Stärkung des Selbsthilfepotenzials von Menschen mit Behinderung in der ostukrainischen Region Charkiw (2014-2016)
Im April 2014 starteten DUN, IBB und die Geschichtswerkstatt Tschernobyl gemeinsam ein neues Projekt zur Stärkung des Selbsthilfepotenzials von Menschen mit Behinderung in der ostukrainischen Region Charkiw. Im Rahmen des von „Aktion Mensch“ geförderten Projekts arbeiteten erstmals Verbände der Tschernobyl-Liquidatoren und Behindertenorganisationen eng zusammen. Denn obwohl die Hälfte der Tschernobyl-Liquidatoren als behindert gilt, tauschten sie sich bis dahin kaum mit anderen behinderten Menschen aus. Dabei teilen sie viele soziale Probleme.
So bemühen sich viele Liquidatoren und andere Menschen mit Behinderung vergeblich um eine Beschäftigung. Auch die gesetzlich bestehende Möglichkeit, soziale Unternehmen zu gründen und hierfür staatliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wird bisher von Behindertenorganisationen nur unzureichend genutzt. Hier setzte das von DUN und IBB Dortmund gemeinsam mit dem städtischen Liquidatoren-Verband „Sojus Tschernobyl“ und anderen Partnern entwickelte Projekt an.
Ein großes Hindernis für den Erfolg sozialer Unternehmen ist die negative oder passive Einstellung von Behörden und Öffentlichkeit. So sehen viele Behörden beispielsweise nur, dass soziale Unternehmen weniger Steuer zahlen und dem Staat dadurch Einnahmen entgehen. Dass durch die erfolgreiche soziale Integration von Behinderten zugleich die staatlichen Sozialausgaben verringert werden, wird hingegen in der Regel nicht mitbedacht. Um mehr öffentliche Unterstützung zu erhalten, entwickelten die am Projekt teilnehmenden Organisationen daher auch gemeinsam öffentliche Kampagnen zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember.
Im Rahmen des Projekts wurden Selbsthilfeinitiativen in den drei Pilotregionen Bohoduchiw, Losowa und Wiltscha im Gebiet Charkiw beim Aufbau von Beratungsstellen unterstützt. Diese helfen u.a. Behinderten bei der Arbeitsvermittlung und beim Aufbau sozialer Unternehmen. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Ostukraine sind sie aber auch Anlaufstellen für Binnenflüchtlinge. Darüber hinaus nahmen über 20 Vertreter aus Behindertenorganisationen an Trainings zur Erarbeitung von Businessplänen für soziale Unternehmen teil. Als erste teilnehmende NRO gründete „Prawo wybora“ (Recht auf Wahl) im Frühjahr 2015 ein eigenes Unternehmen mit dem Namen „Sozintel“.