Wiltscha: damals und heute
Die Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Partnerschaft mit der Ruhr-Universität Bochum (Deutschland) und der Ukrainian Oral History Assotiation (UOHA)
hat im Rahmen des Programms „MEET UP! Deutsch-Ukrainische Jugendbegegnungen“ das Projekt „Wiltscha: damals und heute” durchgeführt, das von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ (EVZ) gefördert wurde.
Die Projektleiterin ist Dr. Viktoria Naumenko; die Koordinatorin der deutschen Gruppe – Dr. Olena Petrenko; die Koordinatorin der ukrainischen Gruppe – Dr. Svitlana Telukha.
MEET UP! ist ein internationales Austauschprogramm für aktive junge Leute in Deutschland und in der Ukraine. Solche Begegnungen ermöglichen gemeinsames Durchführen von Projekten im Bereich der historisch-politischen Bildung, der deutsch-ukrainischen Beziehungen, der gewaltfreien Konfliktlösung oder zu anderen aktuellen Themen.
Das Ziel des Projekts „Wiltscha: damals und heute” besteht darin, am Beispiel des Dorfes Wiltscha vergleichend zu erforschen, welche Erfahrungen die umgesiedelten Personen nach der Tschernobyl-Katastrophe und die Binnenflüchtlinge aus dem aktuellen Ukrainekonflikt (Donezker und Luhansker Oblast) gemacht haben.
Durch die Annexion der Krim und die militärischen Auseinandersetzungen in den Regionen um Donezk und Lugansk wurden ungefähr zwei Millionen Menschen zu IDPs. Dadurch entstanden Probleme mit der Adaption der Binnenflüchtlinge an ihrem neuen Wohnort und der Integration in die dortige Gesellschaft. Doch die Ukraine hat bereits Erfahrung mit der Umsiedlung von Menschen: Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 wurden ungefähr 300.000 Menschen über die ganze Ukraine verteilt umgesiedelt. Wiltscha im Wowtschansk-Rajon der Oblast Charkiw ist ein Dorf, das Anfang der 1990er Jahre nach der Tschernobyl-Katastrophe speziell für die Umsiedler aus dem Dorf mit dem gleichen Namen bei Kiev (Polesien), gebaut wurde.
Als 2014 die militärischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine begannen, erklärte sich Wiltscha bereit, Binnenflüchtlinge aus den Krisengebieten aufzunehmen. Durch die bereits gesammelte Erfahrung mit der Umsiedlung und die dabei entstandenen Probleme, halfen viele BewohnerInnen von Wiltscha bei der aktiven Integration der Flüchtlinge in die lokale Gemeinschaft.
Die Erfahrungen, die die UmsiedlerInnen aus Tschernobyl bei der Adaptions- und Integrationshilfe der Menschen aus den Krisengebieten gesammelt haben, werden im Rahmen des MEET-UP-Projekts von deutschen und ukrainischen Studierenden untersucht.
Die ProjektteilnehmerInnen haben Audio- und Videointerviews mit den Umsiedlern aus dem Dorf Wiltscha gemacht, sowie Foto- und Videomaterial gesammelt. Die Projektprodukte sind ein Film über das Dorf Wiltschta von heute und das historische Album „Wiltscha – das umgesiedelte Dorf” mit der Geschichte des Dorfes und den Interviews mit seinen Einwohnern.
Dank dem Projekt wird die Erinnerung an diese einzigartige Erfahrung der Umsiedlung aus dem kontaminierten Bereich nach der Tschernobyl-Katastrophe erhalten bleiben und der jungen Generation vermittelt. Außerdem hilft das Projekt die Probleme der Binnenflüchtlinge an ihren neuen Wohnorten besser verstehen, was zum Lösen dieser Probleme beiträgt.