismus müssen Schwimmbäder, Stadien und Sportschulen für Kinder und Jugend gut entwickelt sein. Wir hatten in jedem Hof einen Eishockeyplatz im Winter, und in jeder Schule hatten wir eine gute Sporthalle, einen Fußball- und Basketballplatz, all diese Sportgeräte, Seile, all das für Training, es war da. Also konnte man seine Kräfte irgendwohin aufbieten und Erfolge zeigen. Und die Jugend ist natürlich ganz sportlich aufgewachsen. Aber jetzt wenn ich nicht sähe, würde ich dann nicht sagen. Einmal bin ich mit der U-Bahn gefahren und ein Dummkopf ist an der Station ausgestiegen, zwischen die Wagen gesprungen und hat da zwischen den Wagen gestanden. Dann fuhren wir durch den Tunnel und ein Anderer machte ein Foto mit seinem Smartphone. Als ob er ein Held wäre.
N.K.: Hat er zwischen den Wagen gestanden?
W.B.: Ja.
N.K.: Was Sie nicht sagen!
W.B: Also ist er vom Bahnsteig zwischen die Wagen gesprungen und da gab es eine Kopplung.
N.K.: Ja.
W.B.: Nichts Schwieriges, aber das ist eine Dummheit. Gut, wenn man Glück hat und wenn man das schafft, vom Bahnsteig zu springen, bis der Zug sich in Bewegung gesetzt hat. Aber man weiß nicht, wann das passiert. Deswegen kann es sein, dass... Und es hat einen Vorfall gegeben, wenn man auf das Dach des Wagens geklettert ist. Aber das war in Moskau. Und die Tunnel sind nicht überall groß, und dort ist solcher Zwischenraum entstanden. Und dort wurde er (klappte). Und das war auch ein dummes Extreme, das... Na alles ist verschieden. Jeder...
N.K.: Klar.
W.B.: Ich sage einfach, dass man einen Ausweg braucht. Einen normalen und vernünftigen Ausweg. Und Sie verstehen selbst, dass sich jetzt niemand damit beschäftigt, sie sollen selbst für sich sorgen. Sie prahlen irgendwie voreinander. Und diese Basejumpers, die von Röhren, Brücken oder mit den Fallschirmen springen. Bei Sozialismus ist es nicht zugelassen worden, weil es auch ein absolut unnötiges Risiko ist. Warum lebt die Hälfte von ihnen nicht lange? Sie geraten in diese Schlinge, die sie nicht sehen, sie öffnen den Fallschirm zu spät und dann...
N.K.: Wow, sowas.
W.B.: Ja. Und ich sage einfach, dass sie übrigens nicht schuld sind, man muss sie erziehen und dabei die Möglichkeit geben, ihre Energie irgendwohin aufzulösen. Sehen Sie mal, jetzt im Winter kann man kaum eine Skispur finden.
In meiner Zeit liefen alle Ski oder Schlittschuh, jeden Abend hat ein Eishockeyspiel stattgefunden, beleuchtete Eishockeyplätze – bitte schön. Und das gab es. Und man musste nichts erfinden. Man muss sich nur daran erinnern und das machen.
N.K.: Und was meinen Sie über das gesellschaftliche Erinnerungen an diese Tragödie? Genügen die diesem Ereignis gewidmeten Veranstaltungen? Vielleicht glauben Sie, dass man etwas anders machen müsste?
W.B.: Ich denke nicht, sondern ich weiß das. Die Sache ist die, dass wenn die Regierung schon beginnt, gegen die Tschernobyl-Betroffenen öffentlich zu kämpfen, hat auf alles gepfiffen, dann findet eine wirkliche Informationsblokade statt. Verstehen Sie? Sehen Sie doch selbst, nicht wahr? Im Fernsehen werden dumme, ich kann gleich öffentlich sagen, idiotische englische Filme gezeigt. Ich hab mir auf „Discovery“ gesehen, dass es dort (in Tschernobyl) einen Konflikt zwischen dem Ingenieur und dem Oberingenieur gab, und er führte zur Explosion am AKW. Wie immer macht man aus uns Idioten. Sie wollen das ja. So haben die Amerikaner uns im Kosmos in Pelzmützen gezeigt – ein sowjetischer Kosmonaut.
Sie sin blöd, man kann ihnen nichts zutrauen, weder Technik noch…, nichts. Und unsere Technik ist viel besser als ihre. Also ist einfach Dreck. Und dieser Dreck wird jetzt von unseren Medien ausgestrahlt. Kein Gegengewicht.
N.K.: Also glauben Sie, dass man ein ausreichendes Gegengewicht braucht?
W.B.: Natürlich. Also braucht man normale ehrliche Informationen. Verstehen Sie? Und all das brauchen nicht wir. Es reicht uns aus, wir wollen uns daran sogar nicht mehr erinnern.
Das ist für die Jugend wichtig, damit sie den echten Wert der Sachen wüsste. So wie der Zweite Weltkrieg. Mein Vater und Schwiegervater waren im Krieg, stellen Sie sich vor. Also das weiß ich. Aber mein Vater hat sich nie die Filme über den Krieg angesehen. Genauso sehe ich mir jetzt keine über die Luftflotte an. Weil es für mich zum Kotzen ist. Verstehen Sie? All das ist so dumm gefilmt worden, dass es keinen Sinn hat...
N.K.: Anzusehen?
W.B.: Na das ist so weit von der Realität. Früher gab es militärische Berater bei jedem Film gegeben, und in den Titeln wurde geschrieben – ja, ein militärischer Berater.
Schade, dass das meistens Generale waren, die im Stab geblieben sind und die Front nicht gesehen haben. Zum Beispiel dieser berühmte Film über Strafbataillon, so eine Dummheit. Erstens war es für Offiziere, dort hat es keine Soldaten gegeben. Zweitens hat es dort keine Häftlinge gegeben. Die Strafkompanie war für Soldaten. Aber was meinen Sie, wie viele Strafbataillone hat es während des Kriegs gegeben? Was meinen Sie?
N.K.: Ich kann nicht sagen, ich weiß nicht.
W.B.: Wie schätzen Sie wenigstens das Ausmaß. Na eine Tausend oder eine Hundert?
N.K.: Ungefähr so, vielleicht, ich weiß nicht.
W.B.: Sechszehn.
N.K.: Aha.
W.B.: Sechszehn. Es gab ein Bataillon für eine Armee. An der Stalingrader Front könnte man zwei nicht bilden, weil es keine Strafoffiziere gab, verstehen Sie? Also hat es dreizehn funktionierende Strafbataillone gegeben.
N.K.: Na also glauben Sie, dass man ein ausreichendes Gegengewicht für die jetzt kommenden Informationen braucht?
W.B.: Natürlich! Und dabei muss man der Jugend diese nationalistischen Dummheiten nicht einreden. Verstehen Sie? Ich habe es satt.
N.K.: Also was kann es sein? Also die Informationen, wie es war, oder vielleicht müssen diese Veranstaltungen irgendwie durchgeführt werden, wahrscheinlich den Kindern auf der Schulebene, oder eher etwas in den Medien?
W.B.: Also muss man mit den Schülern und Studenten beginnen. Warum? Weil die Studenten viel schlechter geworden sind.
Ich bin immer noch in Kontakt mit dem Fliegerverein. Ich hab das Niveau dieser aus der Charkower Fliegerschule gekommenen Flieger gesehen. Als ich mich da immatrikulieren ließ, war sie nach Grizewetz benannt, jetzt nach Kozhedub. Aber das ist egal. Jetzt befindet sie sich nicht in Rogan, sondern hier in Charkiw. Wir haben früher zielstrebig, haben uns interessiert, wollten sehen und wissen. Zum Beispiel findet eine Kunstflugweltmeisterschaft in Charkiw statt. Übrigens gibt es keine Informationen, und Sie wissen davon nicht. Es war Ende September: Weißrussland, Russland und die Ukraine. Eine schöne Veranstaltung in jeder Hinsicht, die Flugzeuge, alles. Und auch diese Jungs, die Flieger, naja. Verstehen Sie? Wir würden dort Tag und Nacht bleiben, wir würden nicht essen gehen, um nur zum Flugzeug zu kommen und uns den Kunstflug anzusehen. Und gerade am Sonnabend war auch die Meisterschaft der Ukraine im Hubschraubersport zu Ende.
Zu wenige Informationen. Irgendwo auf einer U-Bahn-Station wurde sie mit einer Zeile in den Nachrichten gezeigt, aber man zeigte nicht, was es dort stattgefunden hatte. Was für Aufnahmen, wie beherrscht man die Technik.
Das ist nicht nur interessant und wunderschön, sondern auch schöne Maschinen und wie schön sie gesteuert werden. Verstehen Sie? Es waren zu wenige Menschen da, weil es keine Informationen gegeben hat. Und ebenso darüber. Man braucht Informationen. Die Jugendlichen sind ziemlich neugierig und sie haben Interesse, wenn man sich richtig mit ihnen unterhält, wenn man ihnen alles richtig erzählt. Wenn man ihnen diese nationalistischen Dummheiten nicht einredet, und das herrscht jetzt vor. Ich kann die Regierung unseres Landes nicht verstehen – sie hat Helden aus Banditen gemacht, die Frauen und Kinder ermordet haben und die ihre eigenen Verwandten getötet haben. Die deutsche Armee hat alles fixiert. Also der deutsche Generalstab: „Keine Konflikte mit der UAA sind fixiert worden.“ Keine Kriegskonflikte.
N.K.: Und in diesem Fall sagen Sie bitte...
W.B.: Worum geht es? Was für Befreier sind sie? Sie haben gegen die Deutschen nicht gekämpft. Sie haben nur selbstgebrannten Wodka neben ihren Verstecken getrunken.
N.K.: Und sagen Sie bitte, wie werden die Lehrbücher in 50 Jahren aussehen, wonach unsere Kinder lernen werden?
W.B.: Aber schon jetzt ist dort Unsinn geschrieben.
N.K.: Na, ich möchte gerade fragen, welche Lehre man aus dieser Katastrophe, aus dieser Tragödie ziehen kann? Welche Quintessenz?
W.B.: Es muss das Hauptmotiv geben.
N.K.: Und welche Hauptidee muss vorgebracht werden?
W.B.: ... welche Hauptidee man der Jugend weitergeben muss? Ja, die Tragödie ist geschehen, aber das allgemeine Unglück ist in der kürzesten Zeit und auf der höchsten Ebene beseitigt worden. Also wenn es jetzt stattfände, dann würde die Hälfte Europas... geschweige denn Ukraine (erleben). Verstehen Sie? Wenn es jetzt wäre. Weil es keine Mittel gibt, nichts und niemand. Aber damals hat all das gegeben. Damals wurde alles auf der höchsten Ebene organisiert, man hatte alles genug. Blei? Blei, Hubschrauber, eine vorfristige Motoraufnahme – bitte schön.
Die Motoren haben in den Kisten gelegen. Die Hubschrauber, die schon Strahlung aufgenommen haben, welche schon in die Metallstruktur eingedrungen war, und es schon nutzlos war, die Dekontamination durchzuführen, wurden außer Betrieb gesetzt. Sie wurden da vergraben.
N.K.: Klar.
W.B.: ...und wie viel Technik hat es gegeben. Man konnte sich all das leisten.
Verstehen Sie? Also war der Krieg mit Verlust, wie es sein sollte. Sie haben ja selbst gesehen – ein Hubschrauber ist gefallen, dort auch. Die Jungs in Afghanistan sind am Leben geblieben, aber... Es war sehr einfach, sie sind nicht schuld. Sie sind zum Reaktor gekommen, die Sonne ist untergegangen, sie sind vom Westen hineingegangen, und dort hat ein großer Kran mit einem Seil gestanden. Und vor dem Hintergrund der untergehenden Sonne haben sie das Seil nicht gesehen. Und es wäre alles, sie haben das Seil mit den Schaufeln gestreift und gleich sind sie hingefallen.
N.K.: Na klar.
W.B.: Ja, und das war ein Zufall...
N.K.: Ja.
N.K.: Das ist ein Beispiel. Und hier muss man so mit der jungen Menschen arbeiten: Nichts Böses über die Menschen sagen, was für Dummköpfe dort waren und die Technik, sondern im Gegenteil, dass es den Fachleuten und dem Heldenmut zu verdanken ist, und das war wirklich eine Heldentat – die Männer auf dem Dach, die Soldaten, sechs Feuerwehrmänner – wer weißt das?
Ich treffe mich manchmal mit Schülern und sage: „Kinder, es gab sechs Feuerwehrleute und sie sind Helden. Ihnen ist der Titel des Helden der Sowjetunion wohlverdient zuerkannt worden. Sie haben bewusst... man sagt, dass sie nicht gewusst, nicht verstanden haben, aber sie haben auf dem Kernkraftwerk gearbeitet, diese Feuerleute <…> Sie haben gewusst, dass sie sterben, sie haben das gewusst. Es war eine Heldentat, sie haben sofort die Flamme gelöscht. Und das hat ermöglicht, alle diese Arbeiten später durchzuführen. Gerade darüber muss gesprochen werden, und ich versuche, der Jugend darüber zu erzählen. Aber das sind Schüler und Studenten. Ich bestehe selbst nicht darauf, aber wenn ich eingeladen werde, dann sage ich nicht ab. Verstehen Sie? Aber hier muss man das Bewusstsein betonen.
Dass unser Volk nicht blöd ist, wie man es jetzt vorzustellen versucht. Verstehen Sie? Wie Timoschenko gesagt hat: „Das ist eine Biomasse.“ Jetzt sitzt sie, zeigt ihre Worte. Zeigt, was sie auf dem Platz gesagt hat. Das ist einfach. Na man hat zu wenig Gehirn, ich verstehe nicht warum, was man hier braucht. Und jetzt kämpft dieses Europa für ihre Freilassung. Zeigt Europa, wie sie es mit einem stacheligen Draht umgeben wollte.
Das ist ihre Rede, ich denke doch nichts aus. Das hab ich selbst gesehen. Wenn ich das nicht gesehen hätte, dann würde ich schweigen. Verstehen Sie? Wie Juschtschenko über seinen Vater erzählt hat, wie er sechsmal aus der Gefangenschaft geflohen ist. Am 9. Mai wurde dieses Interview gezeigt und ich habe es mir angesehen. Das versteht sogar ein Dummkopf, dass sein Vater eine Lockente war. Deshalb ist er am Leben geblieben. Aus einem deutschen Lager konnte man nur einmalfliehen – entweder ist man geflohen, oder man wurde erhängt, wenn man gefangen wurde. Zweimal wurde von dort nicht geflohen. Warum war er in einem sowjetischen Lager? Weil er das dort weitergemacht hat. Das ist kein Geheimnis, für diese, die... Wissen Sie, in der Zeitung „Zwei Tausend“ hat es Bilder gegeben, Bilder aus seiner Personalkarte.
N.K.: Und sagen Sie bitte...
W.B.: ... das sind Dokumente.
N.K.: ...Wahrscheinlich haben Sie jetzt immer noch Kontakte zu ihren Freunden, mit denen Sie zusammen geflogen sind?
W.B.: Natürlich.
N.K.: Und erinnern Sie sich irgendwie daran, nicht wahr?
W.B.: Nein, jetzt nicht mehr. Erstens ist die älteste Generation – der Kommandant, die Kommandanten in Einheiten schon gestorben. Seit 10 Jahren sind sie tot. Zwar waren wir gesunde junge Menschen. Zum Beispiel habe ich die ärztliche Untersuchung problemlos bestanden. Und ich würde bisher fliegen, wenn... Sie verstehen selbst, na wo kann man hin. Jetzt gibt es Grenzen. Als die Sowjetunion sich aufgelöst hat, hat man diese Tätigkeit beschränkt, und das hat das Flugwesen sehr beeinflusst.
N.K.: Also jetzt stehen Sie vielleicht mit ihnen im Briefwechsel, oder?
W.B.: Meinen ehemaliger Kopilot ist mit einer Frau aus Charkow verheiratet, und wir kommunizieren noch. Aber es gibt keine Möglichkeit, dorthin zu fliegen oder anzurufen.
N.K.: Naja.
W.B.: Hier kommunizieren wir nur in der Bezirksorganisation mit Kollegen, die dort waren. Na und mit dem Fliegerverein auch, weil es dort einige Menschen gibt, die noch am Leben sind... Bald gibt es niemanden zu begrüßen, aber bestimmen wir keine Frist. Man muss aber sagen, wenigstens etwas wird gemacht. Der Charkower Fliegerverein ist wichtig. Und als Filatow Leiter war, hat er viel verbessern, renovieren lassen.
Jetzt werden die Wettkämpfe auf einem hohen Niveau durchgeführt. Wenigstens jemand beschäftigt sich mit etwas, macht etwas. Verstehen Sie? Man schreit auf Demos, dass man mehr... Ich habe mich nie in die Politik eingemischt, sowie in die Partei. Deshalb war ich kein Parteimitglied, aber Sie verstehen selbst, dass es bei meinen Ämtern ziemlich gefährlich war. Die Politstellvertreter haben versucht, aber... Der Abteilungsleiter hat mir gesagt: „Die Sache muss ohne Unfälle gemacht werden, und mit militärischen Dokumenten und Parteiversammlungen beschäftigen Sie sich selbst. Deshalb weiß ich, dass wenn ich ihn schicke, wird er den Auftrag erfüllen und lebendig zurückehren. Und das ist das Wichtigste für mich.“ Also hat das Luftwesen das erlaubt. In der Volkwirtschaft war es damit schwieriger. Deshalb freue ich mich, dass ich das geschafft habe.
N.K.: Danke.
W.B.: Genug?
N.K.: Ja.
W.B.: Na wunderbar.
N.K.: Vielleicht möchten Sie etwas hinzufügen, etwas aus den Erinnerungen, oder?
W.B.: Ich weiß nicht. Ich möchte einfach hinzufügen, dass...
N.K.: Ja?
W.B.: Auf der Ebene unserer Bezirksorganisation war es, sozusagen... Na die Kommunikation muss auch aufrechterhalten werden. In unserer Stadt kommunizieren wir. Mit Kiewern ist schon schwerer sich zu treffen und unsere gemeinsamen Protestveranstaltungen durchzuführen. Also braucht man eigentlich einfach materielle Unterstützung, nicht wahr?
Zum Beispiel einen Computer, oder ein Kopiergerät – all das braucht man unten, damit die Menschen sich ein Dokument kopieren könnten, um sich an ein Krankenhaus zu wenden. Verstehen Sie? Jetzt macht sich man Sorgen meistens um Gesundheit, weil jeder 33 Diagnosen hat, und das ist gefährlich. Also braucht man diese materielle Unterstützung.
Jetzt ist bekannt gegeben worden, dass die Rente für Veteranen und Invaliden des Zweiten Krieges erhöht wird. Mein Schwiegervater, der 1924 geboren war, ist vor einem Monat gestorben. Und wie viele solche Menschen sind geblieben? Jetzt ist der jüngste Freiwillige, der mit 17 Jahren am Krieg teilgenommen hat, der Berlin erobert und gegen Japaner gekämpft hat, mit 17 Jahren, nur stellen Sie sich vor...
N.K.: Es ist schon viel Zeit vergangen...
W.B.: Sein Geburtsjahr war 1927. Also ist der Jüngste schon 86 Jahre alt. Und das ist der Jüngste. Und man erhöht die Rente denen, die noch am Leben sind? Das ist komisch.
Das ist ein Propagandatrick. Und so wird alles bei uns gemacht. Die ganze Sorge besteht darin, dass uns Märchen erzählt werden, die wirklich keine Gründe und keinen Sinn für uns haben. Verstehen Sie? Ja, wir hören all diese Fabeln und wir verstehen gut, dass... Deshalb sind das meine Emotionen. Na wenn Sie etwas Nützliches daraus ziehen können – dann bitte schön.
N.K.: Gut, danke.
(Nach dem Interview hat er gebeten, den Menschen, die unter den ersten Besatzungen waren, zu erwähnen: L.A. Djakonow – der Kommandeur des 164. Fliegerabteilung, W.D. Slusarenko, R.S. Korablow – die Staffelskommandeuere, M.A. Kaschtschenko, W.W. Sorokin – die Einheitskommandeuere, N.L. Romaniuk – der Staffelsnavigator, A.W. Pliuschtschik, B.J. Schischonkow – die Kopiloten, W.M. Musijatschenko, T.S. Kamilow – die Bordmechaniker.)