Inklusive Buch „Der ukrainische Minnesänger“

Inklusive Buch „Der ukrainische Minnesänger“

Neue Impulse für die Inklusion von Menschen mit Behinderung setzt die Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw in diesen Tagen. Am Montag, dem internationalen Tag der Blinden, war Generalkonsul Dr. Wolfgang Mössinger zu Gast in der Geschichtswerkstatt. Im Rahmen der Deutschen Wochen in der Ukraine wurde das druckfrische, inklusive Buch “ „Der ukrainische Minnesänger“ präsentiert.

„Ihr Projekt ist ein besonders unterstützenswertes“, lobte Dr. Mössinger das jüngste Projekt. Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland für die Ostukraine betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der Veröffentlichung sowohl für die Inklusionsbemühungen in der Ukraine als auch für die deutsch-ukrainische Zusammenarbeit.

Inklusives Buch mit tastbaren Bildern

Der ukrainische Minnesänger“ ist ein Buch über die ukrainische Folk-Musik, über traditionelle Instrumente wie die Kobza und die Bandura, aber auch über jahrhundertealte Weisen und ihre Geschichte. Das wirklich Einzigartige am Buch „Der ukrainische Minnesänger“ aber ist, dass es in universellem Design veröffentlicht wurde: Die Schrift ist gleichzeitig in kyrillischen Buchstaben und in Brailleschrift abgebildet, so dass sowohl sehende, als auch sehbehinderte und blinde Menschen ein und dasselbe Exemplar lesen können.

So enthält das Buch auch fühlbare Illustrationen der ukrainischen Instrumente: Designer haben taktile Bilder der Kobza und der Bandura entwickelt, zweier bauchiger Saiteninstrumente, die für die traditionelle ukrainische Folk-Musik unentbehrlich sind. Dadurch können erstmals auch blinde Menschen ertasten, welche Formen die Holzinstrumente haben. Dies ist besonders wichtig, da viele bekannte ukrainische Minnesänger selber blind waren. Für diejenigen unter den Sehbehinderten, die eher einen auditiven Zugang bevorzugen, kann zudem mit einem speziellen QR-Code eine Audio-Version des Buchs „Der ukrainische Minnesänger“ heruntergeladen werden.

Die Buchveröffentlichung ist ein Ergebnis des Projektes zur Verbesserung der Bildungschancen von jungen Menschen mit Sehbehinderung, das die Geschichtswerkstatt Tschernobyl zurzeit in Zusammenarbeit mit dem IBB Dortmund mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland durchführt. Damit wird gleichzeitig der Aufbau sozialer Unternehmen gefördert, die Menschen mit Behinderung Beschäftigung bieten. So waren auch an der Herstellung des jüngsten Buches mehrere Sehbehinderte aktiv beteiligt.

Buch von Oleg Veklenko und zehn Zeitzeugenberichte werden ins Deutsche übersetzt

Eine weitere Buchveröffentlichung ist für Mai 2018 geplant: Denn auch das Buch des Tschernobyl-Liquidators Oleg Veklenko: „Tschernobyl: Skizzen vom Ort des Geschehens“ wird anlässlich des deutsch-ukrainischen Sprachenjahres mit Unterstützung der deutschen Botschaft ins Deutsche übersetzt. Außerdem werden zehn Zeitzeugenberichte von Tschernobyl-Liquidatoren ins Deutsche übersetzt, so dass sie zu den Europäischen Aktionswochen „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ 2018 elektronisch zur Verfügung stehen werden. Die Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw arbeitet dazu mit Germanistik-Studenten der örtlichen Universitäten in Charkiw zusammen.

 

Mechthild vom Büchel