Oleg
Oleg
- Liquidator
Geburtsdatum:
Geburtsort:
Wohnort:
Berufstätigkeit:
Die Zeit, in der Tschernobyl-Zone :
Aktivitäten in der Tschernobyl-Zone durchgeführt :
Natalia Koslowa (im Folgenden N.K.): So heute ist der 3. Dezember 2015. Wir befinden uns im Gebäude des „Sojus Tschernobyl“ in der Stadt Charkiw. Ich, Natalia Koslowa, interviewe… Stellen Sie sich bitte vor.
Oleg Veklenko (im Folgenden O.W.): Veklenko Oleg Anatolijewitsch.
N.K.: Und meine erste Frage an Sie, eine Bitte, die Geschichte Ihres Lebens zu erzählen.
O.W.: Ich bin am 17. August 1950 im Fernen Osten geboren. Dort arbeitete mein Vater, der im Auftrag des Komsomols dorthin fuhr, und dort traf er meine Mutter, die Sekretärin der Komsomolorganisation-Station war. Also heirateten sie und im Jahre 50 wurde ich geboren, so. Mein Vater kam aus der Ukraine, aus Poltawa. Und er nahm die Mutter mit und kehrte hierher zurück. […] Ich lernte, ging zur Schule dort in Lubny. So. Und der Vater, er hatte solch einen Traum, dass… Es hatte selbst geträumt, Maler zu werden. […] Und er hatte sogar Versuche gemacht, sich an der Kunstschule, an dem Kunstinstitut immatrikulieren zu lassen. Eher erfolglos, damals war die Zeit schwer, besonders nach dem Krieg, im Jahre 47 war dort Hunger, also es gab kein Essen. Er wurde sogar am Institut immatrikuliert, aber er lief von dorthin weg, denn das Leben war sehr schwer. Also hatte er solch einen Traum, dass sein Sohn Maler wird. Und obwohl mir diese Beschäftigung nicht gerade gut gefiel, aber immerhin, sobald ich in die 5. Klasse ging, brachte er mich zum Kunststudio. […]
Nach dem Studio beendete ich 1967 die Schule und ließ mich an dem Kunst- und Gewerbeinstitut in Charkiw immatrikuliert. Man muss sagen, dass das Malen mir von Anfang an nicht gefiel und der Vater zwang mich dort einfach zum Malen. Dann entwickelte das sich nicht zum einfachen Hobby, ja, wenn man sich damit beschäftigt, ich konnte ohne das schon nicht. […] Zum letzten Studienjahr verteidigte ich mein Diplom mit Auszeichnung und wurde eingeladen, am Institut zu unterrichten. Also unterrichtete ich ein Jahr lang und danach wurde ich zur Armee eingezogen. […] Ich und mein Kamerad beschäftigten uns dort an der Politabteilung: Wir malten, bosselten etwas. Darin bestand hauptsächlich unser Dienst. Aber jedoch war mir das interessant und ich lief dort und ich lief dort hin und her. Ich hatte ja eine Aufgabe während des Militärdienstes, Muskeln aufzubauen, Sport zu treiben. Wir fuhren für die Übung, schossen. So war das für mich nicht ein für etwas verschwendetes Jahr, sondern solch eine gute Schule. Nach dem Militärdienst kehrte ich zur Akademie zurück und seit über 40 Jahren arbeite ich dort. […]
Eines Tages wurde ich zum Militärkommissariat beordert man sagte mir: „Da bist du ja, du musst zur Versammlung fahren“. Dann sollten alla für einige Zeit abgeholt werden, für einen Monat oder für 20 Tage, ich ich weiß das nicht mehr. Dort leistete ich mein Training ab, der Titel des Leutnants wurde mir verliehen und ich wurde zum Regiment des Chemieschutzes abgeordnet. Und ich hatte solch eine Dienststellung - Klubleiter. Der Klub ist unter stehenden Bedingungen ein gewöhnliches Soldatenheim, dort stehen Sessel, man muss Filme zeigen. Und wenn es feldmäßig ist, ist das solch ein Fahrzeug mit der Bude, dort steht eine Filmkamera, du befiehlst einen Fahrer und Filmvorführer. Einige Male gab es lustige Trainings, in deren man Gasmasken aufsetzte, liefen, aber meistens besorgte man Wodka und trank in den Zelten.
N.K.: Na ja, man schämte sich nicht allzu sehr.
O.W.: Es war üblich, wenn man wenn wir unseren Frauen entflohen sind, Klasse. Hier überall waren die unseren, es ging so. Eines Tages… Hier in der Iwanow-Straße hatte ich eine Werkstatt. Das Radio war bei uns immer angeschaltet und im Frühling hörten wir einmal solch eine bedenkliche Nachricht, dass am Tschernobyler Kraftwerk ein Unfall passiert war. Das hörte sich ziemlich gewöhnlich an: Das hörte sich ziemlich gewöhnlich an. Aber immerhin lautete diese Nachricht doch ein paar Male, und in der UdSSR gewöhnten sich die Menschen ein bisschen, zwischen den Zeilen zu lesen und zu hören. Die Nachricht hatte etwas Bedenkliches an sich.
Tatsache ist die, dass am 29. sagte mir meine Frau am Morgen, „Kauf Wein, bald kommt der 1. Mai, wir machen Schaschlik“. Damals wurde Schnaps, Wein und so was nur bis 7 Uhr abends verkauft. In jener Zeit gab es Alkoholbekämpfung, man sollte noch diesen Wein besorgen. Ich sollte also den Wein kaufen, aber wir arbeiteten an dem Tag länger als sonst und ich verstand, dass ich das nicht mehr schaffe. Schon 8 Uhr. Ohne Wein. So denke ich, da kriege ich Ärger mit der Frau. Und gegen 9 Uhr kam ich nach Hause. Ich sah, dass in der Küche ein Einberufungsbefehl liegt, ein merkwürdiger, mit irgendwelchen Ausschnitten. Darin standen gewöhnliche standardisierte Dinge: Pass mitnehmen, Becher, Löffel und Wehrpass und zur Sammelstelle kommen. Das war nicht weit. So ging meine Frau wahrscheinlich zu den Nachbarn. So war sie nicht da und ich denke schon, damit sie mich wegen des Weins nicht schimpft, glaube ich, werde ich weglaufen, Pass nehmen, Wehrpass, jetzt gehe ich in diese Schule und dann komme ich - es wird dann zu spät sein, wir werden essen, schlafen, alles cool. Ich nahm den Pass, den Löffel nahm ich nicht (lacht) und ging davon, lief zu dieser Schule. Ich wurde dort gemessen, alles wurde aufgezeichnet. Ich komme ins Klassenzimmer, und es sind noch andere 10 Leute da. Ich denke so, „Was soll denn das?“
Ich dachte gar nicht, dass da eine Verbindung sein konnte. …die man nicht weg ließ, die schon bewacht wurden. Ich frage die Männer, die man nicht weg ließ, die schon bewacht wurden. Ich frage, „Was ist das?“ „Was? Nach Tschernobyl“. So, nach Tschernobyl, kein Problem, ich hatte keine Angst. Ich hatte weder mit der Chemie etwas zu tun, noch mit Strahlung, noch mit irgendetwas. Außer Farben da. Das ist alles, Chemie (lacht). Und so sitze ich in dieser Klasse und denke, dass ich dass ich über die Feiertage im Wohnheim Dienst leisten soll, so dass nichts dort passieren wird. Und hier ist das Jahrtausend der Orthodoxie, so was. Und der erste Gedanke ist bei mir: Der Dienst wird schiefgehen, dass der Rektor sofort umbringt. So hatte ich auch nicht solch eine gute Beziehung mit dem Rektor. So denke ich, das ist alles. Was tun? Ich frage: “Für wie lange ist das?“- Für sechs Monate. So, wie ist es? Nichts, aber wie kann ich meiner Frau Bescheid sagen? Wir hatten damals kein Telefon. Ich musste die Jungs lange überreden, da war ein Automat in der Schule. Ich rief meinen Freund an und sagte: „Wolodja, du, springst du bitte für mich ein, weil es im Wohnheim etwas passieren kann, da kann es zur Schlägerei kommen, und dann... Und sage meiner Frau, sag ihr irgendwie Bescheid.“
O.W.: Und 20 Leute versammelten sich dort, wurden in die Busse gesetzt und und nach Wasischtschewo gefahren. […] Und hier in diesem Wald ist das auch ein interessantes Gefühl: Nacht, schon 12 Uhr, dort brennen die Brände, solch ein Gefühl, dass es Krieg ist. Und die Männer wärmen sich dort auf, man kommt, man kocht Brei, dort gibt es diese Feldküchen. Ich ging und ging, fand einen Unterstand, betrat ihn. „Also, wer bist du?“ „Weklenko“. „So. Oh, du hast es richtig gemacht, soweit! Die Frage ist geschlossen, wir haben schon ein volles Personal und der Klubleiter ist da, alles“. (lacht). Man ließ uns umziehen. Und jetzt erinnere ich mich daran, dass es ziemlich kalt war...
N.K: Welcher Monat war es?
O.W.: Es war April, der 29. April. Und der Frost war sogar im Mai, sogar. In Tschernobyl sind die Waschbecken eingefroren. Ich erinnere mich, dass ich dort einen Brettertisch gefunden, mich drauf gelegt habe und gegen Morgen bin ich eingeschlafen bin (lacht). Und am nächsten Tag hatten wir irgendeine Versammlung, wir wurden dort geschleift. Ich wurde geführt und gesagt: „Hier ist dein Auto, du bist du bist hier der Chef“ Was soll ich tun? – keine Ahnung. Was für ein Auto? Ich bin hier, um etwas zu befehlen. Und da war noch ein Fähnrich, sie hatten einen ordentlichen Klubleiter. Er war dort als Klubliter angestellt, im Regiment. Er musste irgendwohin hingehen, woanders. So, natürlich ist der Club so ein schicker Ort. Deshalb ist er nicht gegangen und so erfüllte er am Anfang alle meine Pflichten. Ein Bekannter meint: „Weißt du, ich gehe jetzt nach Hause. Wenn du willst, kann kann ich dich für 15 Minuten hinfahren. Auf dem Rückweg hole ich dich ab. Aber dass du mir nicht wegläufst! Sonst kommst du vors Tribunal!“ (Lacht) Ich lief nach Hause - meine Frau war nicht wieder da. Eine Notiz, das war das einzige, was ich ihr hinterlassen habe. So, da bin ich so ein Mensch, ich bin immer unterwegs und habe ein paar Bleistifte und einen Notizblock dabei. Ich packte alles schnell in den Rucksack und zurück (lacht).
So, sehr früh am Morgen brachte eine sehr große Kolonne, diese ganze Brigade, auf. Zuerst blieben die Wehrpflichtigen und dann die „Partisanen“. Die Spalte streckte sich für etwa 3 – 4 Kilometer aus. Es war eine sehr große Kolonne. Es war der 1. Mai. Ich erinnere mich, dass wir in Kiew um 6 Uhr morgens angekommen sind. Damals standen dort diese Fässer mit Milch. Normalerweise wurden sie aus Kolchosen hergebracht und die Leute reihten sich mit ihren Dosen in Schlage wegen der Milch.
Und als wir einen komischen Umweg um Kiew herum machten, schauten uns die Leute irgendwie misstrauisch an. Es wurde mir bange. Eine gigantische Kolonne, diese grünen Autos. Und sie fuhren dorthin, nach Tschernobyl. Ach was mir noch einfällt, als wir schon Kiew verlassen haben und durch Iwankow fuhren, da waren alle Brunnen mit Polyethylen bedeckt. Da fällt einem nichts mehr ein, außer dass man müde ist. Aber wenn man sowas zu sehen bekommt… Wir kamen an irgendeinem Ort bei Tschernobyl an. Bis zur Station waren es etwa 18 Kilometer. Und man fing an, Lager aufzustellen. Es war gerade nicht weit weg von dem Fluss. Und dann sah ich, dass wir uns schon wieder auf den Weg machten. Wir haben nichts zu essen bekommen, hätten Bärenhunger und wollten schlafen. Aber wir stiegen trotzdem in die Autos wieder ein, kehrten um und fuhren zurück. Es stellte sich heraus, dass sich der Wind von der Seite des Kernkraftwerks Tschernobyl drehte und der Strahlungsgrad stark anstieg. Deswegen hat man uns ein bisschen weiter gefahren, nach Oranoje.
Dort ist das Dorf Oranoje. Und dort in der Nähe der Autobahn gibt es so eine große Lichtung und kleine Kieferwälder. Es ist Polesien - da ist Kiefer und Sand und so was wie Gras. Alles, wir sind umgekehrt und wollten uns da so richtig ansiedeln. Es war schon dunkel, ich erinnere mich, dass es so einen starken Wind gab. Und am Abend konnten sie dort nur einen Haferbrei machen. Aber ich erinnere mich, dass es kalt war, ich drückte mich dieser Küche irgendwo näher. Es gab auch eine Erinnerung, dass der Sand auf den Zähnen mit diesem Brei knackte (Lacht). Das erinnere ich mich sehr gut, es war Unwetter, es wirkte beängstigend. Und hier ist es auch interessant - dann sagten sie: Wenn sie es tun wollten, um Schaden zu machen, dann würden sie diesen Ort finden. Die Tatsache ist, dass dort, in Polesien, es viel Sand gibt, er ist sehr fein. All dies wurde von Autos angetrieben, all dieser Staub stieg in die Luft. Und dazu noch das, was von der Station kam. So kann man sich vorstellen, was man geatmet hat.
N.K. Haben Sie in Zelten geschlafen?
O.W. Ja, wir zelteten. Aber ich bevorzugte in meinem Auto zu schlafen, weil die Leute sich in Zelten immer drängten und dazu schnarchten. Dabei hatte ich Glück, dass ich einen sehr guten Kommandanten –der Leiter der politischen Abteilung – hatte. Er war solch ein normaler, absolut adäquater Mann und erlaubte ruhig all diese nicht vorschriftmäßigen Dinge. Es war zwar ein wenig wärmer, da in den ersten Tagen des Frostes unsere Handwaschbecken erfroren waren.
N.K. Haben sie sich die ganze Zeit in Oranoe aufgehalten oder sind irgendwo gefahren?
O.W. es ging jeden Tag irgendwohin. Am Anfang bin ich nicht gefahren, da es notwendig war, dieses ganze politische und unterhaltsame Leben auszustatten. Das heißt, es war notwendig, einen Klub zu bauen, einige Agitationsmaterialien zu verteilen und desgleichen. Und dann gab es verschiedene Situationen. Ich wurde in die Gegend dorthin befehlt, wo unsere Jungs arbeiteten und wo sie blieben. Man sollte dorthin fahren und einen Film zeigen. Und plötzlich solche Anweisungen, die Farbe anzuschaffen. Wo auch immer. Hier ist die Zone - fahr einfach dorthin, wohin du willst. Ich hatte einen Pass auf den Wagen, so konnte ich überall hin. Es war notwendig, die Kämpfer zu ermutigen: Ich hatte eine Handvoll von Abzeichen, Medaillen und wenn jemand etwas Gutes tat – musste ich das Zeug einreichen. Man musste Filme zeigen. Dort, vor allem am Anfang – ungefähr 5 Tausend Personen war, die am Abend zurückkehrten und wussten nicht, was sie anfangen sollten. Dort irgendwo fand jemand Alkohol und war betrunken. Deshalb retteten nur die Filme.
N.K. Welche Arbeit wurde Männern und Frauen anvertraut?
O.W. Ich sah sehr wenige Frauen. Sie waren dort, auf der Station. Diese waren vor allem Medizinarbeiterinnen, sie waren aus dem Nahrungssektor. Und was die Männer taten - das waren sehr unterschiedliche Aufgaben. Ich habe das gesehen, als ihm gesagt wurde: "Du gehst durch den Korridor, dann biegst du nach links, dann gehst du zwei- , dreihundert Meter und siehst dann einen Korridor rechts. Schnell da rein, nimm eine Kasten und schieb ihn 20 cm weg. Soweit. Und schnell zurück!“ Das war seine Aufgabe für den Tag. Er lief hin und her, schob und lief zurück. Und den ganzen Tag saß er und wartete, manchmal ging sogar irgendwo fischen. So ein Schwachsinn.
N.K. Hat man sogar gefischt?
O.W. Ja, gefischt, in der Sonne gelegen.
N.K. Wie war es mit der Ernährung bei ihnen?
O.W. Gute Ernährung. Grundsätzlich Fleisch, Konserven, all das wurde gegeben und alles und ... Man sorgte auch dafür, dass wir rechtzeitig zur Station kommen.
N.K. Wie lange waren Sie dort?
O.W. Ich war genau 2 Monate. In meiner Militärkarte wurde vom 3. Mai bis 3. Juli geschrieben. Dann verbrachte ich noch einen Monat in Kiew, wo ich eine Ausstellung vorbereitete.
N.K. Hatten Sie eine Möglichkeit, einen Brief an Ihre Frau zu schreiben?
O.W. Nein, ich konnte das nicht. Aber ich musste in Kiew Filme abholen, so versuchte ich dort einen Brief in den Kasten werfen. Ich habe es nicht in der Tschernobyl-Zone geworfen, weil weil die Briefe hier geprüft wurden und viele haben ihre Empfänger nicht erreicht.
Woroschilow und Gnatyshyn kamen als Korrespondenten in die Zone und brachten mir aus dem Künstlerverein Papier, Bleistifte, Rötel und ich malte dort. Ich hab als Künstler angefangen, es gibt dort so viele Typen! Zuerst zeichnete ich sie. Es war rein psychologisch wie eine Entladung, vor allem in den ersten Tagen. Und dann fragten die Leute: "Oh! Cool! Lass mich es meiner Frau oder Mutter schicken“. Als der Leiter der Politischen Abteilung das sah, sagte er: „Oh! Hänger wir das an die Würdigungstafel." Und begann eine so große Porträts zu zeichnen. Später kamen noch Leute und sagten: "Diese Person hat sich hier ausgezeichnet, wir brauchen dringend ein Porträt."
N.K. Und wenn Sie zurückkamen, haben Sie eine besondere Haltung von einfachen Menschen zu sich gefühlt, da Sie dort gewesen sind?
O.W. Oh, das war sehr interessant. Einige Leute fragten: "Nun, was ist dort? Explodierte es dort schon oder was?". Ich sage: "Ruhe! Alles in Ordnung". Manche Leute haben irgendwie versucht, näher zu kommen, und einige, im Gegenteil, vermieden, weil sie glaubten, dass wir dort tatsächlich infiziert waren, radioaktiv. Wir alle fühlten uns irgendwie wie Helden und die Haltung im Allgemeinen war sehr respektvoll. Meine Verwandten, die in verschiedenen Republiken der Union lebten, erlangten nur aus einer Zeitung davon, dass ich in Tschernobyl war. Ende Mai kamen Korrespondenten aus der Zeitung „Prawda“ an. Nun, was muss man auf der Station filmen? Es gibt nichts Interessantes: man grabt mit Schaufel die Erde, zieht etwas, wäscht Maschine mit Waschpulver. Und hier malt der Künstler! Und dieser Korrespondent fotografierte mich und wurde und ich erschien in „Prawda“. Und alle meine Verwandten haben das gesehen! Aus der ganzen Union wurden die Briefe „Tschernobyl, an den Maler“ geschickt - so hieß die Adresse! Schon nach der Veröffentlichung in der „Prawda“ fingen die Generäle an, ihre Leute zu mir zu schicken, damit ich ihre Porträts zeichnete. Ich habe sogar Porträts von Kiva und Tarakanov. Sie sind jetzt in einem Museum in Kiew.
N.K. Mit Rückblick auf all diese Jahre, auf die wichtige Lebenserfahrung, was würden Sie zukünftigen Generationen beraten?
O.W. Anständig zu leben, ehrlich zu sagen. Und keine Angst zu haben, denn im Leben kommen solche Situationen vor, dass… Was schrecklich scheint, ist nicht immer so schlecht. Und was zum Beispiel so heroisch schien, ist in Wirklichkeit eine Dummheit. Wie viele Leute sind umgekommen! Und ich glaube, dass die Geschichte … nichts lehrt: Fukushima zeigt das. Ich sehe, was in ATO passiert - genau das Gleiche: Man schätzt weder Mensch noch menschliches Leben. Also meine Schlussfolgerungen sind pessimistisch und ich wünsche einfach zu leben und normale und adäquate Person zu sein.