Anatolij
Anatolij
- liquidator
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Svetlana Telukha (S.T.): Heute am 30. Oktober 2017 sind wir im Raum des Verbandes „Sojus Chernobyl“. Ich heiße Svetlana Telukha und interviewe …, stellen Sie sich bitte vor!
Anatolij Rutschiza (A.R.): Anatolij Rutschiza.
S.T.: Erzählen Sie bitte die Geschichte Ihres Lebens.
A.R.: Sie unterscheidet sich nicht von Lebensgeschichten der meisten meiner Altgenossen. Ich bin also in einer kleinen Ortschaft Kotjelwa in Poltawska Gebiet aufgewachsen. Dieser Ort ist dafür berühmt, dass dort ein hervorragender Mensch zur Welt gekommen ist, der allen in der Sowjetunion bekannt war – heute natürlich gibt es weniger Leute, die seinen Namen kennen. Das ist Sidor Artjemowitsch Kowpak, der als Hauptpartisan im Großen, genauer gesagt im Zweiten Weltkrieg auf der Fläche der Ukraine war. […] Ich wurde 1959 geboren. […] Ich habe in einer gewöhnlichen Schule gelernt und zwar gut gelernt. […] Ich habe die Schule beendet und bin an das medizinische Institut gegangen. […] Ich habe das Charkiwer medizinische Institut absolviert und aus Einteilung in der Unfallstation in Charkiw gearbeitet. Ab dem 3. Studienjahr habe ich schon nebenbei gearbeitet, ich wollte ein gutes Fach haben, aber das Leben hat anders getan: Ich bin zur Notstation gekommen, davon habe ich eigentlich nicht geträumt und konnte nicht absagen. Aber dank dem Zufall […] bin ich da nicht allein angekommen, es war eine Brigade – immer 2 Personen – damals ein Arzt und ein Feldscher, die haben solche Brigade ausgemacht; das wäre eigentlich alles, wenn man kurz über mein Leben bis zurzeit spricht. Ich war damals verheiratet, meine Tochter war 3 Jahre alt. Meine Frau ist auch Ärztin von Beruf, sie hat auch 1986, ein bisschen später als ich, das Institut absolviert. Solch simples Leben. Wir waren eine junge Familie und haben die Wohnung gemietet.
S.T.: Das heißt, im Jahre 1986 waren Sie schon ein diplomierter Arzt?
A.R.: Ja, ich habe schon lange gearbeitet und hatte ziemlich viel Erfahrung in der Notmedizin. Auf den Arzt, der zur Ambulanz kommt, fällt in der Regel alles Mögliche … im Leben an. Und zwar Verletzungen, Polytraumen, Stürze aus der Höhe, Brandwunden, Blutungen, verschiedenartige Unfälle, also alle Katastrophen, die den Leuten passieren. Wir hatten sogar mit der Explosionsverletzung zu tun. Einmal wurde ein Kind hospitalisiert. Die Kinder hatten vorher eine Granate aus den Kriegszeiten gefunden und versuchten sie auseinanderzunehmen, da kam es zu einer Explosion. Wie sie gehockt haben, so auch wurden sie verletzt: Beine, Arme, Gesicht, Brust waren mit kleinen Scherben befallen, die den ganzen Körper eingehackt haben; es blutete so stark. […] Und die Rettungssanitäterin war eine erfahrene Krankenschwester, die, bevor ich kam, seit 20 Jahren in der Ambulanz gearbeitet hatte. Unsere Brigade war ein eingearbeitetes, mächtiges Team, weil wir gleichzeitig nach Bedarf zu zweit, wie ein Mensch, arbeiten konnten. Ich habe häufig sowohl als Arzt gearbeitet als auch in die Rolle der Krankenschwester geschlüpft. Und wenn es sich um einen Notfall handelte, blieb es uns nichts übrig als Arm in Arm, Bein in Bein zu arbeiten, gleichzeitig in Armen und Beinen nach Venen zu suchen. Beispielsweise, als Herzschrittmacher einzusetzen waren. Also da, wo es darauf ankam, möglichst schnell den Blutverlust auszugleichen, haben wir uns extrem viel Mühe gegeben. Unsere Brigade verfügte über Kampfgeist…. Nun alle hatten Erfahrung und ich war jung, aber habe sehr schnell alles nachgeholt. Ich habe da zwei Fristen gearbeitet, 6 Jahre lang. Natürlich war es nicht mein Ziel, alldem mein ganzes Leben zu widmen, und deswegen habe ich viel auf der Laufbahn geändert. […]
S.T.: Und sagen Sie bitte, wie haben sie über die Katastrophe erfahren?
A.R.: Über die Katastrophe habe ich erfahren von … Eigentlich war das Wort Tschernobyl unbekannt für mich, ich habe über diese Stadt nicht gehört. Niemand wusste, wo sie liegt, weil wir uns mit Geografie nicht gut auskannten. Und als ich in der Notstation angekommen bin… Ich erinnere mich nicht daran, an welchem Wochentag alles los war, vermutlich war es entweder am Freitag oder am Samstag … ach ja, eher von Samstag auf Sonntag. Und geradezu am nächsten Tag bin ich zur Arbeit gekommen, oder war das eine Woche später, jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Auf dem Aussteller war die Anzeige aufgehängt, dass wenn es Schwangere oder Gebärende kämen, dann sollten sie zu einer bestimmten Geburtsklinik gebracht werden. Das heißt, sie sollten evakuiert werden. Was Tschernobyl bedeutet, haben wir aus dem Fernsehen erfahren, Es waren einige Nachrichten über dieses Problem, aber die Informationen waren zu knapp. Wahrscheinlich kam ich schon eine Woche später an, also nicht einmal am 27.04., eher am 1. oder am 3. Mai. Eigentlich wurden wir 2 Tage nach der Katastrophe darüber benachrichtigt und die ersten zwei Brigaden fuhren sofort an Ort und Stelle. In Charkiw gab es damals 10 Notstationen. Also diese 20 Menschen waren im Bus „Der Ersten“. Unter den ersten war auch mein Kommilitone Sascha Kowaljow. Er ist dorthin am 5. Mai gefahren. Das war unerwartet für alle, wir fuhren nach Nirgendwo. […] Es könnte auch am 9. Mai gewesen sein, weil sie da eine Woche lang waren, und verbrachten dort zwei Wochen. Und je später desto länger war die Aufenthaltsfrist. In den ersten Tagen war die Gefahr am größten. Die Tschernobylzone zeichnete sich durch die hohe Konzentration des radioaktiven Jods aus. Diejenigen, die als erste gefahren sind, wussten nichts darüber. Wir haben schon Tabletten genommen. […] Man sollte drei Tage der Abfahrt die Jodtabletten einnehmen, um die Schilddrüse zu schützen. Rings um uns her gab es in dieser Zone so wenig Jod. Stellen Sie sich denn vor, dass unsere Schilddrüse Jod aus der Luft abfangen kann? Deswegen wurden solche Maßnahmen ergriffen. Nämlich kann man darauf den Aufenthalt am Meer zu Heilzwecken zurückweisen. So z.B. fahren die Leute ans Meer und kommen gesund zurück. Sie gehen das Ufer entlang, atmen diese Meeresluft ein. Die feuchte Luft enthält sehr viel Jod, das die Algen produzieren. Und dieses Jod nimmt unsere Schilddrüse auf und produziert das Hormon, das den ganzen menschlichen Organismus steuert. Und daraus schöpfen wir Energie. Können Sie sich vorstellen, wie es einfach ist?
In der Tschernobyl-Zone war die Jodkonzentration 2-3 hundertmal höher, als die normale Konzentration. Das sind kurzlebige Isotope, deswegen ist die Jodkonzentration einen Monat später um ein Vielfaches gesunken. Aber alle, die in Prypjat und Tschernobyl in diesem Monat waren, haben eine riesige Jod-Dosis bekommen. Ihre Schilddrüse war dadurch am meisten angegriffen. Viele haben sich krankschreiben lassen, und zwar die Erwachsenen und Erfahrenen. Das war ein Grund dafür, in die Tschernobyl-Zone nicht eingesetzt zu werden. Als Erste auf Dienstreisen waren die Jüngeren. Die jungen Ärzte konnten keine Ausrede finden, um abzusagen. Wir waren harmlos und sind als Erste in die Zone gekommen. Aber dann, als diese Dienstreisen zum staatlichen Programm wurden, hat es sich herausgestellt, […] dass die Bezahlung hoch ist. Damals war das Monatsgehalt riesengroß und zwar 200 Rubel. Später erhielt man schon 1000 Rubel pro Monat in der Tschernobyl-Zone. Nach zwei Monaten wurde die Fahrt nach Tschernobyl zu der populärsten Dienstreise unter den Ärzten, es war sogar unmöglich da zu fahren. Die den Rückmeldungen entnommene Information zeigte, dass die Ärzte mit den Arbeitsgruppen vor Ort in der Zone arbeiten. Das waren die Menschen, die an der Station gearbeitet haben. Wir haben medizinische Hilfe geleistet, ohne knochenhart zu arbeiten. Aber wir haben auch viele erkrankende Menschen gesehen, und das war schwer. […]
S.T.: Erzählen Sie bitte über Ihre ersten Eindrücke von der Ankunft in der Tschernobyl-Zone. Was haben Sie gesehen?
A.R.: Also wir sind mit einem großen Bus abgefahren […] insgesamt waren vielleicht 15 Brigaden aus Charkiw. Insgesamt hat sich Charkiw als die erste Stadt gemeldet, […] weil in diesen Brigaden nicht nur Ärzte, sondern auch die Verkehrspolizisten waren. […] Nachher starben viele vor unseren Augen, weil sie den Verkehr reguliert und den geseuchten Staub intensiv eingeatmet hatten. Der Staub war die Hauptquelle von Isotopen. Und deswegen war die große Anzahl von Gießmaschinen als erste zu sehen. Diese Maschinen haben die Straßen begossen. Und das Wetter im Mai und Juni war anomal. […] Zwei Monate lang hat es nicht geregnet. Diese Gießmaschinen haben viel Staub getan, so wurden die Verkehrspolizisten durch die größte Isotopenmenge aus dem Staub betroffen. Die Tatsache lässt sich leicht erklären: Wir hatten Dienstreisen für 2-3 Wochen, maximal für 4 Wochen, und die Verkehrspolizisten waren dort 3-4 Monaten. Sie hatten Schichtdienste: sowohl am Tage als auch in der Nacht.
Wir waren alle jung, so haben wir die Zone gern verlassen, weil je mehr Menschen zu sehen waren, desto lustiger war es. […] Also sind wir in Iwankowo angekommen. Diese Kreisstadt liegt ungefähr 50-60 Kilometer von Tschernobyl entfernt. […] Im Bezirkskrankenhaus wurde Lazarettbasis aufgebaut. Dorthin sollten die Kranken gebracht werden. Eigentlich habe ich im Institut einen Militärkurs beendet. Wir hatten Militärmedizin und zwar die Schutzmaßnahmen während des Atomkriegs studiert. Alle Ärzte waren damit bewusst. Auf der Lazarettbasis war zur Messung der radioaktiven Strahlung ein Gerät (Dosismesser DP-5А) vorhanden. Man sollte es irgendwohin beifügen und der Zeiger bewegte sich. Der Militärkurs bot keine Möglichkeit, diese Bewegung anzuschauen. Und in der Tschernobyl-Zone hat jemand es ausgepackt und zum Erdboden beigefügt. Der Zeiger hat sogar ausgeschlagen. Der Dosismesser hat eine Skalierung – Zehntel, Hundertstel, Tausendstel. Immer hat der Zeiger ausgeschlagen, sodass alle drüber waren. Da herum der unsichtbare Feind war, konnte man den Geschmack nicht fühlen, die Farbe nicht sehen, den Duft nicht merken. Wir waren ja durch die Schutzkleidung ausgerüstet, aber die Strahlung war in der Luft. Deren Konzentration war echt wenig, aber es war gefährlich für alle, die dort dauernd die Zeit verbrachten, die dort lebten. Unter der Strahlung sind die kleinsten Korpuskel zu verstehen, die absorbiert werden. Die Strahlung auf der Haut und Körper ist ungefährlich. Man kann sich duschen, Kleidung waschen. Und die Strahlung, die in menschlichen Organismus eingedrungen ist, ist anders. Jod wird in der Schilddrüse gespeichert, Strontium – in den Knochen, Aurum – in der Leber. Einige Elemente gehen heraus, aber ein Teil davon bleibt immer und sammelt sich an. […] Diejenigen, die im Institut nicht studiert und das nicht gewusst haben, haben alle ruhig das Essen von den Einheimischen genommen. Aber diejenigen, die mit der wirklichen Gefahr vertraut waren, machten sich große Sorgen.
Alle, die gekommen waren, sind in verschiedene Orte eingeteilt worden. Es war schon 5 Uhr abends. wir sind mit dem Auto „Rafik“ gefahren, um unsere jungen Kollegen auszuwechseln. Was hat mich doch überrascht? Menschenleere Orte, Haustiere wanderten durch die Straßen. Die Mehrheit von Bewohnern war schon evakuiert worden. Durch Felder wandert das Vieh durch. Bei der Anfahrt ins Dorf – Ditjatki hieß es vielleicht – waren Desinfektionsstationen zu sehen. Die Menschen in der Uniform begossen die Räder mit dem Desinfektionsmittel. Wir schauten diesen Ausblick an und bemerkten, dass wir nicht einmal über die Maske verfügten.
Der Zielort war im Wald – wir sind durch Feldwege gefahren – als wir gesehen wurden, haben alle ihre Aufgaben aufgegeben und sind weggefahren. „Leute, es gibt hier alles, ihr findet euch zurecht“. Und wir waren los. […] (lacht) So war unser Standort , von mir und Wasiljewna, meiner Krankenschwester, in einem kleinen Häuschen. Natürlich haben wir unter so starkem Stress gelitten, dass man nicht einmal einschlafen konnte. Wir haben von zu Hause was Alkoholisches mitgenommen und ein bisschen getrunken. Diese Anästhesie war effektiv, ich bin sofort eingeschlafen. Ich brauchte nur wenig Alkohol, um diesen Stress abzubauen. Man könnte dieses Gefühl mit den Erlebnissen des Menschen vor der Hinrichtung vergleichen. Man ist irritiert, man weiß, dass alles Schreckliche vorkommen wird, aber nicht genau, wann eigentlich. Es war so anstrengend. Am Morgen wacht man auf und versteht man nicht, wo man sich befindet. In der Luft steht Maiblumenduft, ich habe das niemals im Leben gemerkt. Die Vögel singen, die Sonne scheint wie im Paradies. Das ist Polessje, die Natur, die Schönheit, die Gerüche, das Grass, der Wald, überall herrliche Häuschen. Einige Arbeiter sind zur Station gefahren, einige wuschen die Fahrzeuge. Und wir (die Ärzte) sollten unseren Dienst antreten. […] Die Aufgaben waren einfach: Ernährung zu kontrollieren, mit Kranken zu sprechen. Verletzungen, Wunden, Infektionskrankheiten - das alles war unser Aufgabenbereich.
Unter uns waren einige Militärleute, vom Sicherheitsdienst wohl. Sie haben nichts über sich gesagt, aber wir haben verstanden, dass sie alles kontrolliert haben, und wer waren sie doch? Unsere Häuschen befanden sich in der Nähe voneinander, immer waren wir zusammen. […] Es waren sogar die Bergarbeiter eingesetzt – für höchstens 3 Tage. Wir waren 2 Wochen lang, in dieser Zeit haben 6 Dienste sich gegenseitig gewechselt – alle jungen Männer. Geradeso wurde gebohrt, Graphietkerne wurden mit dem Atombrennstoff zusammengesetzt, und alles brannte im zerstörten Atomreaktor unter der Temperatur bis 2000 Celsiusgrad. Wenn diese brennende Kugel 100 Meter unter die Erde getan hätte, dann wäre nicht nur die ganze Ukraine, sondern auch noch größere Fläche mit Atomstoffen verseucht worden. Die erste Idee war einen Tunnel auszugraben, da den Betonplatz zu errichten, um diesen Prozess zu halten. In dieser Zeit wurden Säcke mit Bor von den Helikoptern geworfen, um diesen Brand und diese Aktivität zu entschleunigen.
Nun was kann ich noch erzählen? Es war daneben ein Fluss. Dort haben wir die Atomstrahlung gemessen. Der Zeiger schlug aus. Enorme Strahlung gab es überall: im Fluss, im Brunnen, in Fisch. Wir waren im Dorf Rudnja-Weresnja, da gab es ein paar Hütten. Diese Häuschen hielt man früher für Elitenferienhäuser, für Sehenswürdigkeiten also.
Da war die Zone nach der Schmelzwasserflut im Frühling, und alle Gebäude standen auf Pfählen. Im Wald gab es damals vermutlich 300 Menschen … an die genaue Zahl kann ich mich kaum erinnern. Es waren 3 Feldküchen, eine Menge von Konserven war da. Dort war ein Lager, uns wurde die Uniform täglich verteilt. Man sollte sie immer wechseln, weil niemand sie wusch. Also genug Kleidung wurde uns immer zur Verfügung gestellt. Ich habe sogar ein Stück nicht ausgepackt und es nach Charkow mitgebracht. Es lag etwa 3 Jahre bei mir zu Hause, in Folie eingehüllt. Aber dann waren die von der Strahlung angerichteten Schäden zu sehen. Alle, die sich an den Aufräumarbeiten in Tschernobyl beteiligt hatten, wurden ins Institut für medizinische Radiologie gebracht und ich wurde gefragt, ob ich irgendwelche Dinge aus der Zone mitgebracht habe. Ich bejahte und zeigte später eine medizinische Kappe. Keiner hatte damals einen Kosmetikbeutel für solche Sachen und ich auch. Stattdessen hatte ich meine Kappe. Sie wurde mehrmals gewaschen, natürlich mit den Händen (es gab keine Waschmaschinen). Ich habe diese Kappe mitgebracht und die Strahlung geprüft. Die Konzentration war extrem hoch, das Gerät piepste, in der Baumwolle – stellen Sie sich vor – lagert sich die Radiostrahlung in besonders großen Mengen an! Mehrmalige Wäsche hat nicht geholfen […]. Die Ärzte haben sofort den Container aufgemacht, um diese Kappe wegzuwerfen. „Gibt es noch etwas? – Es gibt noch die Uniform – Nun, bring sie sofort mit“. Ich habe diese Uniform geholt, wir haben sie ausgepackt, getestet, und das Resultat war dasselbe. Verstehen Sie, diese Nuklide überwinden alle Hindernisse […].
S.T.: Hindernisse … Und haben Sie Ihren Alltag dort selbst organisiert?
A.R.: Genau. Wissen Sie, es gab keine echten Chefs. Es waren diese Militärleute, die für ihren Dienst zuständig waren. Und wir – die Ärzte – waren keinem untergeordnet. Ab und zu kamen die Leute und sagten: „Da sind die Jungen, die sich nicht wohl fühlen. – Und was war eigentlich los? – Fünf Personen haben einen starken Durchfall“. Die Kranken wurden sofort nach Iwankowo gebracht. Die Ursache war leicht festzustellen: Mancher hat Wasser getrunken, mancher im Fluss geangelt und dann diesen Fisch gegessen usw. Die Radiostrahlung ist in ihren Körper definitiv mit Essen gelangen, weil alle den schwachen Stuhlgang hatten. Das ist einer der sichtbaren Nebenwirkungen der Strahlung, sie war schon im Körper. Der Hals kratzte, alle hatten heisere Stimme […], zuerst hat man darauf nicht geachtet, weil das nicht stark ausgeprägt war […]. Es waren einige Menschen mit akuter Strahlenkrankheit, das heißt sie litten unter wahnsinnigen Bauchschmerzen, weitere Symptome waren Übelkeit, Erbrechen, der Hautfarbwechsel u.a. Diese Menschen wurden direkt zum Kernreaktor geholt; auf den gefährlichen Orten wurden die Fähnchen gestellt – so haben sie uns erzählt – aber einige sind diesen Vorschriften nicht gefolgt und über gefährliche Waldpfade gelaufen… man sah nichts Gefährliches, verstehen Sie? Und die Menschen, wenn die Gefahr für sie unsichtbar ist, nehmen die auch nicht…
S.T.: … nicht bewusst wahr…
A.R.: Am schlimmsten ist, dass es ein unsichtbarer Feind ist. Irgendwo liegt ein Stück, es strahlt ein paar Tausend Röntgen rund um sich herum. Dort wurden die Fähnchen gestellt, aber wen eigentlich haben diese Fähnchen irgendwann gestoppt? Niemanden… Der Mensch musste beispielweise sein Ziel erreichen, das 100 Meter entfernt war, wenn man natürlich diese Fähnchen im Auge gehabt hätte. Aber bis dahin waren es circa 5 Meter. Na klar, wir haben alle diese Fähnchen missachtet. Die Liquidatoren haben in der Nähe des Sarkophags meistens 22 Minuten gearbeitet. Sie wurden hierhergeholt, 20 Minuten haben sie im Tunnel ihre Aufgabe erledigt und wurden zurückgeholt. In den Zonen der höchsten Strahlung konnte man nur einmalig arbeiten […]. Sie kamen an, übernachteten, bekamen ihre Strahlendosis und fuhren weg. Wir haben solche Kranken nach Iwankowo gebracht. Durch Naivität haben wir akute Strahlenkrankheit mit dem Fragezeichen diagnostiziert. Aber dieses Papier gehörte zerrissen, uns wurde streng befohlen, die vegetativ-vaskuläre Dystonie als Diagnose zu schreiben […]. Aber es war klar, dass die Bergarbeiter, die gesunden und etwas angetrunkenen Männer keine vegetativ-vaskuläre Dystonie haben können. Sie arbeiten ja schon mehrere Jahre in der kilometerlangen Tiefe. Ich möchte noch über das Essen sagen – so viele Konserven haben wir verzehrt. Es wurde damit Mittag- und Abendessen gekocht, aber zum Frühstück waren immer die Konserven, die wir vorher nie gesehen haben. Buckellachs und derartige Feinkost… So eine Verpflegung in riesigen Mengen. Die Euphorie war nach ersten drei Tagen vorbei, und dann wollte man eine einfache Gemüsesuppe… (lacht) Das war einzigartige Köstlichkeit, aber sowieso waren es salzige Konserven, folglich fühlten sich alle nach 3 Tagen nicht wohl.
Aus unserem Standort sind wir nur in der Richtung […] Iwankowo gefahren […], zur Station nicht. Höchstens 10 Kilometer von der Station […]. 5 Kilometer von uns entfernt war ein Dorf Skasotschnoje, wo die Dienststelle war. Noch ein kleines Dorf wie Rudnja-Veresnja. Die Führungskräfte waren nicht in Tschernobyl, sondern hier, bis dort die Entseuchungsmaßnahmen ergriffen wurden. Nachher sind schon meine Kollegen nach Tschernobyl gefahren und haben direkt vor Ort gearbeitet. Hier gab es ein Krankenhaus und die Arbeit war alltäglich: Tausende von hustenden und niesenden Menschen, jemand litt an der Blinddarmentzündung usw. Aber zu aller Erst hat niemand unseren Standort verlassen, wir haben alles gemeistert […].
S.T.: Sagen Sie bitte, hatten Sie Freizeit und wie haben Sie die verbracht?
A.R.: Gewiss, vormittags […]. Am Morgen wurden die Kranken nach Iwankowo gebracht – in ein paar Entseuchungsorte – und kurz danach wurden sie zurückgebracht. In dieser Zeit hatten wir es frei, aber jedenfalls haben wir Alltägliches planmäßig erledigt. […]Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir den Standort zu Unterhaltungszwecken verlassen haben. Immer wieder begegneten wir neuen Menschen, sahen neue Gesichter. Die einen kamen, die anderen fuhren weg. […]
Dann wurde gesagt, dass die Idee einen Tunnel zu bohren und da den Betonplatz zu machen, unnötig ist. Die Arbeiten hat man schon angefangen, aber die Kontrollgruppe hat festgestellt, dass der Reaktor seinen Platz schon gefunden hat. Unter dem Reaktor gab es eine 9 Meter breite Betonplattform. Die Strahlung ist ein paar Meter in die Tiefe gegangen. Die Temperatur im Reaktor ist ein bisschen gesunken. Die Helikopter haben ihre Aufgaben gemacht. […] Vielleicht war die kritische Masse zusammengebracht. Und man hat diese Idee aufgegeben. Mir fällt die Maschine ein, die gewaschen wurde. Alles sprach dafür, dass sie eingesetzt sein musste. Es hat auch nicht geklappt. […]
Man spricht heute über unsere Heldentaten. Es gab keine besonderen Heldentaten. Wir haben alle Probleme gelöst, alle Kranken wurden nach Iwankowo gebracht. Es waren die Menschen, die in Panik gerieten. Gleich nach der Ankunft weinten sie. Manche nach, manche vor dem Alkohol. Einigen haben wir Tipps gegeben was zu trinken (lacht). Wir hatten Baldrian, Herzgespann, nichts mehr. Aber wie kann Baldrian einem gesunden Mann helfen? (lacht) „Wodka… gibt es Wodka? – Ja. – Nun geh mal trinken, entspann dich“…
S.T.: Also in der Zone waren überwiegend Männer, nicht wahr?
A.R.: Wie bitte?
S.T.: In Ihrer Umgebung waren nur die Männer, es gab keine Frauen, nicht wahr?
A.R.: Frauen… eine war dabei… ja, es waren die Frauen…
S.T.: Ihre Kollegin…
A.R.: Meine Kollegin und die Frauen, die gekocht haben. […] In unserem Standort waren Häuschen und Zelten, draußen standen Holztische. Stellen Sie sich vor, es kommen 100 Personen, sie haben gegessen und sind in ihre Häuschen oder Zelten zurückgegangen. Vielleicht nicht alle haben in den Häuschen gewohnt, ich erinnere mich jetzt schlecht daran. Niemand hat gefragt… Deswegen gibt es keine Fotos, nichts, weil wir alle für eine Woche kamen, aber 2 Wochen da blieben.
Und dann ist eine unangenehme Geschichte passiert. […] Ein Missverständnis mit Papieren. Ich hatte eine merkwürdige Situation: Im Mai waren wir in der Zone, alle sind zurückgekommen (Gott sei Dank). Und dann… im September kommt man zu mir mit der Benachrichtigung, morgen zum Kriegskommissariat zu kommen. Nun komme ich zum Kommissariat und man gibt mir den Fahrbefehl nach Tschernobyl für 6 Monate. Ich sage: „Ich war schon da – Bringen Sie dann eine Bescheinigung“. Ich komme zum Krankenhaus (lacht) – unser Notdienst Nr. 4 war damals keine separate Abteilung. Ich komme hierher und bitte um einen Auskunftsbericht. Aber in diesem Bericht steht, dass ich in Iwankowo war, kein Wort über die Tschernobyl-Zone. Und wir hatten einen zweifachen Besorgungsbetrag […] bekommen – statt 150 Rubel 300, deshalb waren wir glücklich. Die Tatsache aber […] warum ist alles so passiert? Weil für den ganzen Bus nur ein Fahrbefehl war. Nicht für jeden einzigen Menschen, sondern für die ganze Gruppe. Dieser Fahrbefehl war sehr unfair. Einerseits hat man das Geld gespart, andererseits löste er ein Problem aus. Damals herrschte der Mangel an Ambulanzmitarbeitern, niemand wollte da arbeiten. Das war vielleicht ein göttliches Strafgericht. […] Aber die Jungen haben es als Rettung akzeptiert, weil sie mehr verdienen konnten. 1.5 sogar 1.75 und fast 2 Gehaltssätze. Man hatte einen 24-Stunden-Dienst und einen Tag frei. Mein Gehalt betrug damals 110 Rubel brutto. Netto waren es schon 92 Rubel. Und hier bekommt man 165-170 Rubel netto (2 Gehaltsätze). 5 Rubel Unterschied war das große Geld. Man konnte sich in der Kantine für 70 Kopeke gutes Essen leisten. Dazu gehörten noch zwei Glas saure Sahne. Jetzt können Sie den Wert von diesem Geld verstehen. […] Wir haben noch die Miete bezahlt, und es blieb noch viel übrig. Schließlich war es wichtig für mich. Ich bin zum Oberarzt gekommen und habe gesagt: „Entweder fahre ich für 6 Monate weg, oder ich fahre da noch einmal und löse das Problem mit meinem Auskunftsbericht, suche die Beweise“. […] Leider gab es in der Gesellschaft keine Information über Tschernobyl. Nun berichtete man über den Unfall, der liquidiert wurde. Für die nächsten 2 Monate gab es bereits keine freien Plätze auf der Dienstreise nach Tschernobyl. Man hat ein lukratives Geschäft daraus gemacht. Manche fuhren zum zweiten oder dritten Mal und es dauerte bis zum Oktober. Und ich sagte dem Oberarzt, dass ich für ein halbes Jahr fahre. […] Und er sagte zu. Ich bin am 15. Oktober zum zweiten Mal dorthin gefahren, um die Beweise meines ersten Aufenthaltes zu finden. […] Der Fahrbefehl oder die Dienstreise war allgemein, jeder musste dann selbst das Problem lösen. Nun sind alle in die Tschernobyl-Zone gekommen, aber hier gab es nur einen Platz an der Kiewersee (man nennt ihn Kiewersee) am linken Ufer. Eine große Kurortzone mit vielen Kurheimen. Und da stand ein Heim mit 4 neunstöckigen Blöcken, wo die größte Anzahl – etwa 400 – der Arbeiter untergebracht war.
S.T.: Auswanderer.
A.R.: An der Kiewersee sollte auch eine Brigade sein. Von 30 Personen sind 28 zu Verdienstzwecken nach Tschernobyl gefahren. Nur ich bin nicht nach Tschernobyl, sondern zum anderen Ort – nicht weit davon – gefahren. […] Und dort kamen 4 oder 5 Busse jeden Abend, die erste Schicht kam an, die zweite fuhr zurück. In der Regel haben wir unsere gewöhnliche Arbeit erledigt: Jemand litt an Pneumonie, jemand sollte ins Krankenhaus gebracht werden, bei jemandem hat sich Hämorrhoide entzündet, jemand war verletzt, jemand hatte Panaritium usw. Alles was im Leben anfällt, mit allen diesen Problemen haben wir konfrontiert. Zum zweiten Mal war ich da einen Monat, aber das war nicht als eine Dienstreise in die Tschernobyl-Zone akzeptiert. Wissen Sie, ich hatte Glück, weil die Tagebücher, in denen unsere Namen und Standorte geschrieben waren, bewahrt wurden. […] Ich habe um die Ausstellung eines Auszugs mit Stempel gebeten. Dank diesem Papier habe ich einen Nachweis erhalten und mir wurde der Rest der Dienstreisegelder bezahlt. Viele dagegen hatten damit Probleme. 1996 wurden alle Beteiligten streng kontrolliert. Viele wussten, dass sie keine Auskunftsberichte aus Tschernobyl haben. Besonders schlimm war die Situation mit den Militäreinheiten, die für 3 Monate eingesetzt und danach abgeschafft wurden. Natürlich gab es keine Archive, die Menschen waren in der Zone und gleichzeitig nicht.
S.T.: Sagen Sie bitte, hatten Sie einen besonderen Fall in Ihrem medizinischen Praktikum, den Sie sich am besten eingeprägt haben?
A.R.: Das war ein Fall mit einem Mann, oder mit einigen (4 oder 5, vielleicht 6), die wir innerhalb von zwei Wochen nach Iwankowo gebracht haben. Es ging um akute chirurgische Leiden. Die Blinddarm-, Bauchspeicheldrüsenentzündung, bei 3-4 oder 5 Menschen (kann nicht genau sagen) haben wir diese akute Strahlenkrankheit diagnostiziert. Aber diese Diagnose gehörte immer korrigiert. Da Lazarett in Iwankowo eine gesperrte Zone war, sollte man über den Kontrollpunkt fahren. Unsere Begleitpapiere gehörten überprüft. Eine akute Strahlenkrankheit durfte nicht angegeben werden. Damals wurden nur 28 Diagnosen als „akute Strahlenkrankheit“ akzeptiert, diese Menschen wurden in Moskau untersucht. Weitere Fälle wurden nicht akzeptiert. Aber ich hatte Augen, Kenntnisse, diese Krankheit war offensichtlich. Durch des Schicksals Fügung habe ich 1990 im Institut für medizinische Radiologie (nach dem Notdienst) gearbeitet.
Mir fällt übrigens ein Arzt aus der Zone ein… er hat sich aus irgendeinem Grund in mein Schicksal eingefühlt. In der Abteilung für Funktionaldiagnostik. Ärzte hatten da normalerweise einen Lohnsatz, niemand wollte aber dort arbeiten, weil diese Arbeit echt hart war. Man muss viel Theorie lernen, um Krankheiten feststellen zu können. [...] Ich erinnere mich an den Tipp, den er mir gegeben hat. „Was machst du in diesem Notdienst? Komm zu unserer Station, wir haben eine interessante Arbeit“. Ehrlich gesagt, hat er mich abgefangen, ich habe dort ein ganzes Jahr gearbeitet. Ich habe die Fälle der Einstrahlungen im Alltag gesehen. Durch Nichtwissen wurden die Menschen dadurch betroffen. Ich habe Ihnen über den Mann erzählt, der an akuter Diarrhöe litt. Mit gewöhnlichen Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen, Fieber. [...] Ich fragte, ob er vielleicht gegen irgendwelche Vorschriften in der Zone gestoßen hatte. Niemand hat es gestanden, was alles dort los war. Aber diejenigen, die damals die Leitungspositionen bekleidet hatten, haben alles erzählt: alle haben sich gegliedert, sind im Laufschritt hierhin und dorthin gelaufen. Natürlich waren alle in der Station. Nach der Explosion sind die Graphitstücke drum herum hingefallen. [...] Ein 5 Kilo-Stück, oder 10, vielleicht irgendwo auch 50 Kilo… Je nach der Größe variierte auch die Strahlungsstärke. Um den Reaktor zu erreichen, musste man einen komplizierten Weg überwinden. Alle folgten den Fähnchen, aber manch einer konnte geradeaus laufen. Diese Männer waren am meisten betroffen. [...]
Ich bin in Charkiv mit Tschernobyl-Betroffenen in Kontakt getreten, als Arzt. Sie haben mir über die gefährlichste Arbeit erzählt. Die mutigen jungen Männer mit Bleischutzschildern sahen wie Roboter aus, die Müll vom Dach mit Schaufeln wegräumten. Wegen der hohen radioaktiven Strahlung bekamen sie in diesen 5-6 Minuten ein paar Dutzend Strahlendosis und mit der Zeit stellten sich die Wirkungen heraus. Viele verstehen gar nicht, wer war hinter diesen Bleischutzschildern. [...] Sehr viele Fragen traten auf mich zu, als ich in Deutschland und Italien war. Dann habe ich mir kurz überlegt und eine Beschreibung formuliert. Aus meiner Sicht ist das die Generation, die in der Sperrzone war. Sie hat die radioaktiven Nuklide, die sich in gemäßen Gewerben gelagert hatten, resorbiert. [...] Im Großen und Ganzen sind das Leute, die früher altern und früher sterben. Alle Probleme, die die gesunden Menschen eventuell mit 70-80 Jahren haben, treffen die Liquidatoren mit 50-60 Jahren. Es ist klar, dass jeder sein Leben auslebt. Vielleich werden auch unter Tschernobyl-Betroffenen einige ihren 100. Geburtstag feiern. [...]
Wenn man über kleine Strahlendosis von außen spricht, könnte das sogar gesund sein. Wie ein leichter Stimulator, wie Kaffee oder Tee. Aber wenn die Nuklide nach innen gelangen und leuchten. [...] Einer meiner Freunde, Sascha, war mit 45 Jahren an akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung gestorben. Man kann vermuten, dass die Nuklide die Bauchspeicheldrüse angegriffen haben und sich irgendwo in Bindegewerbe gelagert haben. Und einmal führte das zu der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung. Wobei gerade bei der Arbeit, im Krankenhaus, als er Patienten gebracht hatte, sah er gesund aus. Sein Tod nahm zwei Tage in Anspruch. Unglaublich! Er war 45 Jahre alt, ein gesunder, korpulenter Mann mit rundem Gesicht. Noch ein Tschernobyl-Betroffener.
Ich beobachte die Schicksäle dieser Leute. Ich wohne im Stadtteil Sewernaja Saltowka. Da hat der Staat damals viele Wohnungen gegeben. [...] Viele leiden an Gefäßpathologien, sie sind nicht einmal 60 Jahre alt. [...] Sehr viele sind gestorben. In jeder Stadt, auch in Kotjelwa, gibt es zurzeit ein Tschernobyl-Denkmal. Jedes Jahr werden ein paar Nachnamen hinzugefügt… Diese Leute sind in 60er Jahren geboren. [...] Sie scheiden aus dem Leben… Das ist unser allgemeines Problem.
Eigentlich so haben die Italiener gesagt (lacht): „Wisst ihr, ihr seid die Helden!“ Und ich lehnte es ab. Er betonte nochmal: „Falls es bei uns geschehen würde, dann käme niemand da.“ Verstehen Sie, wie hoch ist bei ihnen der Lebenswert und die Lebensqualität, dass niemand freiwillig das Risiko auf sich nehmen und sich das Leben verkürzen würde. Dort habe ich darüber erfahren, dass in einer Region in Norditalien 2 Wochen nach der Tschernobyl-Katastrophe radioaktive Niederschläge gefallen sind. Ein paar Hundert Hektare wurden saniert. 10 Zentimeter des Erdbodens wurden beschält und ins Gebirge gebracht und dort verwertet. In dieser Zeit wurden 4 Kernkraftwerke in Italien gebaut. Die Hauptfrage des Referendums lautete: Braucht das Land den Bau von einem Atomkraftwerk zu Ende zu bringen, oder sollen wir das Dreifache für Strom zahlen? Alle haben das letztere gewählt. Vielleicht gibt es heute keins von damals geplanten Kernkraftwerken. Aber in Italien wägt man nicht alle Risiken ab. Die Gefahr des Erdbebens bleibt ständig. Gerade letztes Jahr, ein paar Monate nach unserer Abfahrt gab es eins. [...]
Sie sind genug intelligent, um zu verstehen, dass Sicherheit des Lebens in ihrem Land am wichtigsten ist. In Italien werden Autos (Ferrari, Lamborghini), Kessel, Gasausrüstung hergestellt. Italiener sind Workaholiker, ihr Leben hat hohe Qualität. Seit hundert Jahren wohl leben sie im Reichtum, herzensgut – das kann man aus ihrer Verhaltungsweise erschließen. Ich kenne die Menschen, die nach der Tragödie die belorussischen Kinder aus den betroffenen Dörfern eingenommen haben. Die radioaktiven Wolken kamen nach Norden und Gomelska Gebiet wurde damit verdeckt. Da sind viele Dörfer im Wald – dahin gibt es keinen Weg und vielleicht auf der Karte kann man sie auch nicht finden. Hier herrscht die ewige Trunkenheit, die Kinder sind schmutzig, nackt, barfuß wie Maugli. Sie wohnen auf der Straße, weil ein Elternteil trinkt und ein anderer arbeitet weit von zu Hause. Und Italiener haben für sie ein Hilfsprogramm initiiert. Sie haben die Genehmigung ausgekämpft und haben sich auf den Weg gemacht. Diese Kinder wurden mit Bussen abgeholt. Sie blieben 3 Monate lang, angezogen, gefüttert. Die Kinder lernten Kultur und Sprache des Landes. Im Laufe von 10 Jahren wurden die Kinder gefördert. Italienisch von Kindheit an zu lernen - das hat natürlich im Leben geholfen, viele sind dorthin ausgewandert und leben gut. Verstehen Sie, die belorussischen Kinder sind fremd für Italiener, die Beziehung dagegen war zu ihnen, als ob sie Leibliche gewesen wären. Die herzensguten Italiener nannten diese unglücklichen Kinder „bambini“. Wir waren bei einer Familie zu Besuch. Die Frau hat zwei erwachsene Kinder - einen unverheirateten Sohn, Journalisten, und eine Tochter… beide circa 40 Jahre alt, beide ohne eigene Familie, beide waren so infantil. Und bei ihnen wohnte regelmäßig für ein paar Tage ein behinderter Junge (mit zerebraler Kinderlähmung wohl oder Demenz). So wohnte dieser Junge wie in einem… wie heißt das?
S.T.: wie in einem Kinderheim… oder einem Behandlungszentrum…
A.R.: Quasi im Kinderheim. Die Familie holte ihn für ein paar Tage, bot ihm Unterhaltungsmöglichkeiten, trug auf diese Weise zu seiner Sozialisierung bei. Der Junge lernte, wie man isst und trinkt. Italiener sind alle kundig auf dem Gebiet der Rehabilitation. [...] Für sie waren diese Kinder einfach „bambini“.
S.T.: Sie waren zufrieden.
A.R.: Sie waren sehr stolz darauf. Wir haben einmal eine Familie in ihrer Villa getroffen. Das war eine antike Villa, mit Fotos an Wänden: Auf der einen Seite schmutzige Kinder mit Katzen und Hunden, mit schlichten Kleidern, in vernachlässigten armen Häusern. [...] Und auf der anderen Seite schon neue bunte Fotos: Glückliche Kinder mit Koffern voller Sachen und Spielzeug. Dieser Kontrast bereitete der italienischen Familie ein großes Vergnügen. Wir kennen dieses Italien nicht, es ist ganz…
S.T.: Andere Welt.
[...]
S.T.: Wenn wir zum Thema Tschernobyl zurückkehren, sagen Sie bitte, ob sie sich vielleicht an jemanden aus den Zeiten des Aufenthalts in der Zone erinnern? Eine Person oder eine Gestalt …
A.R.: Das ist meine Krankenschwester, Wasiljewna …Wita… Wita …
S.T.: Erzählen Sie über etwas sie…
A.R.: Wita Wasiljewna, weil als wir in der Zone angekommen sind, war ich 25 und sie 43. Ein Unterschied von 18 Jahren. Eigentlich nicht so groß, aber…
S.T.: Lebt sie noch?
A.R.: Wie bitte?
S.T.: Ist sie noch am Leben?
A.R.: Wissen Sie, ich bin vielleicht selbst daran schuld, aber ich weiß nichts über ihr Schicksal. Ich lebte mein Leben weiter, war ein Jahr bei der Medizinradiologie tätig, dann unterrichtete an der pharmazeutischen Akademie [...], arbeitete im Studentenklinikum. Danach in der Poliklinik in meinem Stadtteil Sewernaja Saltowka, später 15 Jahre lang als medizinischer Vertreter. Ich habe also meine Tätigkeit gewechselt… In meiner Umgebung waren viele verschiedene Leute, immer, wenn die Neuen kamen, wurden die alten Namen schon vergessen. Drei junge Ärzte, meine Bekannten aus Tschernobyl, sind gestorben. Einer an der Hochdruckkrankheit (Infarkt), mein Freund Sascha an akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung. An vielen, die an etwas gelitten haben, waren nach dem Aufenthalt in der Zone Psychotraumen verzeichnet. Diejenigen, die dieser Sache keine Bedeutung beimessen, haben keine Probleme und leben noch.
[...]
Wera Wasiljewna hat mir geholfen, weil wir uns perfekt verständigten. Ohne jegliche Einwände, egal ob wir am Tage oder in der Nacht arbeiteten. Ich erinnere mich daran, dass es bei Dämmerung war. Auf dem Weg stand eine Tankstelle. Man konnte heranfahren und einfach den Benzinbehälter volltanken lassen. Ohne Schecke versorgte diese Tankstelle den Verkehrsablauf. Überall nächtliche Landschaften, Leute in den Masken. Um die Genehmigung zu kriegen, die Zone zu verlassen, wurden die Autos mehrmals gewaschen. Wir stiegen aus, ließen unsere Unterlagen prüfen, Reifen und Unterboden waschen, Strahlung messen; dann stiegen wir ein, fuhren zur nächsten Station und wieder so.
Ich habe mich seit vielen Jahren daran nicht erinnert. Und gestern habe ich mich ausgeruht und über meine Erlebnisse nachgedacht. Was habe ich mir gemerkt? Ich erinnere mich an die Decke, Mücken, diesen Duft, der unter die Haut eingefressen hat. Diese Nachtfahrten nach Iwankowo. Ganz leerer Weg, nur ein Verkehrspolizist in der Maske an der Kreuzung. Warum habe ich so viel Aufmerksamkeit den Verkehrspolizisten geschenkt? Nach 3 Jahren wurden eigentlich Polizisten von den meisten Krankheiten betroffen. Aber nicht von der Herzischämie und Stenokardie, sondern von der Herzrhythmusstörung. Es geht um die Herzenszellen, die die Anregung im Herzen abrufen. Diese sterben und daher entsteht die Rhythmusstörung. Ich sagte einmal zu Wasiljewna, was ist eigentlich los, warum leiden diese Verkehrspolizisten? Und jetzt komme ich zufällig zu diesen Patienten und frage nach der Arbeit in der Zone. Wie lange waren sie da? - 4 Monate. Warum gab es keinen Ersatz? - Die Antwort liegt auf der Hand… Wenn es um Militärstrukturen geht, kommt nicht in Frage, ob man dem Befehl folgen will. Zivilmenschen dürfen sich empören, Militärleute aber nicht.
[...]
Gesundheit ist von großer Bedeutung. Man kann von Kindheit an erkrankt sein, aber am lang leben. Eine lange Krankheit nehmen die Menschen als Teil des Lebens wahr und können sich um die richtig kümmern. Das größte Problem von Tschernobyl-Betroffenen ist, dass sie Geisel von ihren Problemen werden. Manche haben viel gesoffen, aber das Psychotrauma war immer dabei. Wir brauchten damals ein Mittel, womit wir unser Leben korrigieren konnten, das heißt man sollte nicht Tschernobyl die ganze Schuld geben. Heute gibt es eine „Armee“ von Psychologen für die Notleidenden. (z.B. für Beteiligte der Antiterroroperation). Am meisten haben diejenigen gelitten, die versteckte neurologische Probleme hatten. Ich habe viele solche Menschen gesehen. Ich arbeitete 5 Jahre im Studentenklinikum, dort war die ganze Station für Tschernobyl-Betroffene eingerichtet, dann im Institut für medizinische Radiologie. Dort war die Aggravation. Es herrschte damals diese sowjetische Herangehensweise, bei der der Grad des Sozialschutzes vom Medizinschutz abhing. Bei uns war das ein ganzheitlicher Vorgang, der immer zu einem Fehler führte. Die Menschen lockte die Arbeit in der gefährlichen Zone an, weil sie die als vorteilhaft akzeptiert haben. Das ist unser ewiges Problem, dass man mit Gefahren nicht in seinem Ernst rechnet. Allen wurde versprochen, dass sie 5 Jahre später ein Auto – einen Zaporoshez z.B. – bekämen. Dieses Problem ging weit über die Grenzen hinaus, alle Tschernobyl-Betroffenen haben sich leider in ihre Rollen schon eingelebt.
In Italien bin ich großen und kleinen Helden begegnet. Und jetzt denke ich ruhig, was für ein Held ich selbst bin? (lacht) Alle Katastrophen sind ein riesiges Problem. Die Italiener haben diese Gedanken ins Leben gerufen. Eigentlich, wenn die Gesellschaft intelligent ist, dann kann sie alle Probleme lösen. Ich kann ein aktuelles Beispiel anführen – die Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima-1. Vor 15 Jahren oder 10, wann eigentlich?
S.T.: Vor 3.
A.R.: Vor 5 Jahren…
S.T.: Ja…
A.R.: Vor 5 Jahren Fukushima…ja…
S.T.: Es geschah bloß nicht lange her…
A.R.: Also, zurück zur Nuklearkatastrophe von Fukushima. Japaner haben ruhig die Folgen des Unfalls beseitigt. Die Informationen darüber blieben zwar geheim, aber die Situation war anders. Japan ist ein ganz anderes Land. Alle Häuser wurden sofort verlassen, nichts wurde mitgebracht. Die Japaner haben viel gearbeitet und nach 5 Jahren wurden die Anwohner verseuchter Regionen zurückgebracht. Sie hatten keine Wahl, das ist eine Insel… So viele Menschen sind wegen des Tsunamis ums Leben gekommen – unvergleichbare Anzahl von Opfern. Aber dieses Problem erleben sie ein bisschen anders… das heißt Pragmatismus, er muss bleiben. Jede Person muss verstehen, dass sie in schweren Situationen alles selbst meistern soll.
[...]
S.T.: Darf ich denn noch eine Frage stellen? Als Sie nach der Liquidation zurückgekommen sind, wie haben Sie die Umgebung wahrgenommen? Kollegen, Freunde ...
A.R.: Es war also 1986. Es war klar, dass ich zum zweiten Mal nach Tschernobyl nicht fahren wollte. Ich wäre nicht fahren, aber nach 4 Monaten wurde mir über die Dienstreise für ein halbes Jahr mitgeteilt. In einen fremden Ort. Ich habe einen riesigen Stress erlebt. Ich habe schon mal erzählt, dass ich ihn nur mit Alkohol neutralisieren konnte. So entstand die Frage: Ich bin schon 26, was soll ich weiter tun? Alles drum-herum ist verseucht: Man atmet ein, trinkt, isst, diese Stoffe bleiben im Organismus für immer. Einige meiner Kameraden sind für ein halbes Jahr in die Zone gefahren. In die Gesellschaft hilt das für normal. Und 1990 trat ein Gesetz in Kraft, laut dem alle Tschernobyl-Betroffenen die Möglichkeit hatten, sich im Gesundheitszentrum heilen zu lassen. Alle haben natürlich ihren Aufenthalt im Zentrum auf verschiedene Probleme zurückgewiesen. Ich betone, dass man als Tschernobyl-Betroffenen jeden nennt, der von Radionukliden betroffen ist, die durch Einatmen der verseuchten Luft, Essen und Trinken gelandet sind, und die werden für immer aufgelagert. Die meisten kommen früher ums Leben, weil es kein Wunder gibt. Trotzdem kann gesunde Lebensweise die entscheidende Rolle spielen. Da die meisten verschätzten Helden sind, spülen sie leider ihre Probleme in Cognac raus. Das sind hauptsächlich Männer, Frauen sind aber lebensfähiger, pragmatischer, ordnungsgemäßer, ziehen gesunde Lebensweise vor. Deswegen auch interessiere ich mich für das Schicksal von Wera Wasiljewna. Aber wenn ich 57 bin, plus 18, wie viel macht das zusammen?
S.T.: Na, 60 plus 20 macht 70, dann 5 Jahre, 65. Oder nein, warten Sie mal, plus 18 macht 75.
A.R.: Ja, 75 Jahre, sie ist alt wie ein Rabe.
S.T.: Na ja. Und hatte Ihre Familie Verständnis für Dienstreise nach Tschernobyl?
A.R.: Meine Frau sagte, dass wir keine Kinder mehr haben werden, lieber keine Experiment durchführen. Deswegen haben wir nur eine Tochter. Meine Frau erklärte es einfach so: „Du warst dort, ich möchte keine Missgeburten haben.“
S.T.: Sie haben sich also zurechtgefunden, nicht wahr?
A.R.: Das stimmt.
S.T.: Hat Ihre Teilnahme an der Liquidation Einfluss auf Ihr Familienleben genommen?
A.R.: Nein.
S.T.: Das heißt…
A.R.: Nein, überhaupt nicht. Nur als wir über weitere Kinder gesprochen haben, hat meine Frau definitiv „Nein“ gesagt. So hat sie darauf reagiert… Nein ist nein, also wir lebten weiter.
S.T.: Und besprechen Sie in der Familie das Thema Tschernobyl? Damals und jetzt?
A.R.: Nein, (lacht) wir haben es kurz behandelt, nichts mehr. Natürlich kamen die Jahrestage, im Dezember, im Mai. Wir sitzen am Tisch, gedenken aller, erinnern uns an alles. Aber der Tschernobyl-Aufenthalt hat keine extremen familiären Probleme verursacht. Sogar unter Verwandten habe ich meine Dienstreise nie an die große Glocke gehängt. Ich meine, dass einige sogar nicht…
S.T.: Nicht wissen…
A.R.: Nicht wissen. Allerdings müssen schon alle wissen. Bei uns ist es gesetzlich bestimmt, dass man mit 50 in Rente gehen muss. Und als ich 50 war, wurde ich pensioniert. Im Unterschied zu anderen, die seitens des Staates Hilfe bekommen, aber faulenzt haben, habe ich keinen Tag still…
S.T.: Stillgesessen…
A.R.: Genau. Weil ich verstehe, dass jede Tätigkeit für den Menschen sehr wichtig ist. Wenn man mit etwas beschäftigt ist, kann das keinen Urlaub ersetzen. Das ist die Beschäftigung, man hat was zu tun, es ist interessant oder nicht interessant, man fühlt sich müde. Die Zyklizität… die schätze ich besonders hoch ein. Wenn man diese Zyklen richtig auswählt und abwechselt, dann ist alles im Leben in Ordnung.
S.T.: Sagen Sie bitte, was hat Ihrer Meinung nach die Tschernobyl-Katastrophe verursacht? Haben Sie sich darüber nachgedacht?
A.R.: Wissen Sie, das letzte Treffen mit der ukrainischen Diaspora in Italien war sehr interessant. Ich war dabei, es war etwas Unbehagliches da, weil sich alle Treffen voneinander nicht unterschieden haben. Eine Engagierte Person kam und zeigte uns eine Präsentation. Eine typische Präsentation: Wann ist alles passiert, wie viele Leute sind betroffen worden, wohin ist die radioaktive Wolke gezogen usw. Alle Treffen waren gleich. Dann bot man die Möglichkeit, dem Augenzeugen zuzuhören und Fragen zu stellen. Aber bei der ukrainischen Diaspora war das ganz anders. Wir waren in einer Schule. Die Veranstaltung fand gleich wie bei Italienern statt – vielleicht haben die Ukrainer diese Gewohnheit von Italienern abgelernt. Aber dort brachte man in der Regel Gebäck oder noch etwas mit. [...] In der Halle saßen schon 30 bis 40 Personen – alle nebeneinander. Wir berichteten, zeigten Fotos und Präsentationen. Ich hatte wenig zu zeigen, Wladimir hatte mehr. Er war schon nicht im März, sondern im August oder September. Es war schon damals das Leben bei Tschernobyl, um die Station herum.
Dann war ein junger Mann dran, auch Historiker wie Sie. Er unterrichtete Geschichte an einer westukrainischen Universität. Sein Ukrainisch war schön. Aber er trug auf Italienisch vor, weil da außer der ukrainischen Diaspora auch die Italiener waren. Den Inhalt konnte ich nur raten. Nun machte er einen Zusammenschnitt darüber, warum diese Tragödie geschehen war. Er erläuterte die Situation in verschiedenen Kraftwerken seit 1970. Das war eine gefühlsbetonte Dokumentation: Briefe, Denkschriften, verschiedene Beschwerden über die Unfälle in den Atomkraftwerken und wie alles von der Gesellschaft heimgehalten wurde. Es war schrecklich sich vorzustellen, dass alles ein programmiertes Experiment war, aufgrund dessen die Möglichkeiten des Reaktors erforscht wurden. Zu diesem Thema kann man unbeschränkt forschen… dann hat der Historiker gesagt, dass Tschernobyl-Problem ein Bruch zwischen Forschern und Leitern war. Die Leiter mussten die Arbeit der Forscher steuern, ihnen Aufgaben geben. Und über die Aufgaben mussten alle informiert und darauf gut vorbereitet sein. Alles fand nämlich im Apparatraum statt, wo Werkzeug an die Wand angebracht war. Für 4 Personen, 2 Forscher und 2 Arbeiter. Die Arbeiter verzeichneten die Änderungen bei der Arbeit und sie nahmen am Experiment teil. Aber andere Dienststellen in verschiedenen Stockwerken (zuständig für Abkühlung, Motoren, Elektronik etc.) wurden nicht eingesetzt.
Es wäre besser gewesen, wenn am Experiment alle Abteilungen teilgenommen und auf den Knopf gedrückt hätten, um den einen oder den anderen Lauf aufzuhalten. Ich habe so verstanden, dass man über dieses Experiment wusste und die Erforscher wollten die Technologie testen. Wo liegt diese Grenze zwischen „wussten“ und „wollten testen“? Man muss aber mit allen möglichen Risiken rechnen. Erstens, sind alle Reaktoren gefährlich, zweitens, war dieser in Tschernobyl sehr alt, man baut solche vielleicht nicht mehr. Die Menschheit hat bis heute kein Verfahren erfunden, wie man radioaktive Abfallprodukte loswerden könnte. Es verbrennt der Brennstoff, das Hauptisotop ist abgebrannt, erschöpft und alles. Es gibt keine Technologie zum Energiegewinn aus anderen Strahlungsaktivitäten. Sie wird aus Erz angereichert und bleibt eingespeichert. Man kann sie nicht versteuern oder eingraben. Zuerst wurden die Strahlungsaktivitäten in Containern in den Arktischen Ozean geworfen. Heute, wenn 60 oder 70 Jahre vergangen sind, geraten alle in Panik, wann diese Container vorrosten … Man kann sie nicht rausholen und konservieren lassen. Weltweit. Irgendwo haben die Amerikaner oder noch jemand ein paar Bomben verloren. Wir könnten einmal aufwachen und tatsächlich verstehen, dass wir schon zum Weltuntergang beigetragen haben, indem haben die Minen verlegt hatten, die sowieso aktiv werden…
Also in dieser Präsentation wurden viele Dokumente zur Schau gebracht, die bestätigen, dass genau in diesem Tschernobyl Kraftwerk sehr viele technisch unausgereifte Experimente durchgeführt wurden. Das ist die Tatsache, an der die Forscher schuld sind. Es ist klar, dass jeder Gelehrte etwas Neues erfahren möchte. Wenn die Person einen Sack trägt und noch einen Rucksack zusätzlich kriegt, und wenn sich in den Rucksack ein Mädchen setzt, und wenn hinauf noch ein Fernseher gestellt wird… Das ist unsere menschliche Natur, aber diese Denkweise bringt nichts Gutes. Davor warnen Deutsche, Italiener und andere. Und als Fukushima-Katastrophe geschah, war schon klar, dass die Japaner den falschen Platz für den Reaktor gewählt haben, haben sich verrechnet. Hätten sie ihn nicht am Ufer, sondern etwas höher gebaut… da wurden die Kontaktdrahten beschädigt, der Strom hat die Pflöcke entrissen. Und der Prozess läuft, Borschtsch wird gekocht… im… wie heißt er?
S.T.: Im Reaktor…
A.R.: Reaktor… Alles war durchdacht, ein so hoher Tsunami kam überhaupt nicht in Frage, 10 Meter hoch. [...]
S.T.: Sagen Sie bitte, wann haben Sie begonnen, den Unfall im Tschernobyl Atomkraftwerk für eine Tragödie zu halten?
A.R.: Als ich in Iwankowo angekommen bin, als ich gesehen habe, wie dieses Gerät (DP-A5) 60 Kilometer entfernt so stark tönte. Erinnern Sie sich an dieses bekannte Zitat „Kaninchen sind wertvoll, aber nicht nur dank wertvollem Pelz“ (einem Film entnommen)? Wie dem ein lauter Fingerknall folgte? Einen derartigen Knall hörten wir, sobald das Gerät eingeschaltet war. Wir sahen die Werte schnell schwanken, mal höher, mal niedriger. Unstabil. Dann waren es schon keine Hundertstel, keine Zehntel, sondern konkrete Zahlen. Ich erinnere mich schon nicht an die genauen Zahlen Wir gingen weiter und natürlich hat sich der Zeiger bewegt. Ich kann das nachvollziehen. Es ist furchtbar, besonders, wenn man versteht – darüber habe ich schon erzählt – dass wir, junge Menschen, hier sind… Hier sollten die Erwachsenen, 60-jährige Leute gewesen sein, die schon Familien hatten. Einerseits, sind sie weniger fühlbar gegen Strahlung, weil ihr Organismus schon stark genug ist. Ich habe sehr viele 18- und 20-jährige Soldaten gesehen. Verstehen Sie, mit 18 Jahren zog sich jemand die Uniform an. Vielleicht scheint es übertrieben, aber damals akzeptierte die Partei jede Person als eine namenslose Einheit.
Zwar wurde alles ordentlich organisiert, aber ... Ich bin ja gekommen und wurde spontan in irgendwelches Geschehen eingeströmt. Es war eigentlich nicht spontan, wir hatten volle Verpflegung. Für uns waren Schutzkostüme, Essen, Medikamente (ich hatte einen guten Medizinkasten) bereitgestellt. Immer war ein Wagen mit dem Fahrer bereit irgendwohin zu fahren. Wir hatten alles. Verstehen Sie… jemand hat alles abgerechnet was man braucht. Damals war es vielleicht einfacher alle zu versorgen, alles kam vom Staat, nicht aus privaten Initiativen, alles war gemeinsam. Gut organisiert, aber die ersten Wochen waren in der Zone nur die Jungen, keine Freiwilligen. Die Freiwilligen kamen, nachdem man mitgeteilt hatte, dass sie das Fünffache verdienen, das Fünffache! Sofort entstand eine lange Schlange. Im September konnte man schon nicht nach Tschernobyl ohne Anmeldung fahren…
S.T.: Sagen Sie bitte, hat der Unfall den Einfluss auf die Gesellschaft und auf die ganze Ukraine genommen?
A.R.: Ich weiß nicht… Im Alltag … keinen, auf Tschernobyl trinkt man nicht. Hatte keinen Einfluss… Um welchen Einfluss kann es aber gehen? Das Thema wurde geschlossen, etwas – Sie verstehen ja – wurde heimgehalten. Ich betone, keinen Einfluss, wenn diese Grabanlagen noch stehen. Wenn die meisten schon gestohlen und als Metallbruch verkauft sind. Verstehen Sie, der Stahl wurde geschmolzen, er ist auch radioaktiv. Und es besteht eine Möglichkeit, dieses radioaktive Metall auf dem Markt zu kaufen! Ich weiß nicht, ob es technologisch möglich ist, aber man sagt, dass es 2/3 von der Grabanlage des Kraftwerks nicht mehr gibt. Das heißt, das Metall ist schon gestohlen. Wenn Sie Butter kaufen, dann sollten Sie auf die Verpackung sehen. Ich zum Beispiel kaufe nichts aus Shitomir, weil das Gebiet ganz in der Nähe liegt…
S.T.: Ganz nah, es verursacht Risiken…
A.R.: Auf Schritt und Tritt versucht man uns zu betrügen. Die Lebensmittel, die uns verkauft werden, wie marinierte Pilze, Blaubeeren etc. können aus Tschernobyl stammen. Wir haben keine Garantie, dass jemand auf solche Weise nicht verdienen möchte… und für die Ukrainer… für einige… was gibt’s, das gibt’s. Alles wird aktueller, wenn die Gesellschaft reicher wird. Weil niemand von irgendwelchen Leuten etwas kaufen würde, wenn es ein großes Angebot an allen Lebensmitteln in Geschäften gibt. Sogar jetzt spricht man über die Pilze in der Stadt Isjum. Meine Schwiegermutter wohnt in Isjum. Da gibt’s viele Wälder voll von Pilzen. Man fährt in die Stadt ein und schon den Weg entlang sitzen zahlreiche Verkäufer mit konservierten Pilzen. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt. Sie sammeln diese Pilze, sortieren, konservieren. Allerlei Gläser: weiße, braune… Aber es gibt eine andere Meinung dazu, dass viele Verkäufer diese Pilze aus Tschernobyl bringen und als isjumsche verkaufen. Wir kaufen nie da, obwohl wir oft zur Schwiegermutter zu Besuch kommen. Verstehen Sie, das ist die arme Gesellschaft… die gleichgültige Gesellschaft, jeder denkt an sich selbst, niemand denkt an alle… Man soll alle ernähren, dann können die Leute etwas Gemeinsames wie z.B. gemeinsame Tragödie überlegen. Aber jetzt sprechen alle zum Thema Tschernobyl. Die reichsten Wälder, wunderschöne Glockenblumen, Maiblumen, große Mücken… Aber ich habe meiner Frau genau gesagt und sage immer jetzt, auf keinen Fall kauf etwas von dort aus. Viele Lebensmittel werden aus dieser Region hierhergebracht. Wenn Sie auf Margarine, Butter und alle Milchprodukte schauen, dann bemerken Sie, dass vieles in Shitomir Gebiet hergestellt wurde.
Wenn man von Charkiw fährt, so circa 700-800 Kilometer weiter liegt Iwankowo. Aber direkte Entfernung beträgt nur 500 Kilometer – die der Wind in 2 Tagen schafft. Als 1986 der Sarkophag gebaut wurde, entstanden wegen Gewichts große Spalten zwischen den Wänden – da gibt’s keine feste Basis, nur den Ton. Angeblich sind die Risse dort 2 Meter breit. In einen bläst der Wind ein, aus anderem bläst er raus. Das war eigentlich der Grund für den heutigen Metallsarkophag. Er ist fest zuschlossen und lässt keinen Luftzug rein und raus. Er wurde erst im vorigen Jahr, also nach 30 Jahren in Betrieb gesetzt! Natürlich schlucken wir die radioaktiven Stoffe. Schauen Sie mal die aktuelle Statistik über den Schilddrüsenkrebs in der Ukraine – Tendenz steigend. Ich verstehe diese machthabenden Blödmänner nicht. Sie haben Kohle und bleiben hier. Tatsächlich soll man alles ins Bündelchen einpacken, an den Stock festbinden und in eine umweltfreundliche Region der Welt fahren. Diese kann man bloß schwer finden, vielleicht in Sibirien… oder Malaysia. Ich weiß nicht, wo jetzt diese umweltfreundlichen Gebiete liegen, weil niemand sich in diesem Ort sicher fühlt. Ich weiß nicht, wie es jetzt mit diesem Sarkophag geht, aber damals… diese 2 Meter-Risse und der Wind tagsüber. Er bläst den radioaktiven Staub aus. Alle diese Jahre haben wir immer diesen Staub eingeatmet… alles ist eingespeichert, diese Stoffe gerieten in Dnjepr. Jetzt sind sie im Schlick, da wächst das Gras, vom Silberkarpfen gefressen, und die Silberkarpfen sind auf dem Markt zu kaufen. Nehmen Sie den Dosismesser immer mit?
S.T.: Nein…
A.R.: Aber niemand nimmt ihn mit. Ukrainer sind sorglose Leute, Italiener haben diese Geräte, messen die Strahlung. Das hängt vom Lebenswert ab. Wenn er extrem niedrig ist, dann wofür braucht man diesen Dosismesser.
S.T.: Die Tschernobyl-Führungen sind heute nachgefragt …
A.R.: Das stimmt, man sollte diese Zone besichtigen.
S.T.: Was halten Sie davon und möchten Sie zurück?
A.R.: Man sollte…
S.T.: …die Situation beurteilen?
A.R.: Ich möchte nicht zurück, möchte mich nicht daran erinnern. Verstehen Sie, das war in der Vergangenheit, sei auch alles da bleiben. Darüber erzählen - okay, aber nicht mehr hinkommen… nur die Gewalttäter kommen zum Tatort wieder, sie genießen die Rückkehr… Generell sollte man Führungen machen und alles zeigen. Jetzt gibt’s da nichts mehr zu zeigen. Vielleicht heute kann man dort schon leben, es gibt Leute, die in Tschernobyl 30 Jahre nach dem Unfall wohnen, denen nichts passiert ist. Das ist noch ein Grund zur Beruhigung. Es geht in der Regel um 50-Jährige, sie lehnten es ab auszuziehen. Sie wohnen dort seit 30 Jahren und sind nicht gestorben. Warum? Sie machen sich keine Sorge darüber. Die meisten Probleme kommen, wenn sich die Person auf das Problem konzentriert. Diese jungen Männer… sie sind Helden, denen man nicht gedankt hat. Verstehen Sie, wenn ich nichts verdient hätte, hätte sich mein Leben nicht verändert. Weil ich es selbst aktiv gestaltet habe, ich versuchte interessante Momente auszusuchen und zu erleben. Das ist die Hauptsache. Tschernobyl soll man anderen offen zeigen, weil es bis jetzt nur zwei solche Weltkatstrophen gibt. Wichtig ist zu erzählen, dass alles auf Kosten von einfachen Menschen gemacht wird. Auf diese Kosten hätte man eine gute Autobahn „Charkiw-Berlin“ bauen können. Bequem, modern, schnell, wo man Kaffee trinken, in die Toilette gehen kann und los - in 24 Stunden ist man in Berlin. Aber man hat Sarkophage gebaut. Und wie viel investiert man noch hinein… ich weiß nicht.
Viele schlagen vor, in Tschernobyl einen Ökopark zu bauen, oder das technologische Holz anzubauen. Viele verstehen den Sinn des Problems nicht. Die Strahlung versteckt sich in Boden, Wasser, in den Bäumen… überall. Ich führe ein Beispiel an: wenn man ein altes Betttuch ausschüttelt, fliegt der Staub weg, aber er geriet in den Unterstock. So was geschieht in der Zone. Man sammelt Pilze, Beeren, man benutzt das Holz und Metall… die Radionuklide leuchten wieder. Die Aktivität des Strontiums lässt erst in 250 Jahren nach. Die Lampe leuchtet, wo auch sie hingesteckt wäre; unter dem Tisch, im Computer oder unter dem Nachbarbett, sie leuchtet immer wieder. Der Mensch… der Tschernobyl-Betroffene wurde gegraben, die Strahlung leuchtet in 2-Meter-Tiefe. Es regnete, das Wasser wurde geschwemmt und wir trinken dieses Wasser. Es ist ein Teufelskreis. Man soll darüber nachdenken, aber nicht zu viel. Es wäre besser, die Solaranlagen zu bauen, um preiswerte Energie zu gewinnen. Die Restblöcke soll man gut bewachen, weil nach dem Unfall die Zone für immer isoliert ist. Uns die Natur ist da wunderbar… in Charkiw kann man es sich nicht vorstellen. Polessje hat diesen Geruch, bestimmte Feuchtigkeit, Bäume, Wälder; das sind große Mengen von Tieren und Heilkräutern. Wir können nicht verstehen, was es bedeutet. Polessje hat schöne Natur.
S.T.: Sagen Sie bitte, wie sollten, Ihrer Meinung nach, die Maßnahmen zur Verewigung der Tschernobyl-Erinnerung ergriffen werden?
A.R.: Die jetzigen sind richtig. Die Nachnahmen der Tschernobyl-Betroffenen werden alles weiter erzählen. Das Kind sieht, dass die Anzahl der Betroffenen steigt, aber keine Emotionen mehr werden ausgelöst. Man soll wahrscheinlich diese Geräte, den Dosismesser bei der Arbeit zeigen. Die richtigen Gefühle müssen einen packen. Zum Beispiel: Das ist die Basis-Strahlung – bei der kann man leben, und diese geht weit über die Grenzen hinaus – jetzt lebt jeder sein Leben 15-20 Jahre weniger. Wenn jemand - Petrow, Poroschenko oder Jazenjuk beim Reaktor ist, ein Witz natürlich. Und wenn ich hier bin, ist das schon ein Unglück. Alle Maßnahmen sind nützlich, aber die Jugendlichen brauchen echte Erlebnisse. Es kommt z.B. die Delegation, sie hat sich umgeschaut – alles in Ordnung. Aber hier ist die Basis-Strahlung, hier erlebt jeder sein Leben und Schicksal, 116 Jahre, oder 96, jemand fliegt in den Weltraum und kommt nicht zurück. Und hier haben alle minus 20 Jahre…sofort 20. Das ändert Ihre Genetik… Der Krebs entsteht aus einer Zelle. Sie haben ein Feuer gemacht, im Dampf gibt es Dioxid, das die Zelle ändert. Sie haben zweimal eingeatmet und in Ihren Lungen wurde eine Zelle geändert. Die Immunität hat sie nicht abgebaut und in 5 Jahren haben Sie ein Problem. Wenn man die Situation abklärt, kann jeder die Gefahr nachvollziehen. Sehen Sie hier die Basis-Strahlung…legen Sie hierher den Arm… niemand legt sogar für eine Sekunde. Wenn alle 46 000 000 Menschen werden gezwungen, den Arm auf dieses rote Quadrat zu legen, dann erkennen sie diese Gefahr, dann verschärft das die Gedanken, die man nicht in Traum gesehen hat. Man kann im Fernsehen zeigen, aber persönlich ich würde sie alle in die Zone holen. „Sehen Sie, dass es hier keine Leute gibt? Aber sie könnten hier leben und sogar eine Eliteortschaft bauen. Möchten Sie hier leben? – Ja. – Nun, man darf nicht.“ Man darf nicht, weil da überall die hohe Strahlung ist. Menschen brauchen einen Kontrast. Nun jetzt an der Kreuzung, bemerke ich, wie alle sich verändert haben. Wenn wir und ich auch schon beim gelben Ampellicht gestartet hätten, wäre ich stehengeblieben und hätte auf dieses dumme grüne Ampellicht gewartet. Ja, man denkt jeden Tag an die Verunglückten… Journalisten haben es recht, in die Tiefe zu blicken …
S.T.: Jeder Geschichte näherzukommen…
A.R.: …auf jedes Familienproblem einzugehen.
S.T.: Vielen Dank. Keine Fragen mehr. Vielleicht möchten Sie etwas hinzufügen?
A.R.: Nein…Ich bin eigentlich sehr gefühlsbetont… Und hier ist es noch meine Arbeit…Wissen Sie, dass ich Arzt bin?
S.T.: Ich habe herausgefunden, obwohl Sie darüber nicht gesagt haben.
A.R.: Ja, ich bin Facharzt für Gastroenterologie. Es kommen zu mir die Leute und man muss schnell das Problem finden und lösen. Und jeder meint, dass er der Besondere in dieser Situation ist. [...]